Peter Walther, Berlin
Seit dem 1. Oktober bin ich als Geschäftsführer der ADKA Ansprechpartner für rund 1600 Krankenhausapotheker. Ich selbst bin kein Krankenhausapotheker. Aus der Sicht eines Interessenvertreters ist dies kein Nachteil. An Krankenhausapothekern, die ihre berufliche Erfahrung und ihren Sachverstand einbringen, mangelt es in diesem Verband ja nun wahrlich nicht. Die ADKA hat die Chance genutzt, weitere Erfahrungen und Kompetenzen in den Verband zu holen, die für eine zielgerichtete Interessenvertretung wichtig sind. Als Verbandsgeschäftsführer sehe ich es als meine Aufgabe an, jenseits von aktuellen Differenzen mit allen potenziellen Ansprechpartnern im Gesundheitswesen im Gespräch zu bleiben. Manches Mal fällt dies ohne unmittelbare Betroffenheit leichter. Als Volkswirt und Gesundheitsökonom bin ich seit rund 12 Jahren als Interessenvertreter in verschiedenen Verbänden tätig – zuletzt bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) in Berlin. Sektorübergreifende Fragestellungen waren bislang immer Teil meines Aufgabenbereichs. Insoweit sehe ich auch die Krankenhausapotheke nun zwar aus einem neuen Blickwinkel – aber nicht zum ersten Mal.
Die Gesundheitspolitik auf Bundesebene und damit der Standort Berlin werden für die ADKA zunehmend wichtiger. Die von Herrn Schmitt begonnene Aufbauarbeit sollte deshalb konsequent weitergeführt und ausgebaut werden. Es müssen immer wieder Wege gefunden werden, wie auch ein vergleichsweise kleiner Verband wie die ADKA seine Interessen und sein Know-how in den politischen Meinungsbildungsprozess einbringen kann – getreu dem Motto: „Tue Gutes und rede darüber“. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil der ADKA gegenüber manchen Großverbänden ist dabei eine weitgehend homogene Interessenlage unter den Mitgliedern und Verbandsstrukturen, die schnelle Entscheidungen ermöglichen.
Bei einer erster Einsicht in die Verbandsaktivitäten hat mich beeindruckt, dass die Krankenhausapotheker ein überaus aktives Netzwerk gebildet haben, in welchem sich die Mitglieder über Probleme der täglichen Praxis, über die fachliche Fortbildung bis hin zu gesundheitspolitischen Fragen rege austauschen. Die gesundheitspolitische Entwicklung der vergangenen Jahre scheint jedoch auch Zukunftsängste hervorgebracht zu haben, die sicher nicht unbegründet sind. Der steigende Kostendruck im Krankenhaus durch die sukzessive DRG-Einführung bis 2009 und der wachsende Anteil privatwirtschaftlich organisierter Krankenhausketten drohen zu einer rein betriebswirtschaftlichen Überprüfung der Krankenhausapotheke zu führen. Im Zuge eines erweiterten Vertragswettbewerbs wird im Sozialministerium bereits öffentlich über die Aufhebung des Kontrahierungszwanges für Krankenkassen für die Zeit nach 2006 nachgedacht. Die damit verbundene Gefahr, dass einzelne Krankenhäuser keinen Vertrag mit Krankenkassen erhalten, würde den Kostendruck weiter erhöhen. Wie kann sich die Krankenhausapotheke in diesem Prozess der Umstrukturierung behaupten? Wie kann sie vielleicht sogar gestärkt daraus hervorgehen?
Das Krankenhaus und die Krankenhausapotheke haben eine symbiotische Beziehung. Der Krankenhausapotheker weiß dies. Es wird darauf ankommen in jedem Krankenhaus das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass eine krankenhausbeliefernde Apotheke nicht den gleichen Qualitätsstandard bieten kann, nicht das gleiche Dienstleistungsspektrum leisten kann und nicht mit der gleichen Reaktionszeit die Notfallversorgung ermöglicht wie eine Krankenhausapotheke. Angesichts von sich angleichenden (Fall-) Preisen im stationären Sektor und einer zunehmenden Transparenz des Leistungsgeschehens wird die Qualität der Leistungserbringung und letztlich die Ergebnisqualität ein Schlüsselfaktor für die Positionierung der Krankenhäuser mit und ohne eigene Krankenhausapotheke sein.
Die Krankenhausapotheke ist das Kompetenzzentrum für eine qualitätsgesicherte Arzneimittelversorgung im stationären Sektor. Bereits heute gibt es begrenzte Möglichkeiten, diese Arzneimittelversorgung patientenbezogen auch im ambulanten Bereich fortzusetzen. Eine weitere Öffnung der Krankenhausapotheke für die ambulante Versorgung wird kontrovers diskutiert. Im Sinne einer sektorübergreifenden Versorgung und der Definition von Versorgungspfaden spricht sicher Einiges für eine stärkere Kontinuität der Medikation gerade bei Schwerkranken vom Krankenhaus zur Pflege oder Rehabilitation bis zum ambulanten Mediziner. Möglicherweise könnten über die integrierte Versorgung hier Erfahrungen gesammelt werden.
Zum 1. Oktober 2005 wurde Dr. Peter Walther zum Geschäftführer der ADKA e.V. bestellt und übernimmt damit die Nachfolge von Edgar Schmitt. Dr. Walther hat Volkswirtschaftslehre und Gesundheitsökonomie unter anderem beim jetzigen Vorsitzenden des Sachverständigenrats, Prof. Wille, an der Universität Mannheim studiert und über die GKV berufsbegleitend promoviert.
Der heute 40-Jährige ist seit 1994 im Verbandswesen tätig. Zunächst war er Abteilungsleiter für Wirtschaftspolitik bei einer regionalen Wirtschaftskammer in Stuttgart. Seit dem Jahr 2000 agiert Dr. Peter Walther auf bundespolitischer Ebene in Berlin zunächst als Geschäftsfeldleiter Grundsatzfragen beim Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) und zuletzt bei der Kassenärztlichen Bundsvereinigung (KBV) als Referatsleiter Grundsatzfragen.
Schwerpunkte seiner bisherigen Tätigkeit waren die Begleitung der aktuellen Gesundheitspolitik, Regulierungen des Arzneimittelmarktes sowie die Analyse sektorübergreifender Fragestellungen im Gesundheitswesen. Zu diesen Themenbereichen ist Dr. Peter Walther auch an verschiedenen Hochschulen als Dozent tätig.
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