Was hat eine Depression mit Hämatinerbrechen zu tun?

Anamnese

Ein 73-jähriger Patient stellt sich mit Hämatinerbrechen bei hämorrhagischer Refluxösophagitis Grad III zum 12. Mal innerhalb von drei Jahren vor. Im vorvorletzten Jahr lag der Patient fünfmal stationär im Klinikum, im vorletzten Jahr zweimal innerhalb von sechs Wochen und auch im Vorjahr gab es vier Aufenthalte innerhalb von vier Monaten.

Aktuelle Medikation

Seit mehreren Jahren Acetylsalicylsäure (ASS) 100 mg bei Zustand nach PICA-Infarkt (Infarkt im Stromgebiet der Arteria cerebelli inferior posterior) 

Citalopram 20 mg seit mehreren Jahren, im letzten Jahr auf 40 mg erhöht

Diagnose

Hämatinerbrechen bei hämorrhagischer Refluxösophagitis Grad III

Verstärkte Blutungsneigung bei Arzneimittelinteraktion

Pathomechanismus

Acetylsalicylsäure führt zu irreversibler Thrombozytenaggregation durch Acetylierung der Cyclooxygenase, Hemmung von Thromboxan A2.

SSRI hemmen den Transport von Serotonin in die Thrombozyten mit konsekutiver Funktionseinschränkung. 

Wichtige Hinweise – Lessons learned

  • Die Kombination aus niedrig dosiertem ASS und SSRI erhöht das Blutungsrisiko signifikant.
  • Dieses Risiko kann durch gleichzeitige Gabe von H2-Antagonisten oder Protonenpumpeninhibitoren halbiert werden.
  • Bei andauernder Problematik Umstellung auf eine andere Substanzklasse von Antidepressiva erwägen bzw. Abklärung der Notwendigkeit bzgl. der Indikation!
  • Aufklärung über Blutungsrisiko, Blutbildkontrollen und Test auf okkultes Blut im Stuhl

Diesen Fall haben für Sie zusammengefasst
Bettina Plank-Kiegele, Christine Schnitzer, Prof. Dr. med. Harald Dormann

Quellen

  • Labos C, et al. Risk of bleeding associated with combined use of selective serotonin reuptake inhibitors and antiplatelet therapy following acute myocardial infarction. CMAJ 2011;183(16):1835–43. doi: 10.1503/cmaj.100912.  
  • Loke YK, et al. Meta-analysis: gastrointestinal bleeding due to interaction between selective serotonin uptake inhibitors and non-steroidal anti-inflammatory drugs. Aliment Pharmacol Ther 2008;27:31–40. doi: 10.1111/j.1365-2036.2007.03541.x.

Kontakt

Klinikum Fürth
Studienzentrale der Zentralen Notaufnahme
Jakob-Henle-Straße 1
90766 Fürth

Falls Sie Fragen zu den Nebenwirkungen des Monats haben, schreiben Sie uns eine E-Mail an: zna-studienzentrale@klinikum-fuerth.de