Andrea Liekweg

Foto: Michael Wodak/MedizinFotoKoeln
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Aufgabe der Europa-Delegierten unseres Bundesverbandes ist zuweilen eine Herausforderung! Nicht etwa, weil die Aufgabe nicht klar wäre: Ich bin im Austausch mit meinen europäischen Amtskolleg:innen und vertrete die Interessen der ADKA auf der Mitgliederversammlung des Europäischen Dachverbandes der Krankenhausapotheker:innen, der EAHP (European Association of Hospital Pharmacists). Darüber berichte ich dem Vorstand und auch Ihnen, den Mitgliedern der ADKA. Das ist in unserer Verbandsordnung geregelt und einfach umzusetzen.
Nicht ganz so einfach ist es, den europäischen Geist in der ADKA zu verbreiten: Die Verbindung der nunmehr 3000 ADKA-Mitglieder zu unserem europäischen Dachverband herzustellen und ein Zugehörigkeitsgefühl zu entfachen, aus dem bestenfalls die Motivation resultiert, an den europäischen Aktivitäten mitzuwirken.
Dabei lohnt es sich meiner Erfahrung nach sehr, die nationale Perspektive um die europäische zu erweitern. Insbesondere, da wir Krankenhausapotheker:innen ja eine vergleichsweise kleine Berufsgruppe im Gesundheitswesen bilden und jede Hand gebraucht wird. Als Mitglieder der ADKA sind wir automatisch Teil der EAHP. Diese vertritt derzeit über 29 000 Krankenhausapotheker:innen in 37 Mitgliedsländern.
Daraus ergibt sich ein enormes Potenzial, uns als Krankenhausapotheker:innen sichtbar zu machen und zu den Themen unserer Zeit aktiv Veränderungen zum Wohle der Patientinnen und Patienten anzustoßen. Fragile Lieferketten und daraus resultierende Versorgungsmangelsituationen stellen unsere Versorgungsstrukturen auf eine harte Probe. Hinzu kommt der allgegenwärtige Fachkräftemangel, der unsere Arbeit zusätzlich erschwert. Aber wir haben auch spannende Entwicklungsfelder: Die Zulassung innovativer Wirkstoffe, die Etablierung patientenzentrierter Beratungsangebote, die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen und die Digitalisierung und Automatisierung der Arzneimittelversorgung schaffen ganz neue Möglichkeiten für pharmazeutische Dienstleistungen.
Die EAHP vertritt und fördert den Beruf der Krankenhausapotheker:innen in Europa mit dem Ziel, die kontinuierliche Verbesserung der Arzneimittelversorgung für Patient:innen im Krankenhausumfeld sicherzustellen. Dies wird einerseits durch Wissenschaft und Forschung, aber auch durch die Unterstützung der Ausbildung und klinisch-pharmazeutischen Praxis gefördert. Besonders wird hierzu der Austausch unter den Mitgliedern unterstützt und die gemeinsame Verantwortung mit anderen Angehörigen der Gesundheitsberufe herausgestellt.
Über die EAHP nehmen wir direkt Einfluss auf das gesundheitspolitische Geschehen in Europa. Sowohl in der Vergangenheit als auch ganz aktuell werden auf europäischer Ebene regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen, die ganz unmittelbare Auswirkungen auf unseren klinischen Alltag haben.
An dieser Stelle sei exemplarisch genannt, dass die EU-Kommission im Jahr 2020 mit der Arzneimittelstrategie für Europa den Grundstein für eine Vielzahl von Maßnahmen legte, um die Arzneimittelversorgung in Europa durch eine Stabilisierung der europäischen Arzneimittelproduktion zu fördern. Der Critical Medicines Act (CMA) fasst daraus folgend die übergeordneten Ziele der Strategie konkreter. Diese EU-Verordnung zielt speziell auf die Versorgungssicherheit kritischer Arzneimittel ab. Die ADKA hat zu diesen Verfahren auch bereits ihre Position beigesteuert.
Um überzeugende Argumente für unsere Anliegen zu entwickeln, ist immer wieder unser aller Beitrag gefragt. Durch regelmäßige Online-Umfragen werden Erfahrungen aus unserem Alltag gesammelt und von der EAHP in Positionspapiere und Berichte zusammengefasst. Das geschieht auch im Kontext der Kommentierung des Critical Medicines Act – unsere Erfahrungen im Management von Arzneimittellieferengpässen fließen durch die Beantwortung der Umfragen direkt in die politische Diskussion ein.
Über die politischen Aktivitäten hinaus organisiert die EAHP nicht nur interessante Kongresse (lesen Sie hierzu gerne den Bericht über den EAHP-Kongress in Kopenhagen auf Seite 394) und Tagungen zu spezifischen Themenschwerpunkten („Boost“), sondern bietet auch zahlreiche Arbeitsgruppen an, in denen Krankenhausapotheker:innen gemeinsam an aktuellen Herausforderungen arbeiten können. Seitens der ADKA bringen sich dazu Kollegen im wissenschaftlichen Komitee der EAHP ein, im Early Career Pharmacists Network oder in den verschiedenen Arbeitsgruppen.
Die European Statements on Hospital Pharmacy (Kasten 1) fassen die gemeinsam vereinbarten Ziele zusammen, die jedes europäische Gesundheitssystem bei der Bereitstellung von krankenhauspharmazeutischen Dienstleistungen anstreben sollte. Sie dienen als Leitbild für die Entwicklung und Qualität der Krankenhauspharmazie in Europa. Bei ihrer Entwicklung wurden neben den Perspektiven der Apotheker:innen auch die der Pflegekräfte und Ärzt:innen berücksichtigt.
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