Implementierung der personalisierten Antibiotikatherapie in einem Krankenhaus der Maximalversorgung – eine interdisziplinäre Herausforderung


Ulrike Georgi, Dirk Pohlers, Tony Böhle, Tina Reiche, Antje Friedrich, Chemnitz

Eine personalisierte Antibiotikatherapie mit Serumspiegel-Monitoring erscheint bei kritisch kranken Patienten sinnvoll. Derzeit ist ein routinemäßiges Antibiotika-Monitoring inklusive adaptivem Feedback (Konsil) in nur wenigen Krankenhäusern Deutschlands etabliert. Auf vier Intensivstationen (48 Betten) eines Krankenhauses der Maximalversorgung sollte 2018 mit einem interdisziplinären Team ein routinemäßiges therapeutisches Drug-Monitoring (TDM) definierter Antibiotika mit nachfolgender Empfehlung zur Dosisanpassung als Closed-Loop-Prozess implementiert werden. Die Dosisanpassungen der beiden am häufigsten im Monitoring erfassten Substanzen sollten über einen Zeitraum von 12 Monaten evaluiert werden. Auf einem auf einer Flüssigchromatographie mit Tandem-Massenspektrometrie-Kopplung (LC-MS/MS) basierten Verfahren wurde ein TDM für Ampicillin, Piperacillin (für Monitoring von Piperacillin/Tazobactam), Cefuroxim, Cefotaxim, Ceftazidim, Cefepim, Meropenem und Linezolid mit anschließender Dosisempfehlung eingeführt. Zwischen November 2018 und Oktober 2019 wurden 1228 Konsile erstellt, davon 420 Erstempfehlungen für die am häufigsten im Monitoring erfassten Antibiotika Meropenem und Piperacillin. Ausgehend von einer korrekt gewählten Startdosis erfolgten bei 193/420 Erstempfehlungen für eine Meropenem-Therapie ohne Dialyse bei 20/193 (10,4 %) Patientenfällen eine Dosiserhöhung, bei 34/193 (17,6 %) keine Dosisänderung und bei 139/193 (72 %) eine Dosisreduktion. Bei 201/420 Erstempfehlungen für eine Piperacillin/Tazobactam-Therapie ohne Dialyse erfolgte bei 30/201 (14,9 %) Patientenfällen eine Dosiserhöhung, bei 44/201 (21,9 %) keine Dosisänderung und bei 127/201 (63,2 %) eine Dosisreduktion. Für Patientenfälle mit Dialyse erfolgte bei einer Meropenem-Therapie bei 1/12 (8,3 %) eine Dosiserhöhung, bei 2/12 (16,7 %) keine Dosisänderung und bei 9/12 (75 %) eine Dosisreduktion und bei einer Piperacillin/Tazobactam-Therapie bei 2/14 (14,3 %) eine Dosiserhöhung, bei 2/14 (14,3 %) keine Dosisänderung und bei 10/14 (71,4 %) eine Dosisreduktion. Der gewählte praxisorientierte interdisziplinäre Ansatz ermöglicht eine erfolgreiche Implementierung der personalisierten Antibiotikatherapie als Closed-Loop-Prozess in einem Krankenhaus der Maximalversorgung. Es wurde bestätigt, dass eine „one dose fits all“-Antibiotikatherapie Intensivpatienten nicht gerecht wird. Welche klinischen Parameter den Serumspiegel und die damit notwendige Antibiotika-Dosierung in welchem Maß beeinflussen, sollte weiter untersucht werden.
Schlüsselwörter: therapeutisches Drug-Monitoring, Antibiotika, adaptives Feedback, Closed-Loop
Krankenhauspharmazie 2020;41:369–76.

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