KongressTanja Liebing und Jutta Zwicker, Stuttgart

Meilensteine und neue Horizonte für die Krankenhausapotheker

Bericht vom 36. Wissenschaftlichen Kongress des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) e.V., Berlin, 12. bis 15. Mai 2011

100 Jahre ADKA – dieses Jubiläum wurde im Rahmen des 36. Wissenschaftlichen Kongresses des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) e.V. gebührend gefeiert. Die Redner ließen die Meilensteine Revue passieren, welche die abwechslungsreiche Geschichte des Verbands markierten, und warfen trotz des schwierigen Umfelds einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft, in der sich neue Horizonte für die Krankenhausapotheker auftun sollen. Neben fachlichen Aspekten werden dabei zunehmend auch medizinethische Fragestellungen eine wichtige Rolle spielen. Gastredner aus Großbritannien und Frankreich schilderten die Entwicklungsgeschichte der Krankenhauspharmazie in ihren Ländern. Kurzvorträge, Seminare, Workshops und Posterpräsentationen rundeten das wissenschaftliche Kongressprogramm ab. Auch in der Zukunft der ADKA wird das Ziel, den bestmöglichen Nutzen der Arzneimitteltherapie für die Patienten zu schaffen, die Arbeit des Berufsverbands maßgeblich prägen.

Übersicht

Arzneimittelinteraktionen in der Geriatrie

Die Häufigkeit unerwünschter Arzneimittelwirkungen im Alter korreliert mit der Zahl gleichzeitig verordneter Medikamente. Erhöht wird das Risiko auch durch die altersbedingte eingeschränkte Nierenfunktion. In einer Projektarbeit wurde die klinische Relevanz von Arzneimittelinteraktionen bei älteren Patienten an der Klinik für Akutgeriatrie mit geriatrischer Tagesklinik des Klinikums St. Georg Leipzig untersucht. Durchschnittlich bekamen die Patienten sieben Arzneimittel verabreicht. Die Auswertung der 5 324 verordneten Arzneimittel ergab ein Interaktionspotenzial entsprechend dem Klassifizierungssystem der ABDA®-Datenbank von 43,6 % in der Tagesklinik bzw. 45,9 % in der Akutgeriatrie. Insgesamt wurden 0,4 % bzw. 2,3 % der ermittelten Interaktionen der Tagesklinik bzw. der Akutgeriatrie als kontraindiziert und vorsichtshalber kontraindiziert eingestuft. Nur 20 Arzneimittelinteraktionsmonographien der ABDA®-Datenbank sind für etwa 70 % aller Interaktionsmeldungen verantwortlich. Neben diesen aktuellen Daten zur Prävalenz von potenziellen Arzneimittelinteraktionen wurden die klinische Relevanz der Interaktionen und das Ausmaß der Nierenschädigung bei geriatrischen Patienten näher betrachtet.
Schlüsselwörter: Arzneimittelinteraktionen, klinische Relevanz, Geriatrie, Niereninsuffizienz
Krankenhauspharmazie 2011;32:397–405.

ÜbersichtSwantje Eisend, Kiel, für den Ausschuss Unit-Dose der ADKA

Anforderungen an eine Unit-Dose-Versorgung in der Krankenhausapotheke

Leitlinie des Ausschusses Unit-Dose des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (AKDA) e.V.

