Die Krankenhauspharmazie im Krisenmodus


Prof. Dr. Frank Dörje, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker e. V. (ADKA)

Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,

„Making the difference in medication“ – so lautet der Leitspruch unseres europäischen Krankenhausapothekerverbandes (EAHP). Und genau dies tun wir, tun Sie in der Arzneimittellogistik, in der Arzneimittelherstellung, in der Arzneimittelinformation, in der klinischen Arbeit auf der Station, in Krisenstäben und Task Forces Tag für Tag, 365 Tage, 24 Stunden auch und ganz besonders in der aktuellen Krisen- und Ausnahmesituation. Dafür möchte ich Ihnen sehr herzlich danken!

Die SARS-CoV-2-Pandemie hat uns weiterhin fest im Griff und hält uns in Atem. Wir sind in diesen Pandemiezeiten als Krankenhausapothekerinnen und Krankenhausapotheker besonders gefordert, um die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Dies gilt insbesondere für Schwerstkranke und damit meine ich nicht ausschließlich beatmungspflichtige COVID-19-Patientinnen und -Patienten, sondern eben alle Patientinnen und Patienten, für die wir in den vergangenen Wochen und Monaten verlässlich Sorge getragen haben und dies auch zukünftig bestmöglich tun wollen und tun müssen! Dies ist unser Auftrag und wir werden ihn sicher auch weiterhin mit besten Kräften und bestem Engagement erfüllen!

Unser Land, die Welt, sieht sich einer besonderen Herausforderung gegenüber. Es ist ein Stresstest für unser Gesundheitssystem, in dem wir alle Kräfte bündeln müssen, um der SARS-CoV-2-Pandemie wirksam zu begegnen. Es ist in diesen Zeiten natürlich sehr wichtig, eine verlässliche Arzneimittel- und Medikalprodukte-Versorgung aufrechtzuerhalten. Daran arbeiten unsere Regierung, unsere Industriepartner und wir im deutschen Krankenhauswesen, im deutschen Gesundheitswesen insgesamt mit Hochdruck. Dafür möchte ich Ihnen meinen ganz besonderen Dank und meine besondere Anerkennung aussprechen!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, unser Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker e. V. arbeitet seit Anfang März 2020 in einem Krisenmodus. Dies gilt für unser Präsidium, das Hauptstadtbüro inklusive Kongressorganisation und insbesondere für die seit Mitte März 2020 aus elf Personen unter meiner Leitung gebildete ADKA CORONA Task Force. Wir standen und stehen in direktem Austausch mit allen relevanten Kräften, die in unserem Sektor für das Krisenmanagement verantwortlich sind. Die Zusammenarbeit mit dem Bundesgesundheitsministerium ist sehr erfreulich, vertrauensvoll und sehr gut. Das gleiche gilt für die Zusammenarbeit mit den Bundesoberbehörden, namentlich dem BfArM und den „jour fixe“-Beiratsmitgliedern.

Gemeinsam mit den Industriepartnern Shell Deutschland Oil GmbH und DOW Deutschland mbH und anderen konnten wir in einer Ad-hoc-Notfallbevorratungs-Aktion des BMG/der ADKA die Grundversorgung deutscher Krankenhäuser mit 820 000 Litern Händedesinfektionsmittel-Lösung durch Eigenherstellung vor Ort durch die deutschen Krankenhausapotheken sicherstellen. Mein herzlicher Dank gilt allen aktiv Beteiligten an dieser erfolgreichen Aktion, eine Aktion die uns in der zentralen Lenkung sehr stark gefordert hat. Besonderer Dank an den ADKA-Ausschuss für Herstellung und Analytik und unser Hauptstadtbüro-Team!

Selbstverständlich sind wir auch in unserem Kernbereich, der Sicherstellung einer umfassenden und bedarfsgerechten Arzneimittelversorgung der deutschen Krankenhäuser, alle gemeinsam, aber speziell auch in der Führung unseres Verbandes, in unserer CORONA Task Force zurzeit extrem gefordert. Wir werden alles, was in unserer Kraft steht, tun, um mit dem BfArM, dem BMG und unseren Partnern der pharmazeutischen Industrie die bestehenden und/oder drohenden Arzneimittel-Lieferengpässe zu bekämpfen. Dies gilt insbesondere für die Pharmaka, die in der Intensivmedizin dringend benötigt werden, letztlich aber natürlich für alle im Krankenhaus benötigten Pharmaka. Leider ist uns dieses Thema auch nicht neu!

Unseren 45. Wissenschaftlichen ADKA-Kongress mit Mitgliederversammlung im sächsischen „Elbflorenz“ Dresden mussten wir auf den 29. bis 31. Juli 2020 ebenfalls in Dresden, also am gleichen Ort und an gleicher Stelle, verschieben. Wir hoffen wirklich alle sehr, dass die Durchführung des Kongresses im Hochsommer unter dem dann gegebenen Lagebild möglich sein wird. Es wäre für uns alle sicher sehr gut, das gemeinsam Durchlebte auch gemeinsam, vor allem auch in der Mitgliederversammlung, zu reflektieren. Danke auch hier für die Solidarität und Ihr Verständnis an die Mitgliedschaft, die Referentinnen und Referenten und unsere Industriepartner!

Obgleich es noch sicherlich zu früh ist, valide Lehren und Schlussfolgerungen, die wir aus der SARS-CoV-2-Pandemie ziehen müssen, hier umfassend zu diskutieren, möchte ich Ihnen zum Schluss meines Krisen-Editorials eines doch sehr klar sagen: Es muss gelten, die Lieferketten, „supply chains“, für Medikalprodukte und Arzneimittel dringend zu hinterfragen und sie zu ändern. Eine scheinbar unendliche Diskussion, die wir gerade auch im Arzneimittelsektor bereits vor der Pandemie geführt haben. Wir sollten extremen Wert darauf legen, beginnend bereits mit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr, auch auf europäischer Ebene aktiv umzusteuern!

In einer sehr persönlichen Anmerkung möchte ich auch zum Ausdruck bringen, dass ich mich sehr gefreut hätte, wenn Europa dieser Krise und Herausforderung solidarischer und besser geeint getrotzt hätte. Umso mehr freue ich mich, dass es nach einigen Anlaufschwierigkeiten doch gelungen ist, dass italienische, französische und weitere internationale beatmungspflichtige COVID-19-Patientinnen und -Patienten in deutschen Intensivstationen behandelt werden. Das ist sehr gut so!

Wahre Freundschaft zeigt sich in der Krise, gemeinsam sind wir stark!

Ich verbleibe mit den besten kollegialen Grüßen und Wünschen auf ein hoffentlich baldiges persönliches Wiedersehen in Dresden

Stay safe!


Ihr

Prof. Dr. Frank Dörje,
Präsident des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker e. V. (ADKA)

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