Neue Wege gehen: Dem Klinischen Apotheker die Basis für eine professionelle Arbeit in deutschen Krankenhäusern geben


Dr. Holger Knoth, Dresden, für die Mitglieder der Projektgruppe Stationsapotheker der ADKA e.V.

Als der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker e.V. (ADKA) 1984 auf seiner Mitgliederversammlung beschloss, eine eigene Weiterbildung in Anlehnung an die in den 80er-Jahren durch die Landesapothekerkammern eingeführten Weiterbildungen anzubieten und daraufhin 1985 die Fachausbildungsordnung „Klinischer Pharmazeut ADKA e.V.“ verabschiedete, gab es erstmals in Deutschland die Möglichkeit, sich auf klinisch-pharmazeutischem Gebiet inhaltlich ausbilden zu lassen. Die ADKA war damit der Wegbereiter für die Etablierung einer bundesweiten Weiterbildung und legte mit Weitblick und Enthusiasmus den Grundstein für die Entwicklung der Klinischen Pharmazie in Deutschland. Dies war ein Meilenstein für die Krankenhauspharmazie!

Mehr als 30 Jahre später erleben wir erneut einen einschneidenden Wandel im Berufsbild des Krankenhausapothekers, gefördert durch die Nachfrage nach Interprofessionaliät am Krankenbett. Immer mehr Kollegen sind inzwischen von Krankenhausapotheken oder Krankenhäusern angestellt und arbeiten auf Station, sind am Aufnahme- und Entlassmanagement oder am Antibiotic Stewardship beteiligt. Diese Tätigkeitsvielfalt hat die Attraktivität unseres Berufs in Deutschland deutlich erhöht. Auch der Blick über die Grenzen Deutschlands hat uns weitergeholfen: Sind viele Kollegen früher nach dem Studium zur Weiterbildung und praktischen Tätigkeit in die Leuchtturmländer für die Klinische Pharmazie, beispielsweise Großbritannien oder die USA gezogen, macht uns der gewachsene Anteil klinischer Arbeit in Deutschland heute wieder attraktiver, und wir profitieren von der Rückkehr gut ausgebildeter Kollegen.

Wir werden auf Dauer aber weder von den Heimkehrern noch von den enthusiastisch-motivierten Apothekern, die sich meist im Selbststudium das Feld erarbeitet haben, leben können. Die interprofessionelle Zusammenarbeit wird immer wichtiger werden und damit die Nachfrage nach gut ausgebildeten Klinischen Apothekern steigen. Daher besteht die aktuelle und wichtige Frage, ob die derzeitige universitäre Ausbildung und die Weiterbildung in Deutschland dem pharmazeutischen Nachwuchs die notwendigen Grundlagen vermitteln kann, um diese klinisch-pharmazeutische Tätigkeit leisten zu können. Im Moment muss man diese Frage selbstkritisch mit „Nein“ beantworten. Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland fordert seit Jahren eine Änderung des Inhaltskatalogs für das Pharmaziestudium hin zu mehr Klinischer Pharmazie. Auch der Weiterbildungskatalog zum Fachapotheker für Klinische Pharmazie enthält zunächst viel Wissen für die Breite der Tätigkeit eines Krankenhausapothekers. Diese Breite ist auch wichtig, bildet sie doch die Grundlage für unsere Arbeit im Krankenhaus als Querdenker, Moderator und Netzwerker. Um aber als Spezialist am Krankenbett auf Augenhöhe mit dem Arzt über Therapieoptionen aus pharmazeutischer Sicht diskutieren zu können, muss man sich deutlich tiefgründiger mit klinisch-pharmazeutischen Fragestellungen auseinandersetzen.

Als das Präsidium und der Vorstand der ADKA mich beauftragten, eine Projektgruppe zum Thema Stationsapotheker zu gründen, geschah das auch vor dem Hintergrund, dass im Universitätsklinikum Dresden inzwischen mehr als 20 Apotheker täglich klinisch-pharmazeutisch direkt auf Station arbeiten. Aufgrund fehlender struktureller Grundlagen in Deutschland stoßen auch wir tagtäglich an den verschiedensten Stellen auf Probleme, sowohl auf Station als auch innerhalb des Krankenhausapothekerkollegiums. Uns fehlen gezielte Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, auch der Austausch mit Kollegen innerhalb und außerhalb der Krankenhausapotheke ist noch unzureichend, um eine optimale Wissens- und Diskussionsplattform bereitzustellen. Die Begrifflichkeiten und die fachlichen Qualifikationen für die Ausübung dieser Tätigkeiten oder die Tätigkeiten der Klinischen Apotheker selbst sind weder einheitlich definiert noch inhaltlich vorgegeben. Qualitätsindikatoren für die klinisch-pharmazeutischen Tätigkeiten fehlen, sind aber zwingend für die weitere Akzeptanz der Arbeit des Klinischen Apothekers. Die Entwicklung dieser Indikatoren muss entsprechend vorangetrieben werden.

Der Projektgruppe ist zudem wichtig, dass die auf Station tätigen Kollegen organisatorisch, weisungstechnisch und inhaltlich direkt an die Krankenhausapotheke angebunden sind. Nur so ist sichergestellt, dass sie im klinischen Umfeld effizient die Schnittstellenfunktion zwischen Apotheke und Klinik ausfüllen und damit den optimalen Einsatz von Arzneimitteln für den Patienten fördern können. Nichtsdestotrotz ist klar, dass es parallel schon jetzt andere funktionierende Modelle gibt und auch zukünftig geben wird, bedingt durch organisatorische, strukturelle und monetäre Besonderheiten. Ziel der ADKA muss es aber sein, die Anbindung an die Krankenhausapotheke als präferierten Lösungsweg zu entwickeln.

In Zeiten knapper Ressourcen muss die Arbeit des Klinischen Apothekers auch entsprechend auf qualitativer, quantitativer und ökonomischer Ebene evaluiert werden. Methodik und Daten aus anderen Ländern können uns bei dieser Arbeit unterstützen, letztendlich ist aber eine Datenerhebung in Deutschland für die Arbeit Klinischer Apotheker unentbehrlich – zu unterschiedlich sind die Gesundheitssysteme in den angelsächsischen Ländern und Deutschland. Bei der Durchführung einer solchen deutschlandweiten multizentrischen Studie ist aufgrund der Interessenslage der Berufsverband aufgefordert, ideell und finanziell unterstützend zu wirken, um so die Weiterentwicklung der Krankenhauspharmazie auf hohem wissenschaftlichen und praktischen Niveau zu fördern.

Weiterhin müssen wir über eine Anpassung des Weiterbildungskonzepts nachdenken und offen diskutieren, wie die Aus-, Fort- und Weiterbildung in Zukunft strukturiert werden sollte, um als Klinischer Apotheker tätig sein zu können. Erst durch eine gezielte fachliche Weiterbildung erlangt der Klinische Apotheker das für seine Arbeit notwendige Spezialwissen, das wiederum durch qualitätssichernde Maßnahmen objektiv überprüft werden sollte. Die Projektgruppe empfiehlt daher eine Spezialisierung in der Bereichsweiterbildung Klinische Pharmazie nach erfolgreicher Teilnahme an der Gebietsweiterbildung zum Fachapotheker für Krankenhauspharmazie (vormals Klinische Pharmazie) oder Allgemeinpharmazie.

„Die einzige Konstante ist Veränderung“ (Heraklit von Ephesus). Gehen wir diesen Weg gemeinsam, um optimale zukunftsorientierte Rahmenbedingungen für die Arbeit des Klinischen Apothekers in Deutschland zu schaffen!

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