Seit fast 20 Jahren werden in Deutschland Patienten im Krankenhaus mit patientenindividuell abgepackten Arzneimitteln von der Krankenhausapotheke versorgt. „Unit-Dose“ ist das Schlagwort für dieses Konzept. Die Krankenhausapotheke stellt dabei täglich für jeden Patienten eine Rezeptur seiner oralen Arzneimittel in einzeln abgepackter Form her. Zusätzlich können auch weitere Medikationsbestandteile, wie Kurzinfusionen, Ampullen oder Suppositorien patientenbezogen abgegeben werden. Auch immer mehr öffentliche Apotheken bieten inzwischen diese spezielle Form der Versorgung an, insbesondere für Patienten in Pflege- und Altenheimen. Teilweise werden auch sogenannte Blisterzentren von öffentlichen Apotheken mit der Verblisterung beauftragt. Die Arbeitsgruppe Arzneimittel-, Apotheken-, Transfusions- und Betäubungsmittelwesen der Landesgesundheitsbehörden (AATB) hat 2010 mit einem Aide-mémoire eine länderabgestimmte Auslegung der Anforderungen an die maschinelle, automatisierte Verblisterung vorgelegt. Hauptadressaten sind Herstellbetriebe und Heimbelieferer. Der Ausschuss Unit-Dose der ADKA hat dies zum Anlass genommen, eine Leitlinie für die rezepturmäßige Versorgung von Krankenhauspatienten durch ein Unit-Dose-System zu erarbeiten und damit eine qualitätsgesicherte Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Diese Leitlinie ist Anfang März 2010 in Kraft getreten und soll Unit-Dose-Anwendern in Krankenhausapotheken als Richtschnur dienen.
Schlüsselwörter: Unit-Dose, Qualitätssicherung, Krankenhausapotheke, patientenbezogene Arzneimittelversorgung, Aide-mémoire 07120201, Verblisterung
Krankenhauspharmazie 2011;32:407–12.

FlaggeEnglish abstract

Requirements for a unit dose supply in a hospital pharmacy – guideline of the committee for unit dose of the German Society of Hospital Pharmacists (ADKA)

For almost 20 years, patients in Germany have been provided with individually packed medicines by hospital pharmacies. This daily dispensing of each patient’s oral medicines in single packed units by hospital pharmacies is called unit dose. Other medicines like short intravenous infusions, vials or suppositories can also be dispensed individually for patients. More and more community pharmacies have started unit dose dispensing especially for residential homes. Sometimes community pharmacies commission so called blister centres to blister for them. The federal health authorities team “Drugs, Pharmacies, Transfusions and Controlled drugs” has presented an aide-mémoire on the interpretation of the requirements on automated blister packaging which mainly addresses manufacturing units and residential home suppliers. The ADKA’s committee for Unit Dose has used this as an opportunity to write a guideline on unit dose dispensing for inpatients to guarantee a quality assured medicines supply. This guideline came into force at the beginning of March 2010 and should serve as a guiding principle for unit dose dispensing in hospital pharmacies.

Key words: unit dose, quality assurance, hospital pharmacy, individual patient medication supply, aide-mémoire, blister packaging.

BerichtMartin Sutter, Freiburg

Die Krankenhausapotheke als Garant für innovative und sichere Arzneimitteltherapie

XVIII. Kasseler Symposium für Krankenhausapotheker

Am 4. und 5. Februar 2011 trafen sich rund 140 Krankenhausapotheker in Kassel auf Einladung der Firma B. Braun Melsungen AG zur Besichtigung der neuen Life-Nutrition-Produktionsanlagen in Melsungen und zum Meinungsaustausch mit Experten zu den Themen Nutzenbewertung von Arzneimitteln und Arzneimittelsicherheit bei der Infusionstherapie (Abb. 1).
Krankenhauspharmazie 2011;32:413–6.

SerieAusschuss für Arzneimitteltherapiesicherheit

Torasemid – verschiedene Wirkstärken können zum Verhängnis werden

Ein Patient sollte Torasemid 200 mg erhalten. Diese Dosierung war auf der Station nicht vorrätig, und so kam es zu einer Verwechslung bzw. Unachtsamkeit beim Stellen der Medikamente. Der Patient erhielt eine Wirkstärke von 10 mg. Eine fatale Verwechslung, die sich allerdings in der Endkonsequenz als die eigentlich richtige Dosis erwies.

Aktuelles aus der RezepturDr. Dirk Keiner und Lars Krüger, Suhl

PVP-Iod-Augenspüllösung 1,0 %

PVP-Iod besitzt ein breites Wirkungsspektrum und wird beispielsweise für die Herstellung von ophthalmologischen Rezepturen verwendet. In der Apotheke des Zentralklinikums Suhl wird eine PVP-Iod-Augenspüllösung 1 % für die präoperative Infektionsprophylaxe hergestellt. Ein entsprechendes Fertigarzneimittel gibt es derzeit nicht.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Intensivstation

Dalteparin versus unfraktioniertes Heparin in der Thromboseprophylaxe

Bei Patienten auf der Intensivstation können tiefe Beinvenenthrombosen mit Dalteparin (Fragmin®) und unfraktioniertem Heparin vergleichbar gut verhindert werden. Die Häufigkeit schwerer Nebenwirkungen unterschied sich bei beiden Heparinen nicht, so das Ergebnis der PROTECT (Prophylaxis for Thromboembolism in Critical Care Trial), einer Studie mit über 3700 Intensivpatienten.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Epoetin alfa bei Herzinfarkt

Kein Effekt auf Infarktareal

Epoetin alfa (z. B. Erypo®) eignet sich nicht zur Begrenzung der Infarktausdehnung bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt nach perkutaner koronarer Intervention. Seine Anwendung geht zudem mit einer Erhöhung des kardiovaskulären Risikos einher.

Referiert & kommentiertHardy-Thorsten Panknin, Berlin

Immunonutrition

Ergebnisse einer aktuellen Literaturanalyse

Die Supplementierung immunmodulierender Nahrungskomponenten bei fehl- und mangelernährten Patienten vor bzw. nach großen operativen Eingriffen wird von unterschiedlichen Fachgesellschaften uneinheitlich bewertet. Die momentane Datenlage wurde in der vorliegenden Arbeit [3] zusammengefasst. Danach treten unter Immunonutrition verglichen mit Standardernährung signifikant weniger neue Infektionen und Wundkomplikationen auf, der Klinikaufenthalt ist signifikant kürzer.
Mit Kommentaren von Prof. Dr. med. Matthias Trautmann, Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene, Klinikum Stuttgart, und Prof. Dr. med. Bernd Reith, Klinik für Viszeral-, Kinder- und Gefäßchirurgie, Klinikum Konstanz.

Referiert & kommentiertHardy-Thorsten Panknin, Berlin, Prof. Dr. med. Matthias Trautmann, Stuttgart

Beatmungspneumonie auf der Intensivstation

Senkt breite Initialtherapie mit Antibiotika die Behandlungskosten?

Die Beatmungspneumonie ist die häufigste nosokomiale Infektion auf medizinischen und chirurgischen Intensivstationen. US-amerikanische Kostenanalysen gehen davon aus, dass eine einzige Pneumonie-Episode die Liegedauer auf der Intensivstation um 10 bis 14 Tage verlängert und die Kosten des Intensivaufenthalts um 12000 bis 35000 US-Dollar erhöht. In einer aktuellen Studie aus den USA wurde gezeigt, dass ein initial breites Kombinationsregime aus drei Antibiotika die Gesamtkosten der Krankenhausbehandlung signifikant reduziert [1].
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Matthias Trautmann, Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene, Klinikum Stuttgart

Referiert & kommentiertDr. Brigitta Schreiber, München

Fortführung des Münchner onkologischen Stammtischs

Rituximab

Am 29. März 2011 trafen sich auf Einladung der Firma Roche Pharma AG onkologisch tätige Krankenhausapotheker sowie pharmazeutisch-technische Assistenten aus dem Großraum München zur ersten Fortbildungsveranstaltung im Jahr 2011, die in Kontinuität zum ehemaligen Münchner onkologischen Stammtisch steht. Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf dem monoklonalen Antikörper Rituximab.

NotizenBettina Christine Martini, Legau

Wichtige Mitteilungen von EMA, CHMP, FDA, BfArM und AkdÄ