ÜbersichtWolfgang Ibrom, Braunau am Inn

Farnesyltransferase-Hemmer

Eine neue Wirkstoffgruppe zur Behandlung von Tumoren?

Viele Proteine werden posttranslational durch das Enzym Farnesyltransferase modifiziert. Im Rahmen dieser Modifikation wird ein Farnesyl-Rest an eine Cystein-Seitenkette am C-terminalen Ende der Substrate übertragen. Diese Farnesylierung ist essenziell für biochemische, bei Tumorerkrankungen oft überaktivierte Prozesse. Eine Hemmung dieser Prozesse über die Hemmung der Farnesyltransferase scheint ein rationaler Therapieansatz zu sein. Inhibitoren der Farnesyltransferase (FTI) befinden sich schon seit längerer Zeit, ursprünglich als Target für onkogene Ras-Proteine, in der Entwicklung als Zytostatika, daneben zeigen sie auch antiparasitäre und virustatische Effekte. Die Einteilung der Farnesyltransferase-Hemmer, die gegen Tumoren wirksam sind, wurde über die Substrat-Strukturanalogie vorgenommen. Farnesyltransferase-Hemmer sind wie die EGFR-Hemmer (EGFR; epidermal growth factor receptor) einer neuen Generation von Zytostatika, den Signaltransduktions-Inhibitoren, zuzuordnen, die sich klinisch und pharmakokinetisch zum Teil erheblich von den klassischen Zytostatika unterscheiden. Dies betrifft das Studiendesign, die Dosis/Wirkungseffekte, Nebenwirkungen, Kombinationsprofile, Anwendungsdauer und die antitumorale Wirkung. Aus der Vielzahl präklinisch hoch wirksamer Farnesyltransferase-Hemmer sind bisher sieben Verbindungen in humanklinischen Studien bei soliden Tumoren und in der Folge bei Leukämieformen untersucht worden. In dieser Übersicht werden Pharmakodynamik, Struktur-Wirkungs-Beziehungen und erste klinische Anwendungen der Farnesyltransferase-Hemmer als Tumortherapeutika beschrieben.
Schlüsselwörter: Farnesyltransferase, Farnesyltransferase-Inhibitoren (FTI), Signaltransduktion, CAAX-Proteine
Krankenhauspharmazie 2006;27:49–58.

FlaggeEnglish abstract

Farnesyltransferase inhibitors: A strategy for development of novel anticancer agents

Many of human proteins were posttransitional modified by the enzyme protein farnesyltransferase. This enzyme catalyzes the addition of a farnesyl chain onto the sulphur of a C-terminal cysteine of a protein substrate. This farnesylation plays fundamental roles in cell signal transduction pathways, that regulate cell growth, proliferation, migration, invasion and differentiation and so play a key role in tumorigenesis. Therefore inhibition of farnesyltransferase is a novel mechanism-based, targeted approach to cancer therapy development.

Originally farnesyltransferase inhibitors (FTI) were developed against oncogenic ras as a prototypical target for cancer treatment, in addition they have also been suggested as a new strategy for the treatment of parasitic and viral infections. In this overview currently known FTI for anti-cancer treatment have been classified by the substrate/structure analogy.

FTI as well as EGFR inhibitors are assigned to the signal transduction inhibitors as a new generation of cytotoxic drugs, which differs partially significant from the classical cytotoxic agents by clinic and pharmacokinetic parameters. This concerns the design of studies, dose-response, side effects combination therapy modalities, interval of application and antitumor effects, respectively.

Up to date, only seven compounds of many preclinical highly effective FTI have reached the clinic for the treatment of solid tumors and in consequence for different leukaemia forms.

The focus of this review describes the pharmacodynamics, structure activity relationships and clinical efficiency of this new therapeutic approach for anti-cancer treatment.

