Seite 305 - 306
EditorialIhr Dr. Torsten Hoppe-Tichy

Erreichtes und Kommendes

Seite 307 - 314
OriginalarbeitJulia Haering-Zahn, Ursula Gramlich, Gabriele Ahne, Wolfgang Rascher und Antje Neubert, Erlangen

Mehr Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie von Kindern und Jugendlichen

Das Kinderformularium.DE als Referenzwerk für pädiatrische Arzneimittelinformationen

Kinder sind in Bezug auf die Arzneimitteltherapie gegenüber Erwachsenen benachteiligt. Stationär werden bis zu 90 % der Arzneimittel bei unter 18-Jährigen off Label, also außerhalb der Zulassung, eingesetzt. Dadurch ergibt sich ein besonderer Bedarf an wissenschaftlich fundierten Informationen, um eine rationale Arzneimitteltherapie nach aktuellem Stand der Wissenschaft durchführen zu können. Das Kinderformularium.DE ist eine webbasierte Datenbank mit evidenzbasierten Informationen für die Arzneimitteltherapie bei Kindern und Jugendlichen. Das Kernstück sind Wirkstoffmonographien mit Dosierungen für den In- und Off-Label-Bereich. Zudem werden unter anderem Informationen zu kindgerechten Handelspräparaten, dem Zulassungsstatus und weiteren kinderspezifischen Informationen, die für eine sichere Arzneimitteltherapie relevant sind, bereitgestellt. Das Angebot richtet sich an medizinisches und pharmazeutisches Fachpersonal und ist kostenfrei. Die Inhalte der Datenbank sind industrieunabhängig und werden durch ein Projektteam an der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen gepflegt. Die Datenbank ist ein Ergebnis des Aktionsplans für Arzneimitteltherapiesicherheit des Bundesministeriums für Gesundheit (Förderperiode: 2016 bis 2022). Durch eine internationale Kooperation mit den Niederlanden, Österreich und Norwegen werden Synergien genutzt, um pädiatrische Dosierungsempfehlungen basierend auf der besten vorhandenen Evidenz zu entwickeln und international zu harmonisieren. Eine Nutzerumfrage und stetig steigende Nutzerzahlen zeigen die Relevanz der Datenbank in der Versorgungspraxis. Kinderformularium.DE verfolgt das Ziel, durch Bereitstellung wissenschaftlich fundierter, praktisch anwendbarer Informationen die Arzneimitteltherapiesicherheit bei Kindern aller Altersgruppen langfristig zu verbessern.
Schlüsselwörter: Pädiatrie, evidenzbasierte Arzneimitteltherapie, Arzneimitteltherapiesicherheit
Krankenhauspharmazie 2023;44:307–14.

FlaggeEnglish abstract

Improved safety in pharmacotherapy for children and adolescents – Kinderformularium.DE as a reference for paediatric drug information

Children are at a disadvantage compared to adults when it comes to drug therapy. In the paediatric inpatient sector, up to 90 % of all medicines are being used off-label, i. e. outside of the scope of the license. This results in a special need for scientifically sound information in order to be able to carry out rational pharmacotherapy according to the current scientific knowledge.

Kinderformularium.DE is a web-based platform with evidence-based information for drug therapy in children and adolescents. The core of the database are monographs of active substances with dosing recommendations for the on- and off-label therapy. Additional information is provided, i a., on commercial formulations suitable for children, the licensing status and other child-specific information relevant for safe drug therapy. The content addresses medical and pharmaceutical professionals and is free of charge. The information provided on the platform is independent of industry and is maintained by a project team at the Department of Paediatrics and Adolescent Medicine of the University Hospital Erlangen, Germany. The platform is a result of the “Action Plan to Improve Medication Safety in Germany” (Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland) of the Federal Ministry of Health (funding period: 2016 to 2022). Through international cooperation with the Netherlands, Austria and Norway, synergies are used to develop paediatric dosing recommendations based on the best available evidence and to harmonise them internationally.

Results of a user survey and continually increasing user numbers demonstrate the relevance of the database in healthcare practice.

Kinderformularium.DE aims to improve long-term medication safety in children of all ages by providing scientifically sound, practically applicable information.

