Bericht aus der Bundeshauptstadt – ADKA-Bundesvorstandssitzung


Berlin, 13. bis 14. März 2008

Prof. Dr. Egid Strehl, Freiburg

Der nachfolgende, kursorische Bericht mit einigen näher ausgeführten Schwerpunkten stützt sich auf das Tagungsprotokoll des Schriftführers der ADKA e. V., Dr. Torsten Hoppe-Tichy (am 30. Mai 2008 schied Dr. Torsten Hoppe-Tichy als Schriftführer aus dem Präsidium der ADKA aus, Dr. Martin Hug wurde zum neuen Schriftführer der ADKA gewählt; Red.), die Mitschrift des Landesvorsitzenden Herrn Rudolf Bernard, München, sowie den über ADKA-intern verbreiteten Bericht des Geschäftsführers, Herrn Klaus Tönne.

Die Vorstandssitzung fand vom 13. März, beginnend um 10 Uhr, bis 14. März, 13 Uhr in der Geschäftsstelle der ADKA e. V. in Berlin statt. Der Unterzeichner war als Gast sowie zur Stellungnahme zu einem Tagesordnungspunkt eingeladen. Die Tagesordnung sah insgesamt 18 TOPs vor, die hier auszugsweise wiedergegeben werden:

Begrüßung, Genehmigung der Tagesordnung, Protokolle der letzten Sitzungen und Bearbeitung der darin noch offenen Punkte

Bericht des Präsidenten, der Vizepräsidenten und des Geschäftsführers

Erörterung des aktuellen Verbandsvermögens sowie einer aktualisierten Finanzordnung

Diskussion zum Projekt „1/100“, zur Delegation ärztlicher Leistungen auf Apotheker im Krankenhaus, eines Berichts über ein Gespräch mit dem Bundesverband der Krankenhausträger der Bundesrepublik Deutschland (DKG) zum Sachstand der Umsetzung des § 116b, des Fremd- und Mehrbesitzverbots, der Anpassung von Standardzulassungen an Europarecht, der Novellierung der Apothekenbetriebsverordnung

Erörterung von Möglichkeiten der Intensivierung von PTA-Fortbildungen, mögliche Gestaltung von Regionalkongressen, des Ablaufs des ADKA-Bundeskongresses in Lübeck, Planungen der 100-Jahre-Geburtstagsfeier der ADKA im Jahr 2011 inklusive der Kongresslokalisation

Bericht von Europaaktivitäten, des Benchmarkings innerhalb der Standesorganisation sowie einer entsprechenden Umfrage

Berichte aus den Landesverbänden, Verleihung der ADKA-Ehrennadel, Aussprache über Anträge auf außerordentliche ADKA–Mitgliedschaften sowie Einzelthemen: Ärztemuster, Stellenanzeigen in der Krankenhauspharmazie u. a.

Der Vormittag des ersten Sitzungstags war geprägt von den Zielvereinbarungsgesprächen mit den Vorsitzenden und Vertretern der Ausschüsse Klinische Pharmazie, Qualitätsmanagement, Arzneimittelherstellung, Medizinprodukte und In-vitro-Diagnostika, Klinische Studien, Arzneimittelinformation sowie Ökonomie und Management. Die Tätigkeitsberichte werden in schriftlicher Form an die Mitgliederversammlung anlässlich des Bundeskongresses in Lübeck gegeben, wo sie inhaltlich diskutiert werden können.

Ebenfalls der Vorstandsitzung vorauslaufend fand die alljährliche Mitgliederversammlung der ADKA-Stiftung statt. Der Vorsitzende, Herr Werner Lüttgen, Düren, ermutigte zur Inanspruchnahme von Stipendien und Projektunterstützungen, insbesondere junge Kollegen, er stellte ferner Mittel für förderungswürdige Projekte in praktischer und wissenschaftlicher klinischer Pharmazie in Aussicht.