Keywords: Farnesyltransferase, farnesyltransferase inhibitors, signal transduction, CAAX-peptides

ÜbersichtWolfgang Kröger und Swantje Eisend, Northeim

Individualisierte Therapie mit Lepirudin

Die Therapie und Prophylaxe von Thrombosen und anderen thromboembolischen Ereignissen ist tägliche Praxis im Krankenhaus. Können zu diesem Zweck keine Heparine eingesetzt werden, sind Hirudin-Derivate Mittel der Wahl. Die individualisierte Therapie mit diesen Präparaten – hier Lepirudin – setzt eine gute Kenntnis von patientenindividuellen Parametern voraus, die in diesem Artikel näher beschrieben werden sollen.
Schlüsselwörter: Lepirudin, Refludan, Thrombose, HIT, Hirudin
Krankenhauspharmazie 2006;27:59–62.

FlaggeEnglish abstract

Individual therapy with lepirudin

Therapy and prevention of thrombose and thromboembolic diseases is daily clinical practice. If heparin can not be used, derivates of hirudine are adequate funds. The individual therapy with these compounds – in this case lepirudin – requires a good knowledge of individual parameters, how in this article will be referred.

Keywords: Lepirudin, refludan, thrombosis, HIT, hirudine

ÜbersichtCornelia Bruns, Bremen

Hyperosmolarität – ein Auslöser für die nekrotisierende Enterokolitis?

Osmolaritäten von Medikation in Frühgeborenennahrung

Bei der Behandlung von Früh- und Neugeborenen gilt die nekrotisierende Enterokolitis auch heute noch als gefürchtete Komplikation. In der Literatur wird häufig auf die Osmolarität von oralen Liquida als mögliche auslösende Ursache hingewiesen. Im Folgenden werden die Ergebnisse von Osmolaritäts-Messungen verschiedener Handelspräparate, oraler Liquida aus der Eigenherstellung sowie fester Arzneiformen in Mischungen mit Aqua purificata, Frühchennahrung oder Muttermilch vorgestellt. Diese Ergebnisse können dazu dienen, Effekte von Arzneimittelmischungen abzuschätzen und zu bewerten, der Frage nach der klinischen Relevanz näher zu kommen und die Arzneimitteltherapie von Früh- und Neugeborenen aus pharmazeutischer Sicht sicherer zu machen.
Schüsselwörter: Hyperosmolarität, nekrotisierende Enterokolitis, Früh- und Neugeborene, Nahrung, Arzneimittelzusätze, Arzneimittelsicherheit
Krankenhauspharmazie 2006;27:63–9.

FlaggeEnglish abstract

Hyperosmolarity – a cause of necrotising enterocolitis?

Osmolarity of therapeutic additives in premature infant feeding

Necrotising entercolitis (NEC) is still one of the most common life-threatening gastrointestinal diseases diagnosed among newborn and premature infants. For the past 40 years NEC has been thought to be related to the hyperosmolarity of liquids and the type of feeding. Until now the exact role of drugs administered by stomach tube has been controversial despite numerous studies. The aim of the present research was to assess the efficiency and composition of therapeutic additives in premature infant feeding/breast milk. The influence of powder as opposed to liquids mixed with the feeding was also examined. In order to improve the therapy of newborn and premature infants it is essential to investigate the osmolarity of the feeding mixtures, to consider its clinical relevance and to emphasise the role of pharmacists when manufacturing medicine.

Keywords: Hyperosmolarity, necrotising enterocolitis, newborn and premature infants, feeding, therapeutic additives, safety of medicine

ADKA intern

ADKA-Kongress und Mitgliederversammlung in Trier

Aufruf für Poster und freie Vorträge

„Sicherheit der Arzneimitteltherapie im Krankenhaus“ lautet das zentrale Thema des nächsten, XXXI. Wissenschaftlichen Kongresses und der Mitgliederversammlung der ADKA vom 11. bis 13. Mai 2006 in Trier. In einem Plenarvortrag, Impulsreferaten, Workshops und Kurzvorträgen wird das Thema dargestellt, diskutiert und mit den Kongressteilnehmer(inne)n weiter erarbeitet.

