Bewegte Zeiten
Tradition und Innovation – Krankenhauspharmazie am Puls der Zeit
50. Wissenschaftlicher Kongress des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) e. V., Berlin
Vom 8. bis 10. Mai 2025 fand in der Messe Berlin der 50. ADKA-Kongress statt. Anlässlich des Jubiläums bot das Kongressprogramm Besinnung auf die Traditionen der Krankenhauspharmazie, vor allem aber viele Informationen über Innovationen, wobei Künstliche Intelligenz (KI) immer wieder Thema war. Rund 1250 Teilnehmer aus Krankenhaus, Industrie und Universität nutzten in den Veranstaltungen des vielfältigen Kongressprogramms, in den Pausen und in der Industrieausstellung die Möglichkeiten zu Fortbildung und Austausch.
Preisverleihungen anlässlich des ADKA-Kongresses 2025
Bei den Preisverleihungen des 50. Wissenschaftlichen ADKA-Jahreskongresses wurden herausragende Arbeiten prämiert und die besten Ausbildungsapotheken 2024 geehrt. Sowohl der Promotions- als auch der Innovationspreis zeichneten in diesem Jahr Arbeiten zur medikamentösen Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen aus. Der Autorenpreis für die Zeitschrift Krankenhauspharmazie ging an eine praxisorientierte Arbeit zum Thema Inkompatibilitäten von Vollelektrolytlösungen. Darüber hinaus wurde eine herausragende Diplomarbeit zur Identifizierung von stationären Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion ausgezeichnet. Aus insgesamt 82 eingereichten Postern wurden drei Poster der Kategorie „Praxis“ prämiert. Zu guter Letzt wurde die Oberschwabenklinik Ravensburg als beste Ausbildungsapotheke im Jahr 2024 geehrt.
Neue Wege mit neuer Satzung
Bericht von der ADKA-Mitgliederversammlung am 9. Mai 2025
Ein zentraler Tagesordnungspunkt der ADKA-Mitgliederversammlung am 9. Mai 2025 war die Verabschiedung der neuen Satzung, der mit großer Mehrheit zugestimmt wurde. Wesentliche Elemente der Satzungsreform sind eine Verkürzung des Präsidial-Turnus auf vier Jahre durch Wegfall der Position des 2. Vizepräsidenten, die Schaffung einer neuen, zweijährigen Juniorpräsidentschaft und die Möglichkeit, Mitgliederbeschlüsse im sogenannten Sternverfahren zu fassen. Turnusgemäß übergab Kim Green die Präsidentschaft für die kommenden zwei Jahre an den 1. Vizepräsidenten Dr. Jochen Schnurrer. Zur neuen 1. Vizepräsidentin wurde Dr. Dagmar Horn, Münster, gewählt. Elke Dechandt, Berlin, wurde zur Schriftführerin gewählt, das Amt des Schatzmeisters übernimmt Max Kretzschmar, Hamburg.
Entwicklung eines Deprescribing-Leitfadens für stationäre Palliativpatienten (LightPall)
Deprescribing ist inzwischen ein in vielen Patientenkollektiven gut untersuchtes Verfahren, um die Medikamentenlast zu reduzieren und hat ihren Nutzen hierbei bis hin zu einer möglichen Senkung der Sterblichkeit nachweisen können. Deprescribing bei Palliativpatienten ist hingegen bisher nicht ausreichend untersucht und entsprechende Leitfäden sind weder sehr spezifisch und handlungsorientiert noch umfassen sie alle palliativ betreuten Patienten. Daher entstand in der Thoraxklinik Heidelberg im Rahmen eines pharmazeutischen Palliativkonsils (PCC) die Idee eines Deprescribing-Leitfadens, mit dessen Hilfe der Umgang mit Medikamenten der stationären Palliativpatienten erleichtert werden sollte. Mit LightPall entstand ein Deprescribing-Tool mit bisher 19 Kapiteln zu relevanten Indikations- bzw. Medikamentengruppen mit detaillierten und praktikablen Angaben zum Umgang mit fraglichen Arzneimitteln in palliativen Krankheitssituationen.
Schlüsselwörter: Palliativ, Deprescribing, potenziell inadäquate Medikation
English abstract
Development of a deprescribing-guide adapted to palliative inpatients (LightPall)
Today deprescribing is a well accepted process in many patient collectives for reducing their pill burden. Hereby it has been possible to demonstrate a potential benefit for patients, even reduced mortality in some studies. Data for deprescribing in palliative patients is scarce and some existing guides lack specificity and practicability. Moreover, they comprise not all main diagnoses patients have in palliative settings. Therefore, the existing palliative care consult (PCC) in the clinic for thoracic diseases, Heidelberg (Thoraxklinik Heidelberg), intended to develop a deprescribing guide to facilitate medication handling for palliative inpatients. LightPall represents a deprescribing tool covering 19 chapters of relevant groups of medications and indications including detailed and practical information regarding the management of questionable medications in palliative situations.
