Seite 427 - 435
OriginalarbeitBastian Mende und Jochen Schnurrer, Essen

Einführung der gravimetrischen Herstellung in der Zytostatika-Zubereitung

Umstellungsstrategien und Auswirkungen auf den Personalbedarf

Bisher durchgeführte wissenschaftliche Arbeiten zur Einführung einer gravimetrischen Herstellung stellen den Qualitätsaspekt in den Vordergrund. Dieser ist selbstverständlich wichtig und es ist unstrittig, dass eine gravimetrische Produktion eine höhere Dokumentationsqualität und Prozesssicherheit mit sich bringt. Eine ermüdungsfrei arbeitende technische Kontrolle ist dem Menschen in der reinen Kontrollfunktion überlegen. Zudem können bei der gravimetrisch unterstützten Herstellung eingeblendete Herstellhinweise die Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) unterstützen und die Reproduzierbarkeit sicherstellen. Trotz der Vorteile scheuen viele Krankenhausapotheken den Umstieg von einer volumetrischen auf eine gravimetrische Produktion. Ein Grund dafür kann die Unklarheit sein, wie sich das gravimetrische Verfahren auf die Produktionsgeschwindigkeit auswirkt. Eine gute Datenlage und Kenntnis über einen eventuellen Personalmehrbedarf sind heutzutage zwingend erforderlich, um solche Umstellungen durchsetzen zu können. Das Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, wie sich eine Umstellung von einer volumetrischen auf eine gravimetrische Produktion auswirkt. Neben der reinen Herstellungsperformance wurden auch die vor- und nachgeordneten Schritte betrachtet. Wir wollten diesen Vergleich mit einer Gravimetrie durchführen, die dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Um aussagekräftige Referenzdaten von einem bestmöglichen Prozess zu bekommen, wurde die Umstellung in enger Zusammenarbeit mit BD (Becton Dickinson) durchgeführt. Im Ergebnis bestätigt sich, dass die Gravimetrie im Vergleich zur Volumetrie eine hohe Dokumentationsqualität bietet, die eine lückenlose Nachvollziehbarkeit jeder Herstellung sicherstellt. Die erhöhte Prozessqualität bedingt aber auch einen erhöhten Zeitaufwand pro Zubereitung. Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse kann der voraussichtliche Zeitaufwand einer Umstellung ermittelt werden.
Schlüsselwörter: Gravimetrie, Personalbedarf, Umstellungsstrategien, gravimetrische Stammdaten, BD Cato
Krankenhauspharmazie 2022;43:427–35.

FlaggeEnglish abstract

Introduction of gravimetric production in the preparation of cytostatics – conversion strategies and effects on personnel requirements

Gravimetric production brings provides a higher documentation quality and process reliability. A technical control that works without tiring is to be superior to human beings in the pure control function. In addition, manufacturing instructions that are displayed in gravimetrically supported production can support pharmacy technicians (PTA) and ensure reproducibility. Despite the advantages, many hospital pharmacies are reluctant to switch from volumetric to gravimetric production. One reason for this may be the lack of clarity about how gravimetric production affects production speed. A good data situation and knowledge of any additional staffing requirements are absolutely necessary today in order to be able to implement such strategies. The aim of this work is to investigate the effects of a conversion from volumetric to gravimetric production. In addition to the pure production performance, the upstream and downstream steps were also considered. We wanted to carry out this comparison with a gravimetric production that corresponds to the current state of the art. In order to get meaningful reference data from a convincing process, the implementation was carried out in close cooperation with BD (Becton Dickinson). As a result, gravimetry offers a high level of documentation quality compared to volumetry, which ensures complete traceability of every production step. However, the increased process quality also requires more time per preparation. Based on the available results, the expected time required for implementation can be determined.

Key words: gravimetric production, personnel requirements, implantation strategies, gravimetric master data, BD Cato

Seite 436 - 439
OriginalarbeitIrene Krämer, Frank Erdnüß, Andre Mohr, Mainz

Herstellung und Stabilität applikationsfertiger Humaninsulin-1 I. E./ml-Lösungen in …

Zur Vorbereitung der chargenmäßigen Herstellung von Humaninsulin 1 I. E./ml als Dauerinjektion wurden in der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz Stabilitätsuntersuchungen durchgeführt und original publiziert. In diesem Beitrag werden die Originalarbeiten zusammengefasst und die wesentlichen Schlussfolgerungen dargestellt. Für die Untersuchungen wurden applikationsfertige Lösungen aus Huminsulin® Normal 100, Actrapid® Penfill® und Insuman® Rapid hergestellt und die Stabilität in dreiteiligen 50-ml-Original-Perfusor®-Spritzen, B. Braun und BD®-Perfusion-Spritzen sowie der Bulklösung in 3-Liter-Beuteln geprüft. Bei der Herstellung unter validierten, aseptischen Bedingungen in Polyolefin-Behältnissen und gegebener mikrobiologischer Stabilität können die applikationsfertigen Humaninsulin-1 I. E./ml-Dauerinjektionen mit einer Haltbarkeit von drei Monaten bei Kühllagerung sowie drei Wochen bei Raumtemperaturlagerung gekennzeichnet werden.
Schlüsselwörter: Humaninsulin 1 I. E./ml, Einmalspritze 50 ml, Stabilität, Lagerung, chargenmäßige Herstellung
Krankenhauspharmazie 2022;43:436–9.

