Einführung der Unit-Dose-Versorgung
Einfluss auf die Arzneimitteltherapiesicherheit im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Kiel
Mit dem Closed Loop of Medication Administration (CLMA) wurde ein neues Medikationsmanagement eingeführt. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Medikationsmanagements ist das Unit-Dose-System, worunter eine patientenindividuelle, automatisierte Arzneimittelversorgung zu verstehen ist, bei der die Krankenhausapotheke zentral die Arzneimittel in einzeln abgepackter Form herstellt. In der Apotheke des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel wurde der Medikationsprozess von der traditionellen Arzneimittelversorgung auf die Unit-Dose-Versorgung umgestellt. Durch die Umstrukturierung des Medikationsprozesses kommt es zu zahlreichen Veränderungen, die einen Einfluss auf die Arzneimitteltherapiesicherheit haben können. Hierfür gut messbare Parameter sind Medikationsfehler, da sie im stationären Klinikalltag auf allen Ebenen des Medikationsprozesses vorkommen können. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, welchen Einfluss die Einführung der Unit-Dose-Versorgung auf die Arzneimitteltherapiesicherheit hat und inwieweit die Umstellung auf das Unit-Dose-System die Häufigkeit von Medikationsfehlern beeinflusst. Hierfür wurden die Medikationsprozesse auf zwei internistischen Stationen (Geriatrie und Gastroenterologie/Hepatologie) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein Campus Kiel vor und nach der Einführung von Unit-Dose begleitet. Im Rahmen dieser Beobachtungsstudie wurden sowohl vor als auch nach der Einführung von Unit-Dose jeweils 500 Stellprozesse von festen oralen Arzneiformen untersucht. Die dadurch erfassten Fehler wurden in ein Kategorisierungssystem eingeordnet, um eine Aussage über den klinischen Schweregrad zu treffen. Vor Einführung von Unit-Dose sind unter 500 Stellprozessen mit 4438 Verordnungen 186 Fehler (4,21 %) aufgetreten, wovon 63 (33,87 %) als leichte, 97 (52,15 %) als mittelschwere und 26 (13,98 %) als schwere Fehler kategorisiert wurden. Nach der Einführung von Unit-Dose sind unter 500 verblisterten Tagesmedikationen mit 4570 Verordnungen bei der automatischen Kommissionierung elf Fehler (0,24 %) aufgetreten. Unter diesen elf Fehlern wurden fünf als leichte, fünf als mittelschwere und einer als schwerer Fehler eingestuft. Alle diese elf Fehler konnten jedoch bei der Endkontrolle durch Apotheker vollständig eliminiert werden. Unter diesen 500 verblisterten Tagesmedikationen wurden somit alle Medikamente fehlerfrei für die Patienten bereitgestellt. Es konnte gezeigt werden, dass sich die Anzahl der Medikationsfehler durch die automatische Kommissionierung von 4,21 % auf 0,24 % reduziert hat. Es ist jedoch hervorzuheben, dass trotz der Einführung von Unit-Dose eine Endkontrolle durch einen Apotheker unabdingbar bleibt, um eine Fehlerhäufigkeit von 0 und somit das Höchstmaß an Arzneimitteltherapiesicherheit zu erreichen. Eine derartige Endkontrolle konnte vor der Einführung des Unit-Dose-Systems nicht stattfinden.
Schlüsselwörter: Arzneimitteltherapiesicherheit, Closed Loop Medication Management, Medikationsfehler, Unit-Dose-Versorgung
Krankenhauspharmazie 2019;40:421–30.
English abstract
Implementation of the unit dose system – Influence on the drug therapy safety in the UKSH in Kiel
The Closed Loop of Medication Administration (CLMA) is a new established medication management system including the unit-dose system. Hospitals try to assure a higher drug therapy safety through an automated medicine supply. The hospital pharmacy provides the individual medications needed for a patient in fully customized and sealed pouches. The hospital pharmacy of the University Hospital Schleswig-Holstein in Kiel (UKSH) changed the traditional medication process and established a unit-dose system as described. This restructuring of the medication process in hospital wards leads to many changes effecting the safety of the medication process. A well measurable data for its effectiveness is the analysis of medication errors that can occur at all stages of the medication process. This study deals with the question of what influence the implementation of unit-dose has on medication safety and whether it prevents medication errors. Therefore, the daily medication procedures of two wards (geriatrics and gastroenterology/hepatology) of the University Hospital Schleswig-Holstein in Kiel (UKSH) were monitored. As part of this study 500 medicine-providing routines have been observed before and after implementing the unit-dose medication management system. The intention was to discover and categorize possible medication errors. By categorizing the occurred prescription divergence, it was possible to give a general statement about the severity of medication errors. In the monitored time before the implementation of unit-dose 500 medicine-providing daily routines have been observed, consisting of 4,438 prescriptions. 186 medication errors (4.21 %) occurred, 63 (33.87 %) were categorized as weak, 97 (52.15 %) as medium and 26 (13.98 %) as severe errors. After the implementation of unit-dose by observing the same number of medicine providing daily routines consisting of 4,570 prescriptions, 11 errors (0.24 %) occurred. Five of them were categorized as weak, five as medium and one as severe. However, hospital pharmacists were able to correct all of these detected errors during the mandatory final control step before the unit dose pouches were dispatched to the patient. Among the 500 oral pouches provided by unit dose no single pouch was detected with incorrect medicine content. The results of this study showed that the implementation of unit dose reduces the number of medication errors close to zero (4.21 % before the implementation, 0.24 % after). It could be verified that perfect results and an increase of the drug therapy safety are only possible through a final, additional control of the automatic unit dose process by a pharmacist. Before the implementation of the unit dose system there was no such final control.
