ÜbersichtWolfgang Ibrom, Linz (Österreich)

Telomere und Telomerase: Neue Zielstrukturen für die Tumortherapie?

In normalen somatischen Zellen werden die Chromosomenenden (Telomere) mit jeder Zellteilung verkürzt. Mit Erreichen einer kritischen Telomerlänge treten die Zellen aus dem Zellzyklus aus und deren Apoptose wird eingeleitet. Im Gegensatz dazu bleibt in Tumorzellen durch die verstärkte, induzierte Aktivität einer reversen Transcriptase (Telomerase) die Telomerlänge nahezu konstant. Durch die hohe Aktivität der Telomerase in Tumorzellen wird der Verlust von Telomeren kompensiert und damit deren „Unsterblichkeit“ erreicht. Vier klinisch-pharmazeutische Anwendungen, bei denen dem Telomere/Telomerase-System eine wesentliche Bedeutung zukommt, sind möglich: Inhibierung der Telomerase als potenzielle Tumortherapeutika, Aktivierung der Telomerase bei Alzheimer-Demenz, Dyskeratosis congenita, aplastische Anämie sowie pulmonale Fibrose, Diagnose und Prognose von Tumorerkrankungen und Gewebe-Engineering. Im Fokus dieses Reviews liegen der Aufbau und die Funktion des Telomere/Telomerase-Systems und die pharmakologische Intervention mit Anti-Tumor-Wirkung. Inhibitoren lassen sich nach ihrer möglichen Zielstruktur, pharmakodynamischen oder chemisch-strukturellen Gesichtspunkten klassifizieren. Eine Inhibierung des Telomerasesystems ist mit Hilfe der Gentherapie, der Immuntherapie oder mit niedermolekularen Wirkstoffen unterschiedlicher Zielstruktur im Enzymsystem möglich. Präklinisch ist bis Ende 2009 eine Vielzahl von Telomerase-Inhibitoren identifiziert worden; aus den Gruppen der Gentherapeutika und aktiven Immuntherapeutika befinden sich einige in den klinischen Phasen I bis III. Blackburn, Szostak und Greider wurden für ihre Entdeckung der Telomere sowie für die Identifizierung und Charakterisierung des Enzyms Telomerase mit dem Nobelpreis 2009 in Medizin und Physiologie ausgezeichnet [5, 23].
Schlüsselwörter: Telomere, Telomerase, Inhibitoren, Gentherapie, Immuntherapie
Krankenhauspharmazie 2010;31:295–304.

ÜbersichtHolger Petri, Bad Wildungen

Arzneimittelapplikation über Sonde und enterale Ernährung

Wie die Krankenhausapotheke zum Erfolg beider Therapien beitragen kann

Aktualisierte Hauslisten zur Gabe von Medikamenten über Ernährungssonde bieten den ärztlichen Kollegen und dem Pflegepersonal die Möglichkeit, sich über die Eignung und eventuelle Besonderheiten einzelner Präparate zu informieren. Weiterführende Unterstützung kann der klinische Pharmazeut durch das Erstellen von patientenindividuellen Applikationsplänen leisten. Hierdurch kann er auf zusätzliche Faktoren wie Arzneimittelauswahl, Art der Einnahme in Abhängigkeit von der Nahrungszufuhr und Komplikationsmanagement Einfluss nehmen. Eine zusätzliche Service-Leistung der Apotheke ist das Erstellen enteraler Ernährungsregime. Dadurch werden die Anforderungen einer pharmakoökonomisch optimalen Arzneitherapie mit den patientenindividuellen Bedürfnissen einer zielgerichteten ernährungsmedizinischen Betreuung in Einklang gebracht. In der vorliegenden Übersicht wird die schon in früheren Ausgaben der Zeitschrift Krankenhauspharmazie vorgestellte Sondenliste der Zentral-Apotheke der Wicker Kliniken, Bad Wildungen, [Krankenhauspharmazie 2006;27:5–16 und 2001;21:445–55] in einer überarbeiteten Form präsentiert. Zudem soll beispielhaft an der Stationsarbeit am „Zentrum für Rückenmarkverletzte“ der Werner-Wicker-Klinik, Bad Wildungen, beschrieben werden, wie die Krankenhausapotheke ihren Beitrag zu einer enteralen Ernährungstherapie zur Verbesserung der Patientenversorgung leisten kann.
Schlüsselwörter: Arzneimittelapplikation, enterale Ernährung, Sondenliste, Ernährungsplan, Ernährungssonden
Krankenhauspharmazie 2010;31:306–330.

FlaggeEnglish abstract

Drug administration via feeding tubes and enteral nutrition: how the hospital pharmacy can contribute to the success of both therapies

Updated lists concerning the administration of drugs via feeding tubes serve medical colleagues and the nursing staff to inform themselves about the adequacy of each single preparation. Furthermore, the clinical pharmacist can support medical collegues by developing individualized written protocols about how to administrate drugs via feeding tube. Thus he influences the choice of drugs and the way of intake in dependence of nutrition supply and complication management. An additional service of the hospital pharmacy is to create enteral nutritional plans. The purpose is to match the requirements of a pharmacoeconomic drug therapy with the individual patient needs of a targeted nutritional care. In this article the revised list of the hospital pharmacy of the Wicker Kliniken, Bad Wildungen, Germany, is presented. Moreover it is described exemplarily how the clinical pharmacy contributes to the nutritional therapy to improve patient care on the ward at the Centre of spinal cord injured of the Werner-Wicker-Klinik, Bad Wildungen, Germany.