Nach der Mittagspause begann die Sitzung des Vorstands, bestehend aus dem Präsidium, den Landesverbandsvorsitzenden, dem Geschäftsführer sowie der Leiterin der ADKA-Service-Abteilung. Der Begrüßung sowie Genehmigung und Erweiterung der Tagesordnung folgte eine Nachbearbeitung von offenen Punkten aus vorhergehenden Sitzungsprotokollen. Erfreut wurde zur Kenntnis genommen, dass sich Frau Sabine Steinbach, Trier, Landesverbandsvorsitzende Rheinland-Pfalz, als Kandidatin für eine künftige Präsidentschaft zur Verfügung stellt. (Sabine Steinbach wurde am 30. Mai 2008 zur 1. Vizepräsidentin der ADKA gewählt. Red.) Wichtige Punkte des Berichts des Präsidenten waren unter anderen Informationen zum Promotionsprojekt PV, dass Frau Annika Sattler, Bielefeld, seit Mitte Januar in Angriff genommen hat. Ferner berichtete er über den Vortrag beim 4. IQN-Kongress (Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein) am 1. März 2008 in Düsseldorf mit dem Thema „Wo kann der Krankenhausapotheker im Alltag helfen, die Medikamentenverordnung sicherer zu machen?“. Als Ergebnis eines entsprechenden Kongresses in Münster Anfang März 2008 wollte der Präsident auch das Statement der Krankenhausapotheker als Pharmakovigilanzbeauftragte für die Arzneimittel auf die Medizinprodukte ausgeweitet sehen, da er vielfach auch für die Beschaffung und Dienstleistungen rund um Medizinprodukte zuständig ist. Von Seiten der beiden Vizepräsidenten berichtete Dr. Steffen Amann, München, dass die „Krankenhauspharmazie“ ab 1999 nun auch als CD-ROM vorliegt und damit noch effizienter genutzt werden kann. (Dr. Steffen Amann ist am 30. Mai 2008 aus dem ADKA-Präsidium ausgeschieden. Red.) Ferner führte er neben anderem aus, dass Gespräche im BMG zu klinischen Prüfpräparaten bisher leider nicht gemäß den ADKA-Vorstellungen vorankommen. Herr Holger Hennig, Stuttgart, berichtete über ein Meeting im Rahmen des Projekts Young Potentials, das auch durch die pharmazeutische Industrie unterstützt wird.

Der sich anschließende Bericht des Geschäftsführers weist eine eindrucksvolle Liste an Aktivitäten der letzten Periode aus. In einer dicht gefüllten sechsseitigen Auflistung sind Dutzende Gesprächs- und Sitzungsteilnahmen, Kongressbesuche, Vortragsaktivitäten, Arbeitsgespräche, VIP-Kontakte, Interviews sowie Telefonate enthalten, die der Repräsentation des Verbands und der Verdeutlichung seiner Vorstellungen und Positionen diente. Auch auf zahlreichen ADKA-internen Veranstaltungen stellte sich der Geschäftsführer der Diskussion und berichtete über neue Entwicklungen.

Ein eigener Tagesordnungspunkt war auch der Darstellung des Verbandsvermögens durch die Schatzmeisterin Frau Pamela Reissner, Kassel, gewidmet. Die ADKA führt separate Konten für den so genannten „ideellen“ Bereich (beinhaltet vor allem Mitgliedsbeiträge und finanziert Ausschüsse, Arbeitsgruppen und interne Verbandsarbeit) sowie für den finanzstärkeren „kommerziellen“ Bereich, der Kongresseinnahmen beinhaltet sowie die erfolgreichen Aktivitäten der Serviceabteilung widerspiegelt. Das Verbandsvermögen im ideellen Bereich ist in den vergangenen Jahren gewollt geschrumpft, weswegen in Lübeck nun über eine Anpassung der Mitgliedsbeiträge entschieden werden soll, die in zwei Schritten vollzogen werden könnte. (Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge in zwei Stufen wurde am 30. Mai 2008 im Rahmen der Mitgliederversammlung der ADKA beschlossen. Red.) Es wurde auch eine neue vereinfachte Finanzierung der Landesverbandsarbeit erörtert und beschlossen.

Ein bedeutender TOP war das Projekt „1/100“, indem ein Schreiben von Staatssekretär Dr. Klaus Theo Schröder, Berlin, zur Debatte stand, der eine Gesetzesänderung in Richtung „ein Apotheker pro 100 Krankenhausbetten“ für politisch nicht durchsetzbar hält. Laut Geschäftsführer ist hier auch von der DKG keine merkliche Unterstützung zu erwarten. Jedoch wird von fast allen Seiten die sachliche Notwendigkeit von mehr Krankenhausapothekern anerkannt. Als neues Ziel wurde herausgearbeitet, die Qualitätsstandards und Leitlinien entsprechend so weiterzuentwickeln, dass ein positives Nutzenaufwandsverhältnis evident wird.