Seite 315 - 318
OriginalarbeitJennifer Berner, Michelle Kannenberg, Lea Molitor und Constanze Rémi, München

Orale Mukositis bei Palliativpatienten

Erstellung eines Stationsstandards

Die orale Mukositis, die häufig in Begleitung einer Radio- oder Chemotherapie auftritt, schränkt die Lebensqualität der Betroffenen stark ein. Das betrifft auch Patienten der Palliativversorgung, bei der die Symptomlinderung im Vordergrund steht. Im Rahmen eines Projekts wurde ein Stationsstandard für die Palliativstation des LMU Klinikums erstellt, basierend auf aktueller Literatur und internationalen Leitlinien. Der Standard umfasst die aktuelle Evidenz zur Prophylaxe und Therapie oraler Mukositis nach Einstufung in Schweregrade. So soll mit einem einheitlichen Therapiestandard ein Beitrag zu einer evidenzbasierten Arzneimitteltherapie geleistet und die Lebensqualität der Betroffenen am Lebensende verbessert werden.
Schlüsselwörter: Mukositis, Stomatitis, palliativ
Krankenhauspharmazie 2023;44:315–8.

FlaggeEnglish abstract

Oral mucositis in palliative care – a standard for prophylaxis and treatment

Oral mucositis, a common symptom for patients undergoing radio- and chemotherapy, is very burdensome and highly affects the patients’ quality of life. That includes patients in palliative care, where the alleviation of symptoms is in focus. In this project, we developed a standard operation procedure (SOP) for the prophylaxis and therapy of oral mucositis, based on current literature and international guidelines. With this, we aim to an evidence-based drug therapy in palliative care, and to improve the patients’ quality of life, meeting current standards of clinical practice.

Key words: palliative, mucositis, stomatitis

 

Seite 319 - 327
OriginalarbeitTheodora Steindl-Schönhuber und Gunda Gittler, Linz, Österreich

Untersuchung funktioneller Filmüberzüge bei maschineller Entblisterung

Maschinell unterstützte Entblisterung ist ein wesentlicher Prozessschritt in der Neuverblisterung von Arzneimitteln. In unserer Produktion werden große Mengen an Durchdrückblistern mithilfe von Entblisterungsmaschinen entleert. Während sichtbar beschädigte Tabletten entfernt werden, gibt es wenig Daten, inwieweit dabei auch minimale, optisch nicht erkennbare Defekte an Filmüberzügen entstehen und deren Funktionalität negativ beeinflussen können. In der Studie wurden daher magensaftresistente sowie retardierte Tabletten in einem Worst-Case-Ansatz ausgewählt und maschinell und manuell entblistert und ein Teil nach manuellem Entblistern mit kleinen Beschädigungen des Films versehen. Ihr Zerfallsverhalten wurde durch Einbringen in magensaure und neutrale Pufferlösung in Anlehnung an die Methoden des europäischen Arzneibuchs und das Einfärbeverhalten in einem Farbbad untersucht. Manuell und maschinell entblisterte magensaftresistente Tabletten unterschieden sich dabei nicht. Die beschädigten Tabletten hingegen zerfielen sehr rasch und zeigten deutlich eingefärbt die Filmdefekte. Bei den retardierten Tabletten verhielten sich alle drei Proben gleich. Aus den Ergebnissen ließen sich weder ein verändertes Zerfallsverhalten noch eine Schädigung funktioneller Überzüge durch maschinelles Entblistern erkennen, was die Validierung dieses Prozessschrittes unterstützt.
Schlüsselwörter: Entblisterungsmaschine, funktioneller Filmüberzug, Farbbad, Auflösungs- und Zerfallsuntersuchung, Magensaftresistenz, verzögerte Wirkstofffreisetzung
Krankenhauspharmazie 2023;44:319–27.

FlaggeEnglish abstract

Evaluation of the impact of machine-aided deblistering in Unit Dose blister production on the functionality of tablet coating

Deblistering of medication is a critical step in Unit Dose blister production. In our setting large quantities of push-through packs are processed by manually operated deblistering machines. Visibly damaged drugs are removed. However, it has not been investigated, if mechanical stress by deblistering machines can cause minimal, hardly identifiable damage with negative effects on functional coating. Therefore, in this study tablets with enteric coating as well as extended release were selected in a worst-case scenario. The tablets were deblistered machine-aided and manually and on part of the latter small defects on the film were caused purposely. Disintegration testing was performed based on the methods of the European Pharmacopoeia in acid and neutral solution. Additionally, tablets were immerged into a methylene blue dye bath to visualise intactness of coating and damaged areas. Disintegration and dying manner of manually and maschine-deblistered enteric coated samples did not differ. The minimally damaged fraction started to disintegrate within seconds, cavities and grooves were clearly visible due to the dye. No differences in the tests could be seen for the tablets with extended release. In this study no changes in disintegration or damage of coating through machine-aided deblistering could be detected, which supports validation of this process.