Key words: Drug administration via feeding tube, enteral feeding, enteral nutritional plan

BerichtAntje Prenzel, Berlin

„Von PTA für PTA“

BVpta-Seminare im Rahmen des 35. Wissenschaftlichen Kongresses des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) e.V., Freiburg, 1. Mai 2010

Gemeinschaftlich mit dem Bundesverband der pharmazeutisch-technischen Assistenten (BVpta) bot der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) e.V. auf dem diesjährigen Wissenschaftlichen Kongress der ADKA ein Seminarprogramm für Krankenhaus-PTA an. Inhalt der Seminare waren neben monoklonalen Antikörpern in der Onkologie auch eine Reihe von Kurzvorträgen, unter anderem zur Umsetzung der Gefahrstoffverordnung in einer Krankenhausapotheke, zu speziellen Zytostatikaanwendungen im Operationsbereich, zum therapeutischen Drug-Monitoring, zur Händehygiene und zur Krankenhauspharmazie im australischen Gesundheitssystem.
Krankenhauspharmazie 2010;31:331–332.

BerichtSteffen Amann, München

100 Jahre Krankenhausapotheke Schwabing

Zum Abschied von Chefapotheker Peter Kammerl feiert die Krankenhausapotheke Schwabing ihr 100-jähriges Jubiläum

Seit 1994 hat Peter Kammerl als Direktor die Krankenhausapotheke Schwabing geführt. Sein Dienstende fällt mit der 100-Jahrfeier der Krankenhausapotheke Schwabing zusammen.
Krankenhauspharmazie 2010;31:333–334.

SerieAG Arzneimitteltherapiesicherheit

Viel hilft viel?

Eine Patientin erhält dreimal täglich Omeprazol 40 mg Tabletten. Der noch sehr unerfahrene Stationsarzt bemerkte bei der Arzneimittelanamnese und Weiterverordnung die falsche Dosierung nicht. Hier könnte der Krankenhausapotheker unterstützend tätig werden, indem er Schulungen im Umgang mit Arzneimitteln anbietet oder die Durchführung der Arzneimittelanamnese übernimmt.

Aktuelles aus der RezepturAlessia Kirchhoff, Marianne Fehr-Bigger, Dr. Radmila Moudry, Dr. Susanne Guyer, Chur

Midazolam-Nasenspray 25 mg/ml

Kinder mit bekannter Epilepsieerkrankung benötigen für den Fall eines Status epilepticus ein sofort verfügbares und auch für einen Laien leicht anwendbares Notfallpräparat. Neben dem Einsatz von Diazepam zur rektalen Anwendung setzt sich als Notfallpräparat immer mehr auch Midazolam intranasal durch. Üblich sind Dosierungen von 0,2 mg/kg Körpergewicht [1]. Optimalerweise sollte also ein Dosierspray zur Verfügung stehen, das eine ausreichend hohe Konzentration Midazolam und eine lange Haltbarkeit aufweist. Im Kantonsspital Graubünden wird Midazolam-Nasenspray 2,5 % 5 ml eingesetzt.

Referiert & kommentiertDr. Brigitta Schreiber, München

Fortführung des Münchner onkologischen Stammtisches

Therapieansätze beim Glioblastom und Management von Paravasaten

Am 16. März 2010 trafen sich auf Einladung der Firma Pfizer Pharma GmbH die onkologisch tätigen Krankenhausapotheker sowie die pharmazeutisch-technischen Assistenten aus dem Großraum München zu einer Fortbildungsveranstaltung, die in Kontinuität zum ehemaligen Münchner onkologischen Stammtisch steht. Diese Veranstaltung war die 20. in dieser Reihe; seit zehn Jahren findet der „onkologische Stammtisch“ anhaltend großen Anklang. Referiert wurde über die Therapieansätze beim Glioblastom sowie über das Management von Paravasaten.

Referiert & kommentiertDr. Corinna Schraut, Ulm

Antithrombotika bei dialysepflichtigen Patienten

Blutungen durch kontraindizierte Arzneimittel bei PCI

Für dialysepflichtige Patienten sind viele Medikamente kontraindiziert. Dies sollte auch bei der Gabe von Antithrombotika beachtet werden; über die klinische Relevanz ist jedoch wenig bekannt. Nun wurde gezeigt, dass Patienten, die Eptifibatid oder Enoxaparin erhielten, einem erhöhten Risiko für schwere Blutungen ausgesetzt waren.

Referiert & kommentiertDr. Katharina Arnheim, Freiburg

Multiples Myelom

Nierenfunktion ist mitbestimmend für die Prognose des Patienten

Akutes Nierenversagen ist eine der häufigsten Komplikationen beim multiplen Myelom und vielfach die erste klinische Manifestation dieser Neoplasie: Rund 40% der Patienten haben bereits bei der Erstvorstellung eine eingeschränkte renale Funktion, knapp 10% sind primär dialysepflichtig, was bei einigen in der Therapie des multiplen Myeloms eingesetzten Arzneimitteln bei der Dosisberechnung zu berücksichtigen ist. Die Nierenfunktion ist mitbestimmend für die Prognose des Patienten. Diese hat sich zwar insgesamt stetig verbessert, das Überleben der Patienten mit Niereninsuffizienz liegt jedoch im Mittel weiterhin unter zwei Jahren, bei primär dialysepflichtigen Patienten sogar bei weniger als vier Monaten, so das Fazit eines Satellitensymposiums der Firma Celgene im Oktober 2009 in Mannheim.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Onkologie

Unterschiedliche Angaben zu Arzneimittelwechselwirkungen in Datenbanken

Auch in der Behandlung von Krebserkrankungen ist mit klinisch relevanten Arzneimittelwechselwirkungen zu rechnen. Da in Datenbanken hierzu unterschiedliche Angaben zu finden sind, sollten immer mehrere Quellen zur Informationssuche eingesetzt werden.