FlaggeEnglish abstract

Preparation and long-term stability of ready-to-administer human insulin 1 IUmL infusion solution in 50 mL polypropylene syringes

Stability tests of human insulin (HI) 1 I. U./ml solutions of three different brand products (Huminsulin® Normal, Actrapid® Penfill® and Insuman® Rapid) were performed at the Pharmacy Department of the University Medical Center in Mainz to enable the future batchwise preparation of ready-to-administer HI injection solutions for stock. Detailed results concerning the physicochemical stability of HI 1 I. U./ml injection solutions stored either in 50 ml disposable plastic syringes (Original-Perfusor® syringes or BD® Perfusion syringes) or as bulk solution in infusion bags (polyolefin Ecobag® click or ExactaMix® EVA bag) have already been published. Here we give a brief summary of these papers and conclude, that ready-to-administer HI injection solutions 1 I. U./ml can be aseptically prepared in polyolefin infusion bags and filled into 50 ml plastic syringes; subsequent storage of the syringes is possible at 2 to 8 °C/dark for up to 90 days and at room temperature for up to three weeks.

Key words: Human insulin 1 IU/ml, ready-to-administer, popypropylene syringe 50 mL, stability, batchwise preparation

Seite 440 - 446
OriginalarbeitTheodora Steindl-Schönhuber und Gunda Gittler, Linz

Umstellung der Arzneimittelversorgung auf Unit-Dose

Eine Antwort auf COVID-19 mit entscheidenden Vorteilen im Krankenhaus

Im Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz wurde erstmals im österreichischen Krankenhauswesen die Arzneimittelversorgung auf Unit-Dose-Abpackung durch die Apotheke umgestellt. Auslöser war die angespannte Personalsituation während der zweiten Coronawelle. Am Beispiel einer internen Station wurde folgendes untersucht: Anteil der verblisterten Arzneimittel, Zeitgewinn, Zufriedenheit mit dem Service, Fehlerquote in den Blistern und Arzneimittelverbrauch. Von den festen oralen Arzneiformen konnten 99 % neuverblistert werden. Die Vorbereitungszeit der Pflege für die oralen Medikamente reduzierte sich um ca. 75 %. Eine Befragung unter Pflegemitarbeitern ergab sehr hohe Zufriedenheitswerte. Die Fehlbefüllungsrate der Blister betrug 0,006 %. Bei den verblisterbaren Arzneimitteln reduzierte sich der Verbrauch in Relation zu den Pflegetagen durch Unit-Dose um 26 % im Vergleich zum Vorjahr. Fazit: Die Unit-Dose-Versorgung wirkt sich positiv aus auf Arzneimitteltherapiesicherheit sowie auf Zeit- und Arzneimittelressourcen und Personalzufriedenheit.
Schlüsselwörter: Neuverblisterung, maschinelles Dispensieren, Arzneimitteltherapiesicherheit, Pflegeressourcen, Personalzufriedenheit, Arzneimittelverbrauch
Krankenhauspharmazie 2022;43:440–6.

FlaggeEnglish abstract

Switch to unit dose drug dispensing – a response to Covid-19 with decisive benefits in hospital

In the Convent Hospital of the Brothers of Saint John of God Linz medication supply was switched from manual dispensing by ward staff to automated unit dose blistering by the pharmacy – so far unique in Austrian hospitals. The project was triggered by the tight personnel situation during the Coronavirus second wave.

Using the example of an internal ward we analysed: percentage of pharmacy-blistered drugs, time saving for dispensing of oral drugs, satisfaction of nurses with this service, error rate in blisters and medication consumption:

We found that 99 % of solid, oral dosage forms could be blistered. Time consumption taken for manual drug dispensing was reduced by approx. 75 %. Nurses were highly satisfied with the service. The error rate of the blisters amounted to 0,006 %. The consumption of blisterable drugs in relation to bed occupancy was reduced by 26 % in comparison to the year before Unit Dose supply.

Conclusion: Unit Dose blistering has positive effects on medication therapy safety, time and drug resources and staff satisfaction.

Key words: unit dose, automated dose dispensing, drug therapy safety, nursing resources, staff satisfaction, drug consumption

Seite 447 - 448
SerieDr. Gesine Picksak, AMTS-Beauftragte der ADKA

Medikationsfehler

Fluch und Segen des Bundeseinheitlichen Medikationsplans

Es ist erfreulich, wenn ein Patient mit einem aktuellen Bundeseinheitlichen Medikationsplan (BMP) in die Klinik aufgenommen wird. So viel Arbeitserleichterung und Zeitersparnis der Medikationsplan mit sich bringt, so viele Gefahren gehen leider von ihm aus. Beispielsweise führen ungewöhnliche Dosierungen zu Problemen.