Keywords: palliative, deprescribing, potentially inappropriate medication
Gute Betreuung von Schmerzpatienten ermöglichen
Bericht vom Deutschen Schmerz- und Palliativtag 2025
Der diesjährige Schmerz- und Palliativtag fand vom 13. bis 15. März unter dem Motto „Stabilität in unsicheren Zeiten: Ambulant, teilstationär und stationär“ in Frankfurt am Main statt. Zahlreiche Vorträge waren auch im Nachgang noch on Demand verfügbar. Rund 1500 Teilnehmer konnten sich in über 200 Vorträgen zu den drei Schwerpunkten konservative multimodale Versorgung, invasive Schmerztherapie sowie Neuromodulation informieren. So ging es unter anderem um Cannabinoide in der Schmerztherapie, neue Wirkungsmechanismen und den Einsatz von Digitalen Gesundheitsanwendungen.
Medikationsfehler
Dosierhilfen – Beim Austausch von Arzneimitteln häufig unbeachtet
Die richtige Dosierung und Anwendung von flüssigen oralen Arzneimitteln erfolgt, neben Zählen von Tropfen, mit Hilfe von Dosierhilfen wie Dosierspritzen, Pipetten, Messbechern oder Messlöffeln. In der Stationsroutine ist aber das Aufbereiten und Reinigen dieser Dosierhilfen aufwendig, weswegen diese gerne durch geeignete Einmalprodukte ersetzt werden.
ADKA Datenbanken
DokuPIK 2.0 – ready to use! Das neue Tool DokuQiZ
DokuQiZ – oder die Antwort auf die Frage: „Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag?“
In diesem Artikel der Serie zum neu programmierten Datenbankmodul ADKA DokuPIK 2.0 liegt der Schwerpunkt auf dem neu hinzugefügten Tool DokuQiZ. Dieses bietet erstmals die Möglichkeit für eine Erfassung von Leistungsdaten und strukturellen Qualitätsindikatoren.
Akute Schmerzen bei Kindern
Netzwerk-Metaanalyse zum Vergleich der Effektivität von Schmerzmitteln
Bisher orientieren sich Pädiater bei der Wahl von Analgetika vor allem an Erfahrungswerten, Expertenmeinungen oder konventionellen Reviews. In der vorliegenden Netzwerk-Metaanalyse werden Wirksamkeit und Sicherheit verschiedener Wirkstoffe quantifiziert.
Chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen
Zweimal jährliche Behandlung mit Depemokimab
Patienten mit chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP) profitierten von einer Behandlung mit dem IL-5-Antikörper Depemokimab. Leitsymptome gingen unter der Therapie zurück und es traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf.
RSV-assoziierte Erkrankungen
Maternale RSV-Impfung – Wirksamkeit, Sicherheit und Immunogenität
Mit dem respiratorischen Synzytialvirus assoziierte Erkrankungen stellen eine erhebliche klinische Belastung für Neugeborene und Säuglinge weltweit dar, besonders in den ersten Lebensmonaten. Schwerwiegende Verläufe betreffen vor allem Säuglinge unter sechs Monaten, die meisten Sterbefälle treten bei Kindern unter drei Monaten auf. Einkommensschwache Länder sind von den Erkrankungen deutlich schwerer betroffen.
Akutes Koronarsyndrom nach Stent-Implantation
Patienten profitieren von Deeskalation der DAPT
Patienten mit akutem Koronarsyndrom werden nach einer Stent-Implantation üblicherweise zwölf Monate lang mit einer dualen Thrombozytenaggregationshemmung behandelt. Die Ergebnisse eines aktuellen Reviews zeigen nun, dass eine Deeskalation, also die frühe Umstellung auf eine Monotherapie mit einem P2Y12-Inhibitor, den Patienten Vorteile bringt.
Blutungsrisiken bei Antikoagulanzien
Direkte orale Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmer im Sicherheitsvergleich
Die intrakranielle Hämorrhagie zählt zu den gefürchtetsten Komplikationen einer antithrombotischen Therapie. Bisher wurde angenommen, dass Thrombozytenaggregationshemmer ein geringeres Risiko für intrakranielle Hämorrhagie bergen als direkte orale Antikoagulanzien. In einer aktuellen Metaanalyse wurde nun untersucht, ob die Behandlung mit DOAK im Vergleich zur Acetylsalicylsäure mit einem erhöhten Risiko für intrakranielle Hämorrhagie und schwere Blutungen verbunden ist.
Erratum
Zu den Abstracts und Kurzvorträgen beim 50. Wissenschaftlichen Kongress der ADKA in der Mai-Ausgabe 2025
Aufgrund eines redaktionellen Fehlers wurden die folgenden zwei Abstracts aus der Kategorie „Praxis“ in der Mai-Ausgabe der Krankenhauspharmazie nicht abgedruckt. In der Online-Version wurde dies bereits korrigiert. Wir bitten die Autoren und unsere Leser um Entschuldigung.
G-BA-Beschluss
Elafibranor bei primär biliärer Cholangitis
Im Herbst 2024 wurde Elafibranor zur Behandlung der primär biliären Cholangitis in der Zweitlinie zugelassen. Als Arzneimittel für ein seltenes Leiden gilt der medizinische Zusatznutzen durch die Zulassung als belegt. Der G-BA bescheinigt Elafibranor einen Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen.