Pharmazeutische Betreuung lebertransplantierter Patienten unter besonderer Berücksichtigung der Compliance mit der immunsuppressiven Therapie


Eine prospektive, randomisierte, kontrollierte Studie

Anja Klein und Irene Krämer, Mainz

Compliance mit der immunsuppressiven Therapie spielt eine entscheidende Rolle für den langfristigen Erfolg einer Organtransplantation. Strategien zur Förderung der Compliance von organtransplantierten Patienten sind daher von besonderem Interesse. Im Rahmen der vorgestellten Arbeit wurde erstmals in Deutschland ein Konzept zur pharmazeutischen Betreuung lebertransplantierter Patienten erarbeitet und dies mit wissenschaftlichen Methoden auf seine Effektivität überprüft. Methode: Um den Nutzen pharmazeutischer Beutreuung zu belegen, wurde das Projekt als prospektive, randomisierte, kontrollierte Studie durchgeführt, in die 50 Patienten eingeschlossen wurden. Hauptziel der Studie war die Untersuchung des Einflusses einer 12-monatigen pharmazeutischen Betreuung von lebertransplantierten Patienten auf die Compliance mit der immunsuppressiven Therapie. Zur Messung der Compliance wurden MEMS® (Medication event monitoring systems) herangezogen. Weitere direkte und indirekte Methoden zur Messung der Compliance dienten zur Verifizierung der mittels MEMS® gemessenen Compliancedaten. Sekundäre Zielparameter der Studie waren der Einfluss der pharmazeutischen Betreuung auf das Patientenwissen zur Arzneimitteltherapie und die Patientenzufriedenheit mit dem pharmazeutischen Betreuungsservice. Des Weiteren wurde das Auftreten von arzneimittelbezogenen Problemen untersucht. Ergebnisse: Die pharmazeutische Betreuung lebertransplantierter Patienten führte zu einer signifikanten Steigerung der Compliance mit der immunsuppressiven Therapie im ersten Jahr nach der Transplantation. Die mittlere Dosing-Compliance der Interventionsgruppe betrug 90% (77–100%), die der Kontrollgruppe 81% (57–99 %) (p = 0,015). Nur zwei Patienten (10 %) der Interventionsgruppe, aber neun Patienten (43%) der Kontrollgruppe wiesen eine Dosing-Compliance von <80% auf (p = 0,032). Blutspiegel von Patienten der Kontrollgruppe lagen deutlich häufiger im subtherapeutischen Bereich als Blutspiegel von Patienten der Interventionsgruppe. Im Rahmen eines standardisierten Interviews zur Arzneimitteltherapie erzielten Patienten der Interventionsgruppe durch besseres Wissen deutlich höhere Punktzahlen als Patienten der Kontrollgruppe. Die pharmazeutische Betreuung wurde von den Patienten gern angenommen und äußerst positiv bewertet. Insgesamt wurden im Studienzeitraum 162 arzneimittelbezogene Probleme (6 Probleme/Patient) identifiziert, was auf ein hohes Maß an Medikationsproblemen bei dieser Patientengruppe hindeutet. Diskussion: Das erarbeitete Konzept zur pharmazeutischen Betreuung erwies sich als erfolgreich und gut in die Routine integrierbar. In einem Folgeprojekt soll die etablierte pharmazeutische Betreuung fortgeführt und auf Offizinapotheken ausgedehnt werden. Damit soll eine sektorübergreifende pharmazeutische Betreuung der Transplantationspatienten initiiert werden.
Schlüsselwörter: Pharmazeutische Betreuung, Compliance, Immunsuppression, Lebertransplantation, prospektive, randomisierte Studie.
Krankenhauspharmazie 2007;28:458–68.

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