Anamnese
Eine 18-jährige Frau stellt sich wegen seit etwa zwei Wochen bestehenden Durchfällen und Unterbauchschmerzen in der Notaufnahme vor. Vor vier Wochen hatte sie eine Weisheitszahn-OP mit anschließender Einnahme von Clindamycin über sieben Tage. Ungefähr anderthalb Wochen später setzte die Diarrhö ein.
Diagnose
Kolitis mit Nachweis von Clostridioides difficile (Clostridioides-difficile-assoziierte Diarrhö [CDAD]) bei Diarrhö und Nachweis von Clostridioides-difficile-Toxin A im Stuhl.
Pathomechanismus
- Der Wirkungsmechanismus von Clindamycin beruht auf der Hemmung der bakteriellen Proteinbiosynthese → Bakteriostatische Wirkung
- Bakterien der natürlichen Darmflora werden ebenfalls gehemmt. Es entsteht ein Ungleichgewicht, wodurch es zu vermehrtem Wachstum von C. difficile kommt. → C. difficile produziert die Toxine A und B, die zur Entwicklung einer Diarrhö führen und die Hauptursache für eine antibiotikaassoziierte Kolitis darstellen
- Patienten über 65 Jahre oder Patienten mit mehreren chronischen Komorbiditäten oder einer bereits früher durchgemachten Clostridioides-difficile-Infektion haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf und die Entwicklung einer pseudomembranösen Kolitis
Wichtige Hinweise – Lessons learned
- Der Gebrauch von Antibiotika gilt als Hauptrisikofaktor für CDAD. Vor allem Clindamycin gilt als besonders risikobehaftet.
- Clostridienbefall kann durch andere Arzneimittel begünstigt werden, z.B. Pantoprazol (→ Verminderung der Säurebarriere im Magen).
- Darmsanierung nach Antibiotikabehandlung oder prophylaktisch mit Probiotika ist möglich, für eine Empfehlung eines Präparates ist die Evidenz nicht ausreichend. Es fehlen klare Angaben zur Dosierung und zur Art der Keime.
- Probiotika-Gabe ist kontraindiziert bei Immunsupprimierten und Patienten mit zentralem Venenkatheter.
- Keine motilitätshemmende Therapie mit Loperamid bei CDAD.
- Während der symptomatischen Phase ist aufgrund der fäko-oralen Übertragungsmöglichkeit streng auf die Hygiene zu achten!
- Sporen von Clostridioides können auf Oberflächen mehrere Wochen überleben.
Diesen Fall hat für Sie zusammengefasst
Bettina Plank-Kiegele, Christine Schnitzer, Prof. Dr. med. Harald Dormann
Quellen
- Fachinformation Clindamycin
- Fachinformation Eubiol
Kontakt
Klinikum Fürth
Studienzentrale der Zentralen Notaufnahme
Jakob-Henle-Straße 1
90766 Fürth
Falls Sie Fragen zu den Nebenwirkungen des Monats haben, schreiben Sie uns eine E-Mail an: zna-studienzentrale@klinikum-fuerth.de