Seite 449 - 456
Referiert & kommentiertDr. Miriam Neuenfeldt, Stralsund

Renale Denervierung

Langzeitwirksamkeit und Verträglichkeit in Kombination mit Antihypertensiva

Die Auswertung der randomisierten, multizentrischen SPYRAL HTN-ON MED-Studie über einen Zeitraum von 36 Monaten liefert Langzeitdaten von Hypertonie-Patienten zur Wirksamkeit und Verträglichkeit der renalen Denervierung bei gleichzeitiger Anwendung von Antihypertensiva.

Seite 449 - 456
Referiert & kommentiertDr. Miriam Sonnet, Rheinstetten

Fieber

Fiebertherapie ohne positiven Einfluss auf Mortalität und unerwünschte Ereignisse

Antipyretika werden routinemäßig sowohl im Krankenhaus als auch im ambulanten Bereich eingesetzt, um Fieber zu behandeln. Allerdings sind die Ergebnisse randomisierter Studien zur Fiebertherapie widersprüchlich. Ob Antipyretika tatsächlich die Gesamtmortalität und schwere unerwünschte Ereignisse bei fiebrigen Erwachsenen verringern können, wurde in einem systematischen Review und einer Metaanalyse untersucht.

Seite 449 - 456
Referiert & kommentiertDr. Larissa Tetsch, Maisach

Sepsis

Schadet intravenöses Vitamin C bei Sepsis mehr als es nützt?

Es gibt Hinweise darauf, dass hochdosiertes Vitamin C vor sepsisbedingten Organschäden schützen könnte. Die Autoren einer aktuellen internationalen Studie, in der der Nutzen von intravenösem Vitamin C bei erwachsenen Patienten untersucht wurde, kommen zu einem anderen Ergebnis.

Seite 449 - 456
Referiert & kommentiertDominik Schuler, Villingen-Schwenningen

Rheumatoide Arthritis

Kardiovaskuläres Risiko unter Hydroxychloroquin versus Methotrexat

Konventionelle synthetische Disease-modifying anti-rheumatic drugs (csDMARDs) gelten nach wie vor als Mittel der Wahl zur immunsuppressiven Basistherapie bei rheumatoider Arthritis (RA). Die Ergebnisse einer aktuellen Kohortenstudie des American College of Cardiology zeigen, dass die kardiovaskuläre Sicherheit von Hydroxychloroquin im Vergleich zu Methotrexat subgruppenspezifisch zu betrachten ist.

Seite 449 - 456
Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Metastasiertes HER2-niedriges Mammakarzinom

Ergebnisse mit Trastuzumab-Deruxtecan: HER-Kategorisierung neu denken

In der Phase-III-Studie DESTINY-Breast04 wurde mit Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) bei vorbehandelten Patientinnen mit inoperablem und/oder metastasiertem HER2-niedrigem Mammakarzinom im Vergleich zur Standard-Chemotherapie nach Wahl des Arztes ein längeres und klinisch bedeutsames progressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben erreicht. Die Ergebnisse wurden in der Plenarsitzung der diesjährigen Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt und auch im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Seite 449 - 456
Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Fortgeschrittenes Pankreaskarzinom

Verlängertes Überleben mit Nimotuzumab

Wenn Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem Bauchspeicheldrüsenkrebs des KRAS-Wildtyps Nimotuzumab kombiniert mit Gemcitabin bekommen, leben sie länger progressionsfrei und auch das Gesamtüberleben ist länger als bei alleiniger Gemcitabin-Behandlung. Das wurde in einer klinischen Phase-III-Studie gezeigt, deren Ergebnisse bei der diesjährigen ASCO-Jahrestagung vorgestellt wurden.

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RezensionDr. Sigrun Klausner, Salzburg

(K)ein Leitfaden für Apotheker

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Ausschreibung

Promotionspreis für Krankenhauspharmazie

Gestiftet von der Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Zum 13. Mal verleiht die ADKA den Promotionspreis für Krankenhauspharmazie. Takeda stiftet diesen Preis im Rahmen ihrer Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

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Ausschreibung

Ausbildungsprojektpreis der ADKA

Mit den Ausbildungsprojektpreisen „Diplom“ und „PJ-Projekt“ des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) e. V. sollen herausragende Projekt- und Diplomarbeiten ausgezeichnet werden. 2023 werden die beiden Preise bereits zum zwölften Mal verliehen. Als Preis erhält der Ersteller der Arbeit einen Büchergutschein im Wert von 100 Euro sowie die Teilnahme am ADKA-Kongress 2023 in Nürnberg. Ersteller und Betreuer werden zusätzlich mit Urkunden ausgezeichnet.

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ADKA intern

48. Wissenschaftlicher Kongress der ADKA in Nürnberg 2023

Aufruf für Poster und Kurzvorträge

Der 48. Wissenschaftliche Kongress der ADKA findet vom 4. bis 6. Mai 2023 in Nürnberg statt. Das Wissenschaftliche Komitee lädt ein, mit einem Poster oder Kurzvortrag das Programm aktiv mitzugestalten.