Ausgehend von der Benchmarking-Studie, erschienen im Dezember 2007 in „Das Krankenhaus“, wurde diskutiert, eine Projektgruppe Benchmarking zu gründen, die bis zur Mitgliederversammlung einen konkreten Vorschlag für eine ADKA-eigene valide Erhebung zur Verfügung stellen soll. Dieser Datenpool sollte dann den spärlichen Daten von Prof. Dr. Thomas Wilke, Wismar, etwas qualitativ Hochwertiges entgegensetzen. Die Mitglieder sollen in Lübeck zu einer Entscheidung darüber aufgerufen werden, einer verbandseigenen Studie auf breiter Grundlage den Weg zu ebnen. Es wurde in diesem Zusammenhang auch auf die Umfrage zur ADKA-Datenbank Bezug genommen, die bis zur Vorstandsitzung einen 60%igen Rücklauf verzeichnen konnte. Der Geschäftsführer trug bereits aussagefähige Durchschnittswerte daraus vor, die sich in vielem mit sonstigen Statistiken gut decken. Die Möglichkeit, noch weiter zurückzumelden und damit ein noch präziseres Bild erzeugen zu können, sollte von den Krankenhausapotheken genutzt werden! Nur eine gute Dokumentation gestattet es, für unseren Berufsverband gegenüber der Politik glaubwürdig und überzeugend zu argumentieren. Ein ADKA-eigenes Projekt wird auf jeden Fall auch durch externe wissenschaftliche Expertise unterstützt werden. Der Bundesvorstand empfiehlt der Mitgliederversammlung, eine Projektgruppe Benchmarking einzusetzen. Der Bundesvorstand beauftragte den Geschäftsführer, ein Präsidiumsmitglied, Dr. Lothar Bornmann, Oldenburg, Dr. Ulf Oesinghaus, Lübeck und je ein Mitglied aus den Ausschüssen Qualitätssicherung sowie Pharmakoökonomie und Management, diesen Antrag vorzubereiten.

Große, für die Berufspraxis relevante Bedeutung hatte auch der Punkt 10 mit dem Titel „Delegation ärztlicher Leistungen an Apotheker“. Hierzu hatten die Vorstandsmitglieder Dr. Steffen Amann und Dr. Torsten Hoppe-Tichy bereits mit der DKG gesprochen, die deutlich erkennbares Interesse daran zeigte, klinisch pharmazeutische Expertise bei der Anamnese der Medikation, dem Entlassmanagement und der Stationsarbeit zu verstärken und zu entsprechenden Aktivitäten ermutigte. Ein Schwerpunkt sollten alle Serviceleistungen sein, die ärztliche Tätigkeit substituieren können. Der Vorstand sprach sich für die Ausarbeitung eines Statements aus, das der Geschäftsführer, Frau Pamela Reissner, Kassel, sowie Frau Sabine Steinbach, Trier, entwerfen sollten, und das dann über den Vorstand in der Breite kommuniziert werden soll. Der Inhalt des ADKA-Statements mit dem Titel „Krankenhausapotheker unterstützen Klinikärzte“, findet sich im Juni-Heft 2008 der Krankenhauspharmazie auf den Seiten 203 bis 204.

Als dem Fachmann für Arzneimittel bieten sich dem Krankenhausapotheker vornehmlich folgende Tätigkeitsfelder für eine Weiterentwicklung seiner Kompetenz und Präsenz beim Medikationsprozess:

Bei der Patientenaufnahme durch die Arzneimittelanamnese die Präparateumstellung sowie eine Vorbereitung auf die anästhesiologische Medikation

Während des Stationsaufenthalts des Patienten, indem er die Dosierung der Medikation an klinischen Laborparametern justiert, in der Complianceprüfung bei kritischen Pharmaka, bei der Meldedokumentation von unerwünschten Arzneimittelwirkungen, bei der Organisation der Weiterführung der Therapien im Zuge eines Abteilungswechsels des Patienten und beim Ab- und Umsetzen von Pharmaka in bestimmten klinischen Situationen

