Seite 539 - 542
ÜbersichtAxel Kramer und Günter Kampf, Greifswald

Ist die Anwendung steriler Antiseptika zur präoperativen Hautantiseptik erforderlich?

Eine Nutzen-Risiko-Bewertung

Alkoholische Hautantiseptika sind in Deutschland Mittel der Wahl für die präoperative Hautantiseptik. Inzwischen werden auch sterile Handelspräparate angeboten. Nachfolgend wird bewertet, ob der Gebrauch steriler Hautantiseptika einen zusätzlichen Nutzen hat. Das europäische Arzneibuch fordert für pharmazeutische Zubereitungen zur Anwendung auf intakter Haut keine Sterilität, sondern eine Risikobewertung der möglichen Kontamination durch den Hersteller sowie die Einhaltung definierter Grenzwerte für das Fertigprodukt. Alkohole weisen keine sporizide Wirkung auf. Deshalb wird für Standardzulassungen zur Hautantiseptik (Alkohol-Wasser-Gemische) für die Herstellung eine Sporenfiltration verlangt (Porenweite: 0,2 µm). Hersteller müssen durch Kontrollmechanismen sicherstellen, dass eine herstellungsbedingte intrinsische Kontamination nichtsteriler Hautantiseptika ausgeschlossen werden kann (cGMP). Die Untersuchung von mehr als 600 Primärverpackungen zeigte, dass bislang keine klinisch relevante Kontamination mit bakteriellen Sporenbildnern zu finden war. Die Daten aus der Surveillance in Deutschland legen nahe, dass es bislang keinen Hinweis auf eine systematische Erhöhung von postoperativen Wundinfektionen durch die Anwendung nichtsteriler Hautantiseptika gibt. Gemäß dem Stand der Technik hergestellte alkoholische Hautantiseptika sind in der Folge in Bezug auf das Risiko einer intrinsischen Kontamination als mikrobiologisch sicher und klinisch unbedenklich anzusehen.
Schlüsselwörter: Hautantiseptikum, Sterilität, Kontamination
Krankenhauspharmazie 2017;38:539–42.

FlaggeEnglish abstract

Is the use of sterile skin antiseptics necessary for the preoperative treatment of skin? A risk-benefit-evaluation

In Germany alcohol-based skin antiseptics are standard for the preoperative treatment of skin. In the meantime, sterile preparations are offered. The review aims to assess, if the use of sterile skin antiseptics has an additional benefit. The European Pharmacopoeia does not require sterility for pharmaceutical preparations used on intact skin but a risk assessment for any possible contamination during production and to meet the acceptance criteria for microbiological quality. Alcohols have no sporicidal activity. That is why exempt standard formulations (alcohol-water-mixtures) for skin antisepsis have to be spore filtrated during production (pore size: 0.2 µm). Manufacturers have to establish control mechanisms to make sure that any intrinsic contamination during production of non-sterile skin antiseptics can be excluded (cGMP). A study on more than 600 primary packages revealed that no clinically relevant contamination with bacterial spores was found. Data from the German surveillance show that there is no indication that the use of non-sterile skin antiseptics results in a systematic increase of surgical site infections. Alcohol-based skin antiseptics have no relevant risk of an intrinsic contamination and can be considered as microbiologically safe as long as they are produced according to current standards.

Key words: Skin antiseptic, sterility, contamination

Seite 543 - 550
ÜbersichtHans-Peter Lipp, Tübingen

Mythos Mistel – Metaanalysen, neuere Studiendaten und aktuelle Marktübersicht

Mistelextrakte werden seit mehreren Jahrzehnten in der adjuvanten und palliativen Tumortherapie allein oder als Add-on-Therapeutika eingesetzt. Gemäß der anthroposophischen Medizin werden Zubereitungen aus Misteln, die von Apfelbäumen bzw. Eichen stammen, vor allem beim prämenopausalen Mamma- bzw. beim Prostatakarzinom empfohlen. Nach einer Vielzahl präklinischer Untersuchungsergebnisse zur antitumoralen Wirksamkeit und verschiedenen kleineren Studien zum supportiven Stellenwert der Präparate gelang es schließlich in einer Phase-III-Studie, das Gesamtüberleben beim fortgeschrittenen Pankreaskarzinom signifikant zu verbessern. Hinsichtlich der Verbesserung der Lebensqualität geben die bisherigen Studienergebnisse eine gewisse Evidenz, dass Mistelextrakte sowohl zur Schmerzlinderung als auch zur Reduktion der Fatigue, der Schlaflosigkeit und des Körpergewichtsverlusts beitragen können. Auch wenn Mistelextrakte zu den bestuntersuchten Vertretern der komplementären und alternativen Medizin zählen, bietet das offene Design der zugrunde gelegten Studien immer wieder Anlass zur Kritik, sodass der Wunsch nach weiteren Vergleichsstudien bestehen bleibt.
Schlüsselwörter: Mistel, Komplementärmedizin, Krebspatienten, Studienlage, Lebensqualität
Krankenhauspharmazie 2017;38:543–50.

FlaggeEnglish abstract

Mythical mistletoe – metaanalyses, further clinical trials and current overview to available Viscum album preparations

Since several decades, mistletoe extracts (VaL) have been used during adjuvant as well as palliative anticancer treatment as monotherapy or as add-on-therapeutics. Based on anthroposophical medicine, Viscum album-(VaL) containing formulations originally prepared from appletree or oak are recommended to be used in patients with premenopausal breast and prostate cancer, respectively. After a broad spectrum of preclinical study results and smaller clinical trials regarding the potential use of VaL-extracts for supportive care had been presented, interim analysis of a phase III trial revealed VaL-extracts to be associated with a significant increase of overall survival in advanced pancreatic cancer as well as an improvement of quality of Life (QoL). In addition, there is some evidence, that VaL may be beneficial to reduce pain, symptoms of fatigue, insomnia and loss of body weight in oncology patients. In conclusion, VaL extracts belong to the best examined congeners of complementary and alternative medicine. However, based on the fact that almost all randomized VaL-containing trials revealed a non-blinded study design, further comparative trials remain a challenge.

Key words: mistletoe, complementary medicine, cancer patients, clinical trials, quality of life

Seite 551 - 553
BerichtSolvejg Langer, Stuttgart

Klinische Pharmazie zwischen Wissenschaft und Praxis

ESCP-Symposium 2017 in Heidelberg

Die Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis in der klinischen Pharmazie zu schließen – das war das Ziel des 46. ESCP-Symposiums, das vom 9. bis 11. Oktober in Heidelberg stattfand. In zahlreichen Plenarvorträgen, Workshops und Postern wurde das Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchtet, sodass man nach den drei Tagen diesem Ziel ein gehöriges Stück näher war.
Krankenhauspharmazie 2017;38:551–3.

Seite 554 - 555
BerichtSolvejg Langer, Stuttgart

Das verflixte siebte Jahr

Bericht zum 7. LAUD-Doktoranden- und Forschungstreffen in Heidelberg

Auf den ersten Blick hat ein Forschungstreffen sicher nichts mit dem Billy-Wilder-Klassiker mit Marilyn Monroe aus dem Jahr 1955 gemein – allerdings hatte Prof. Dr. Stefanie Swoboda in ihrer Begrüßung den Verdacht geäußert, dass es eventuell an eben jenem siebten Jahr liegen könne, dass die Vortragsanmeldungen eher schleppend vorangingen und sie daher zeitweise befürchtete, das Treffen in diesem Jahr ausfallen lassen zu müssen. Die Sorge hat sich dann glücklicherweise doch nicht bewahrheitet und so konnten die Teilnehmer in 15 spannenden Vorträgen die Arbeit von Kollegen kennenlernen und diskutieren.
Krankenhauspharmazie 2017;38:554–5.

Seite 556 - 563
Bericht

Kurzvorträge der 7. LAUD-Forschungs- und Doktorandentagung

Abstracts der Kurzvorträge der Tagung am 10. und 11. November 2017 in Heidelberg

Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden Sie auf Seite 554 in dieser Ausgabe der Krankenhauspharmazie. Die Abstracts der Kurzvorträge sind alphabetisch nach Autorennamen (Erstautor) sortiert.

Seite 564 - 566
Der klinisch-pharmazeutische FallAnnika van der Linde und Michael Baehr, Hamburg

Bundeseinheitlicher Medikationsplan mit Startschwierigkeiten

Aufgrund einer unzureichenden Darstellung der Medikation innerhalb des bundeseinheitlichen Medikationsplans wird bei einem Patienten die falsche Dosis seiner antipsychotischen Therapie angeordnet. Durch pharmazeutische Intervention konnte die fehlerhafte Dosierung aufgedeckt und rechtzeitig korrigiert werden.
Krankenhauspharmazie 2017;38:564–6.

Seite 567
SerieDr. Gesine Picksak für den Ausschuss für Arzneimitteltherapiesicherheit

Medikationsfehler

Den Bröseln auf der Spur

Schmelz-/Sublingual-/Buccaltabletten werden zwar in einem Blister wie andere orale Tabletten geliefert, dürfen aber nicht aus der Blisterfolie herausgedrückt, sondern sollen durch Aufziehen der Folie dem Blister entnommen werden.

Seite 568 - 574
Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Neugeborenen-Sepsis

Procalcitonin-Bestimmung verkürzt Antibiotikatherapie

Eine an der Procalcitonin-Bestimmung orientierte Therapieentscheidung führte im Vergleich zum Standardvorgehen zu einer kürzeren Antibiotika-Gabe bei Neugeborenen mit vermuteter Sepsis. Dies ergab die multizentrische, randomisierte kontrollierte Neonatal Procalcitonin Intervention Study (NeoPlns).

Seite 568 - 574
Referiert & kommentiertDr. Claus Gassner, Villingen-Schwenningen

Polyneuropathie

Langzeitbehandlung mit Opioiden verschlechtert das Outcome

Die Therapie neuropathischer Schmerzen, wie sie im Rahmen einer Polyneuropathie auftreten können, erfordert häufig ein komplexes Schmerzregime und die Kombination mehrerer Wirkstoffe. Auch Opioide werden dabei immer wieder eingesetzt. In der vorliegenden Arbeit wurde der Frage nachgegangen, ob und in welcher Form die Langzeittherapie mit Opioiden das Krankheitsgeschehen von Patienten mit Polyneuropathie beeinflusst.

Seite 568 - 574
Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Präeklampsie

Prävention mit Acetylsalicylsäure senkt Risiko

Die Behandlung von Schwangeren mit einem hohen Präeklampsierisiko mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure resultierte im Vergleich zu Placebo in einer signifikant niedrigeren Erkrankungsrate.

Seite 568 - 574
Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Kinderonkologie

Inzidenz von schweren Gesundheitsproblemen sinkt kontinuierlich

Die Behandlungsprotokolle in der Kinderonkologie sind oft sehr intensiv und fördern das Risiko lebenslanger Gesundheitsprobleme für die Überlebenden. Beim Rückblick auf die letzten Dekaden leben Kinder mit Krebs aufgrund der Fortschritte in der Behandlung und der Fürsorge nicht nur länger, sondern sie profitieren auch von der Reduzierung negativer Langzeiteffekte der Krebstherapie. Das konnte eine retrospektive Analyse, die während des amerikanischen Krebskongresses (ASCO) vorgestellt wurde, zeigen.

Seite 568 - 574
Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

BRCA-positiver Brustkrebs

Länger progressionsfrei leben mit Olaparib

Keimbahnmutationen im BRCA1- oder BRCA2-Gen verursachen den größten Teil der vererbten Brust- und Eierstockkrebserkrankungen. Olaparib ist ein PARP-Inhibitor und zugelassen zur Therapie von Patienten mit einem fortgeschrittenen, rezidivierten Ovarialkarzinom mit einer BRCA-Mutation. Während der Jahrestagung der amerikanischen Onkologen (ASCO) wurde eine Studie vorgestellt, in der Olaparib seine Wirksamkeit auch bei HER2-negativem Brustkrebs mit BRCA-Mutationen in der Keimbahn nachweisen konnte.

Seite 568 - 574
Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Metastasierter Brust-, Lungen- und Prostatakrebs

Liquid biopsy – Bluttest zur Tumordiagnostik

Seite 575 - 577
Seite 579
ADKA internRoland Bührer und Moritz Kanzler, für das Team der Zentralapotheke des Ortenau Klinikums Lahr-Ettenheim

Frau Elisabeth Kempf zum Ruhestand

Seite 580
AusschreibungProf. Dr. Roland Radziwill, Fulda

ADKA-Innovationspreis 2018 im Bereich Klinische Pharmazie

Gestiftet von der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH

Zum 16. Mal wird der Innovationspreis von der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH gestiftet. Mit diesem Preis soll ein innovatives Projekt der Krankenhauspharmazie gewürdigt werden. Der Innovationspreis ist mit 7500 Euro dotiert. Die Satzung steht im Internet unter www.krankenhauspharmazie.de >Archiv>Heft 9/2017.

Seite 581
Ausschreibung

Promotionspreis für Krankenhauspharmazie

Gestiftet von der Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG

Zum achten Mal verleiht die ADKA den Promotionspreis für Krankenhauspharmazie. Takeda stiftet diesen Preis im Rahmen ihrer Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.