Nach dem Kongress ist vor dem Kongress und nach der Reform ist vor der Reform


Ihre Prof. Dr. Irene Krämer, Mainz

Der ADKA-Jubiläumskongress zum 100. Geburtstag des Berufsverbands war eine dem Ereignis angemessene Veranstaltung. Die deutschen Krankenhausapotheker, ihre Gäste und Freunde haben sich zu einem großen Fest in Berlin zusammengefunden. Die Tatsache, dass dieses Fest in der Hauptstadt Berlin im wiedervereinigten Deutschland mit allen deutschen Kollegen gefeiert werden konnte, machte es besonders schön. Alle Kollegen, Teilnehmer und insbesondere die ausländischen Gäste bewunderten den Veranstaltungsort. Die Jubiläumsansprachen waren inhaltsreich, aufbauend, aber auch fordernd. Der Festvortrag, der die für die ADKA wichtigen Ereignisse der vergangenen 100 Jahre eindrücklich zusammenfasste, machte uns bewusst, dass viele Fragestellungen in der Krankenhauspharmazie immer wiederkehrend sind und wir uns auch in den nächsten vielen Jahren mit der Patientenorientierung, Akzeptanz im therapeutischen Team und Wirtschaftlichkeit der Arzneimitteltherapie und des Apothekenbetriebs beschäftigen müssen.

Wir wollen auch weiterhin unsere Ziele engagiert, zukunftsorientiert und beharrlich verfolgen. Dafür ist es notwendig, dass es mehr Krankenhausapotheken gibt und dass mehr Krankenhausapotheker in deutschen Krankenhäusern arbeiten. Wir brauchen sowohl – wie in England – Apotheker auf Station als auch – wie in Frankreich – eine starke Institution Krankenhausapotheke. Beide Modelle wurden beim Kongress in Berlin im Rahmen eines Vortrags dargestellt.

Zunehmend gibt es für das Gesundheitswesen Richtlinien aus Europa, die der Gesetzgeber in nationales Recht umsetzen muss. Warum orientieren wir uns nicht an Europa, wenn es um die Stellung der Krankenhausapotheke in unserem Gesundheitssystem geht? Die Verbesserung von Prozessen und Ergebnissen in der Arzneimitteltherapie, die mithilfe von Krankenhausapothekern erreicht werden kann, muss das wert sein. Die Effizienz der eigenen Krankenhausapotheke ist nachweislich gegeben. Krankenhausapotheker optimieren das klinische, soziale und wirtschaftliche Ergebnis der Arzneimitteltherapie.

Und wie es in allen Ansprachen beim Kongress zu hören war, sind die Krankenhausapotheker immer schon wissenschaftlich aktiv gewesen, sei es im Bereich Arzneimittelherstellung und -anwendung oder aktuell insbesondere in der klinischen Pharmazie. So glänzte auch der 36. Wissenschaftliche ADKA-Kongress durch ein hervorragendes wissenschaftliches Programm, viele gute Poster und Preisverleihungen für wissenschaftliche Arbeiten. Der 37. Wissenschaftliche Kongress ist bereits in Vorbereitung, und wir erwarten wieder hervorragende wissenschaftliche Beiträge.

Nach der Reform ist vor der Reform. Die derzeitigen, rasch aufeinanderfolgenden Gesetzesänderungen im Gesundheitswesen sind für den Gesetzgeber und alle Beteiligten eine große Herausforderung. Auch das Krankenhaus und die Krankenhausapotheke sind in den Gesetzgebungsverfahren und der sich anschließenden Umsetzung der Gesetze stark gefordert. Das gilt nicht zuletzt für die anstehende Novellierung der Apothekenbetriebsordnung. Das kürzlich publizierte Eckpunktepapier des Bundesministeriums für Gesundheit veranlasste die ADKA dazu, ein Statement zu verfassen, das dem Staatssekretär im Rahmen des Jubiläumskongresses überreicht wurde. Die aseptische Zubereitung von applikationsfertigen Parenteralia aus Fertigarzneimitteln im geschlossenen System unterscheidet sich eindeutig von der aseptischen, chargenmäßigen Arzneimittelherstellung und bedarf daher eigener, spezifischer Regularien. Wenn diese Regularien in anderen europäischen Ländern im Rahmen der nationalen Gesetzgebung festgelegt werden, muss es doch auch in Deutschland möglich sein, entsprechende Regelungen in die Apothekenbetriebsordnung aufzunehmen. Die Unterstellung unter die Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung wäre ein unter fachlichen Aspekten nicht nachvollziehbarer „Overkill“, der dringend überdacht werden muss. Hoffentlich findet noch vor der Reform ein dahingehender Gedankenaustausch statt.

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