ADKA intern

Wettbewerb für Krankenhausapotheker

Innovationspreis der Sanofi-Aventis-Gruppe im Bereich klinische Pharmazie

Zum vierten Male wird der Innovationspreis der Sanofi-Aventis-Gruppe (Sanofi-Aventis Deutschland/Winthrop Arzneimittel) gestiftet, wenn auch unter neuem Namen, ein Preis für eine Arbeit auf dem Gebiet der klinischen Pharmazie, der wie in den Vorjahren mit 10000 € dotiert sein wird. Er wird wieder durch den Ausschuss für klinische Pharmazie verliehen. Die Satzung befindet sich im Internet unter www.krankenhauspharmazie.de > Inhalt > 2006 > Heft 2.

Referiert & kommentiert

Statistik

Moderater Anstieg der Krankenhauskosten um 0,9%

Wie das Statistische Bundesamt der Krankenhausstatistik mitteilt, betrugen die Kosten der Krankenhäuser für stationäre Behandlung in Deutschland im Jahr 2004 rund 56,2 Mrd. Euro. Das entspricht einem Kostenanstieg um 0,5 Mrd. Euro oder 0,9% gegenüber dem Jahr 2003 (2003 zu 2002: +1,8%).

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Kardiovaskuläre Prävention

CSE-Hemmer-Therapie schützt viele Patientengruppen

In der Heart Protection Study wurde eine deutliche Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse bei Patienten verschiedener Risikogruppen gezeigt. Eine gesundheitsökonomische Berechnung wies nun die Kosteneffektivität einer CSE-Hemmer-Therapie bei Patienten unterschiedlicher Risikogruppen nach.

Referiert & kommentiertDr. Eberhard J. Wormer, München

Lipidsenker

Duale Cholesterol-Hemmung preisgekrönt

Der duale Cholesterol-Hemmer Ezetimib/Simvastatin (Inegy®) wurde mit dem MMW-Arzneimittelpreis 2005 ausgezeichnet. Die unterschiedlichen Wirkungsmechanismen beider Arzneistoffe führen zu einer noch wirksameren Senkung der LDL-Cholesterol-Werte. Simvastatin hemmt die Cholesterol-Synthese in der Leber und Ezetimib die Cholesterol-Resorption aus dem Darm. Aktuelle Daten wurden auf einem von Essex Pharma und MSD Sharp&Dohme veranstalteten Symposium anlässlich der Verleihung dieses Preises präsentiert.

Referiert & kommentiertPamela Reissner, Lübeck

5. Apotheker-Kolloquium in Konstanz

Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Arzneimitteltherapie

Zum fünften Mal fand im Oktober 2005 das jährlich von der Firma Altana Pharma Deutschland veranstaltete Apotheker-Kolloquium am Bodensee statt. Mit dem Titel der Veranstaltung „Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Arzneimitteltherapie“ stand der Inhalt im Zeichen der aktuellen Diskussionen um Sicherheit im Gesundheitswesen.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Akute Schmerzen

Etoricoxib hilft rasch und anhaltend

Etoricoxib ist ein neuer COX-2-Hemmer, der eine rasche und lang anhaltende Analgesie bei Patienten mit akuten Schmerzen bewirkt. In einer Dosisfindungsstudie erwiesen sich 120 mg Etoricoxib als optimale Einmaldosis. Die Wirkung tritt nach knapp 30 Minuten ein und hält über 24 Stunden an. In einer Vergleichsstudie war die analgetische Wirksamkeit einer Etoricoxib-120-mg-Einmalgabe besser als die einer Kombination von Paracetamol und Codein und vergleichbar mit der von Naproxen. Bei Patienten mit starken Schmerzen aufgrund eines akuten Gichtanfalls ist Etoricoxib vergleichbar wirksam wie Indometacin, diesem aber in punkto Verträglichkeit überlegen.

Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Immunsuppression nach Nierentransplantation

Neue Strategien sind wirksamer und verträglicher

Für die Immunsuppression nach Nierentransplantation steht heute eine Reihe sehr effektiver und nebenwirkungsarmer Substanzen zur Verfügung. Sie haben zu einer deutlichen Verbesserung der Transplantat- und Patientenüberlebensraten geführt. Mit Glucocorticoid-freien Therapieansätzen wird außerdem das Nebenwirkungsrisiko deutlich vermindert.

Referiert & kommentiertDr. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Tumorbedingte Anämie

Therapie mit Erythropoese-stimulierenden Faktoren wird empfohlen

Die Therapie der Wahl bei tumorbedingter Anämie sind Erythropoese-stimulierende Faktoren, wobei neuere rekombinante Erythropoetin-Formen wie Darbepoetin alfa (Aranesp®) nur alle drei Wochen appliziert werden müssen. Von der Europäischen Krebsgesellschaft EORTC wurden jetzt erstmals entsprechende Richtlinien zur Anwendung solcher Substanzen bei Patienten mit einer tumorbedingten Anämie herausgegeben. Aktuelle Daten zum Einsatz von Darbepoetin alfa wurden auf einer von der Firma Amgen veranstalteten Pressekonferenz in München präsentiert.

Referiert & kommentiertPressestelle Robert Koch-Institut

Welt-Aids-Tag

49000 HIV-Infizierte in Deutschland

Nach aktuellen Schätzungen des Robert Koch-Instituts leben derzeit etwa 49000 Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland, geschätzte 2600 Personen haben sich im Jahr 2005 neu mit HIV infiziert.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

C-reaktives Protein

Kein geeigneter Indikator für eine bakterielle Infektion der unteren Atemwege

Die Messung des Entzündungsindikators CRP (C-reaktives Protein) ist nicht geeignet, zuverlässig eine bakterielle Infektion der unteren Atemwege anzuzeigen. Der Parameter ist deshalb für die Entscheidungsfindung für oder gegen eine Antibiotika-Therapie nicht brauchbar.

Referiert & kommentiertHelga Vollmer, München

Pulmonale arterielle Hypertonie

Prognose und Lebensqualität verbessern

Zur Therapie von Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie standen bislang zwei Arzneistoffe – der Endothelin-Rezeptorantagonist Bosentan und das Prostacyclin-Analogon Iloprost – zur Verfügung. Im Juni 2005 erhielt der Phosphodiesterase-5-Hemmer Sildenafil im Eilverfahren in den USA und im Oktober 2005 auch in der EU die Zulassung. Wie sieht der Status quo der Therapie aus?

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl

Moxifloxacin bei ambulant erworbener Pneumonie

Die ambulant erworbene Pneumonie ist eine weit verbreitete Erkrankung, sie trifft insbesondere ältere Menschen. Eine frühzeitig einsetzende Antibiotika-Therapie verringert das Risiko für eine Hospitalisierung und für eine erhöhte Sterblichkeit. Neue Daten zum Fluorchinolon Moxifloxacin wurden anlässlich eines Pressegesprächs der Bayer Healthcare am 24. November 2005 in Barcelona vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl

Neues Azol-Antimykotikum zur Behandlung invasiver Pilzinfektionen

Am 25. Oktober 2005 hat die Europäische Kommission Posaconazol (Noxafil®) als Oralsuspension zur Behandlung schwerer invasiver Pilzinfektionen wie Aspergillose, Fusariose, Chromoblastomykose, Myzetom und Kokzidioidomykose zugelassen, und zwar für erwachsene Patienten mit refraktären Infektionen oder Unverträglichkeit gegenüber einem zuvor eingesetzten Antimykotikum.