Bei der Entlassung des Patienten u. a. durch die Erläuterung der Entlassmedikation, insbesondere von ökonomisch bedingten Präparateumstellungen sowie beim korrekten Abfassen des Entlassbriefs

Als Experte für die gesamte Medikationskette im Krankenhaus, z. B. bei der Erstellung von Azneimittelstandards und Durchführung von Schulungen

Ein weiterer TOP war die Umsetzung der ambulanten Versorgung gem. § 116b SGB V, bei der der Krankenhausapotheke mit der Belieferung von Arzneimitteln zur unmittelbaren Anwendung eine wichtige Funktion zukommt.

Ferner befasste sich der Bundesvorstand mit der Harmonisierung der in Deutschland üblichen 100-er Regel mit den EU-Vorgaben. Die bisher üblichen Standardzulassungen sollen voraussichtlich in vereinfachte Einzel-Zulassungen überführt werden.

Das Fortbildungsangebot für PTA in Krankenhäusern soll gemäß Vorstandswillen über die Landesvorsitzenden regional verbessert werden; dies nach Möglichkeit unter Einbeziehung der Landesapothekerkammern. Ferner wird eine vergünstigte Teilnahmemöglichkeit von PTA in Krankenhäusern an wissenschaftlichen ADKA-Kongressen zum Studententarif ermöglicht.

Thema der Vorstandsitzung waren auch erste Planungen des 100-jährigen Geburtstags der ADKA im Jahr 2011. Dieser soll mit einem wissenschaftlichen Kongress in Berlin mit deutlichen Signalen an Politik und Gesellschaft gebührend gefeiert werden, um ein Maximum an Öffentlichkeitswirkung und Interesse für unseren Berufsstand zu erzielen.

Um die ADKA bestmöglich auch in Gremien der klinischen Pharmazie innerhalb der EU zu positionieren, wurden bei der turnusmäßigen Neuwahl Dr. Torsten Hoppe-Tichy und Dr. Steffen Amann als künftige Europadelegierte für vier Jahre bestimmt. Über ihre Aufgaben und Ziele in dieser Funktion informiert ein separates Interview.

Ein weiterer Besprechungspunkt waren die ADKA Kongressreisen. Wie bereits für den EAHP-Kongress (European association of hospital pharmacists) in Maastricht, an dem mehrere interessierte Kollegen mit Unterstützung der ADKA teilnehmen konnten, ist eine Unterstützung für den Besuch des ASHP-Kongress (American society of hospital pharmacists) in Orlando vorgesehen. Pharmazeutische Firmen sollten auch weiterhin über die ADKA solche, rein fachlichen Zwecken dienende Reisen von ADKA-Mitgliedern unterstützen. Weitere Kongresse auf europäischer Ebene finden Ende August in Basel (FIP-Kongress, International pharmaceutical federation) sowie vom 25. bis 27. März 2009 in Barcelona statt (EAHP-Kongress).

Vier Anträge auf außerordentliche Mitgliedschaften (Carlen Brutsche, Basel, Dr. Astrid Schwalbe, Limburg; Dr. Hans-Dieter Kober, Friedrichshafen, und Dr. Kerstin Boldt, Hannover) wurden außerdem zustimmend behandelt.

Unter den TOP Aktuelles/Sonstiges wird ein Vorstoß von Apothekerin Dr. Susanne Dietrich, Direktorin des wissenschaftlichen Instituts der Techniker Krankenkasse (WINEG) diskutiert, die eine Musterabgabe bei Fertigarzneimitteln auf ein Jahr nach Markteintritt beschränkt sehen möchte. Der Vorstand beschloss mehrheitlich die Unterstützung dieser Initiative durch die ADKA und ließ dies durch den Geschäftsführer in einer Pressemitteilung publizieren.

Der Unterzeichner gewann bei seiner Teilnahme an dieser Sitzung durchaus den Eindruck, dass die ADKA noch eine Größe besitzt, die es gestattet, alle individuellen Meinungsäußerungen ihrer Mitglieder wahrzunehmen, eine wichtige Voraussetzung dafür, dass alle Mitglieder die Verbandsarbeit kritisch begleiten und sich zum Nutzen aller einbringen können.

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