Key words: deblistering machine, functional film coating, dye bath, dissolution and disintegration testing, enteric coatings, delayed release

Seite 328 - 329
SerieBirgit Reinhold, Prignitz, und Dr. Gesine Picksak, AMTS-Beauftragte der ADKA

Medikationsfehler

Hätten Sie es erkannt? – Interaktion zwischen Methotrexat und Metamizol

Medikationsfehler zu Methotrexat (MTX) wie Über- und auch Unterdosierung durch falsche Einnahmeintervalle, Doppelverordnungen, fehlerhafte oder fehlende Konzentrationsangaben werden immer wieder beschrieben, gerade weil die toxischen Wirkungen mitunter sehr schwerwiegend bis tödlich ausfallen können. Daneben kann es aber auch zu vielen klinisch relevanten Interaktionen von MTX mit anderen Wirkstoffen kommen, die man im medizinischen Alltag und bei der Stationsarbeit immer im Hinterkopf behalten sollte.

Seite 330 - 337
Referiert & kommentiertDominik Schuler, Villingen-Schwenningen

Antiinfektiva in der pädiatrischen Onkologie/Hämatologie

Punktprävalenzstudie zeigt unangemessene Therapien auf

Immundefizienz und ein damit einhergehendes hohes Risiko für schwere Infektionen erklären den hohen Einsatz von Antiinfektiva in der pädiatrischen Onkologie/Hämatologie. In der vorliegenden Punktprävalenzstudie mit Expertenbegutachtung wurde fast die Hälfte aller Antiinfektiva-Therapien als unangemessen eingestuft.

Seite 330 - 337
Referiert & kommentiertMadiha Malik, Kiel

Clostridioides-difficile-Infektion

Fidaxomicin und Vancomycin im Vergleich

In den aktuellen Leitlinien werden zur Behandlung erstmaliger und wiederkehrender Clostridioides-difficile-Infektionen Fidaxomicin und Vancomycin empfohlen. In einer Metaanalyse wurde untersucht, welcher Arzneistoff das Rezidivrisiko effizienter senkt.

Seite 330 - 337
Referiert & kommentiertDr. Alexander Pensler, Braunschweig

Diabetes mellitus Typ 2

Finerenon und Tirzepatid als neue Therapiealternativen

Im Rahmen einer Metaanalyse konnte eine Forschergruppe positive Effekte von Finerenon auf die Gesamtsterblichkeit, die Hospitalisierung aufgrund von Herzinsuffizienz und die terminale Niereninsuffizienz bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 nachweisen. Für Tirzepatid konnte eine signifikante Reduktion des Körpergewichts im Vergleich zur Standardtherapie nachgewiesen werden. Auch für SGLT-2-Hemmer und GLP-1-Agonisten fanden die Forschenden positive Effekte.

Seite 330 - 337
Referiert & kommentiertDr. Claus Gassner, Ravensburg

Atopische Dermatitis

Upadacitinib als neue Therapieoption auch für Jugendliche geeignet

In einer Subgruppenanalyse von drei großen Studien zeigte sich der JAK-Inhibitor Upadacitinib auch bei Jugendlichen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis in allen geprüften Stärken als wirksam und sicher. Bislang waren entsprechende Ergebnisse nur für die erwachsenen Studienteilnehmer veröffentlicht worden.

Seite 330 - 337
Referiert & kommentiertMadiha Malik, Kiel

Myasthenia gravis

Effektive und sichere Antikörpertherapie mit Rozanolixizumab

Zur Behandlung der generalisierten Myasthenia gravis werden neue Behandlungsmethoden benötigt, da herkömmliche Therapien nur begrenzt wirksam sind. Der monoklonale Antikörper Rozanolixizumab, ein neonataler Fc-Rezeptorblocker, könnte eine neue Option darstellen. In einer adaptiven Phase-III-Studie wurde der Wirkstoff auf Wirksamkeit und Sicherheit überprüft.
Zum Beitrag „Behandlung des Morbus Parkinson: Bessere Beweglichkeit dank Levodopa-Pumpe“ (Krankenhauspharmazie 2023;44:190):

Seite 338 - 339
NotizenSaskia Fechte, Stuttgart

G-BA-Beschluss

Risankizumab bei Morbus Crohn

Seite 340 - 343