Nachruf auf Dr. phil. Winfried Felis


Dr. Wiltrud Probst und Dr. Matthias Fellhauer

Am 9. Dezember verstarb Dr. Winfried Felis, ehemaliger Leiter der Klinikapotheke in Heidenheim, im Alter von 86 Jahren. Wir nehmen Abschied von einem kollegialen Freund, einem geschätzten Lehrer und einem Pionier der Klinischen Pharmazie.

In Breslau geboren führte ihn die Flucht 1945 nach Westdeutschland. In Würzburg, Braunschweig und Innsbruck studierte er Pharmazie, Psychologie und Philosophie. Seine geliebten Studienjahre fanden ihren Abschluss mit der Promotion über ein pharmakologisches Thema. Die Vielfalt des Studiums setzte sich in seinem beruflichen Werdegang fort. Erste Stationen waren die väterliche Apotheke in Mannheim, die DRK-Blutspendezentrale in Bad Kreuznach und die Firma Dr. Karl Thomae in Biberach, wo Winfried Felis einen Herstellbetrieb leitete. Im Jahr 1972 übernahm er schließlich die Leitung der Klinikapotheke in Heidenheim. Dort baute er zielstrebig, gut strukturiert und sehr beharrlich am Fundament für eine zukunftsorientierte Krankenhauspharmazie mit dem von ihm vielzitierten „obersten Ziel der schnellen und sicheren Heilung der Patienten“.

Winfried Felis war mehr als nur vorausschauend, er war ein Visionär. Schon früh sah er den Klinikapotheker mehr auf der Station und am Krankenbett als „unten“ in der Apotheke. Heutige Selbstverständlichkeiten wie das offene Verfallsdatum auf den Arzneimitteln und klinikeigene strukturierte Arzneimittellisten tragen seine Handschrift. Die Pharmakokinetik lag ihm besonders am Herzen. Die ersten selbst gestrickten Computersimulationen von Arzneistoff-Serumspiegel wurden unter seiner Regie weiterentwickelt bis zum fertigen PHARKIN Programm, das inzwischen in der 4. Version immer noch gefragt ist. Bereits in den 90er-Jahren etablierte er die Visitenbegleitung, das therapeutische Drug-Monitoring sowie die Versorgung der prä- und poststationären Patienten in der Heidenheimer Klinik. Seine Weitsicht prägte auch sein standespolitisches Engagement in der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, in der APV und der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Er war Mitbegründer der ADKA-Landesgruppe Baden-Württemberg und deren Vorsitzender bis 1987.

Nach der deutschen Wiedervereinigung baute Winfried Felis Kontakte zu vielen ostdeutschen Klinikapothekern auf, pflegte sie und wurde so zum Brückenbauer und stets wertschätzenden, kollegialen Berater.

Bei all seinen fachlichen Aktivitäten stand neben der Sache immer auch der Mensch im Mittelpunkt. Er war Lehrmeister, Förderer und Türöffner für viele Pharmaziepraktikanten und junge Apotheker. Systematisch entwickelte er Curricula, die heute noch Bestand haben. Auch die erste Fachweiterbildung in Klinischer Pharmazie der ADKA trieb er voran. Die Samen, die er säte, sind breit und vielfältig aufgegangen.

Ab 1996 genoss er sichtlich seinen Ruhestand mit Reisen, Familie, Garten und täglichen Spaziergängen auf der Ostalb. Dabei verfolgte er mit großem Interesse die weitere Entwicklung der Klinischen Pharmazie, gerne bei einem schwäbischen Vesper oder einem guten fränkischen Tropfen mit den ehemaligen Kollegen. Er wurde schnell vom geschätzten Chef und Lehrmeister zum wertvollen Freund und Weggefährten. Und so werden wir ihn in ehrenvollem Gedenken bewahren. Sein Tod ist ein großer Verlust. Unser Mitgefühl gilt besonders seiner Frau Sybille, die ihm bis zum Schluss eine große Stütze war.

Dr. Wiltrud Probst und Dr. Matthias Fellhauer

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