Key words: drug therapy safety, closed loop medication management, medication errors, unit dose, automated dispensing system
Pharmazie im Dienst der Armen
20 Jahre Apotheker Helfen e. V.
Die Hilfsorganisation Apotheker Helfen e. V. setzt sich seit 20 Jahren für strukturelle Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung ein. Ein wichtiger Baustein ist die Arzneimittelversorgung. Das Hilfswerk unterstützt weltweit Projekte der Basisgesundheitsversorgung, aber auch Krankenhäuser und Krankenhausapotheken. Dazu zählen Projekte zur Verbesserung der Gesundheitsinfrastruktur, beispielsweise in Tansania, Nepal, Nordindien oder dem Senegal. Neben dem Aufbau von Gesundheitszentren und Apotheken spielt die Vermittlung von Fachwissen und Stärkung der Ausbildung eine wichtige Rolle.
Krankenhauspharmazie 2019;40:431–9.
Interaktionscheck
Das Interaktionspotenzial der Hepatitis-C-Therapeutika (DAA)
In der Behandlung der chronischen Hepatitis C werden in erster Linie Fixkombinationen direkt antiviraler Agenzien (DAA) angewandt. Neben dem Abbau durch Cytochrom-P450(CYP)-Enzyme sind pharmakokinetische Wechselwirkungen über Arzneimitteltransporter von klinischer Relevanz. In der Interaktionstabelle (Tab. 1) wird das Verhalten der DAA zu den CYP-Enzymen dargestellt.
Medikationsfehler
Salz oder Base – Falsche Dosis Pixantron
Ein erwachsener Patient mit refraktärem Non-Hodgkin-Lymphom soll Pixantron erhalten. Dem Apotheker fällt die in der Zytostatika-Abteilung der Apotheke eingehende elektronische Bestellung mit der ungewöhnlichen Dosis von 85 mg/m² Pixantron für die Tage 1, 8, 15 auf.
Komplizierte Harnwegsinfekte
Plazomicin als Therapieoption
Grampositive Erreger vieler urologischer Erkrankungen sind vermehrt resistent gegenüber gängigen Antibiotika. Das Aminoglykosid Plazomicin hat sich in einer aktuellen Untersuchung als wirksam gegenüber multiresistenten Enterobakterien (einschließlich Carbapenem-resistenten Arten) gezeigt. Gleichzeitig wurde eine Nichtunterlegenheit gegenüber Meropenem belegt. Plazomicin bietet entsprechend eine neue Therapieoption bei komplizierten Harnwegsinfekten.
Neues Prinzip der Lipidsenkung
Bempedonsäure in Phase-III-Studie verträglich und effektiv
Der neue Lipidsenker Bempedonsäure – auch Bempedoinsäure genannt – setzt am gleichen Pfad wie die HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren (Statine) an, jedoch früher in der Signalkaskade. Kürzlich wurden im New England Journal of Medicine die Ergebnisse von CLEAR Harmony veröffentlicht, einer „Allcomer“-Phase-III-Studie im Rahmen des CLEAR-Studienprogramms.
Schlaganfallprävention
Duale Plättchenhemmung nach ischämischen Schlaganfall möglicherweise sinnvoll
Die Daten für das Vorgehen nach einem ischämischen Schlaganfall oder nach einer transitorischen ischämischen Attacke sind uneinheitlich. Eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse soll zeigen, inwiefern eine duale Plättchenhemmung nach einem primären Ereignis bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit sinnvoll ist. Dabei stratifizierten die Autoren nach der Länge der Therapie.
Diabetes Mellitus Typ 1
Sotagliflozin als sichere und wirksame Therapieoption
Der kombinierte SGLT1/2-Inhibitor Sotagliflozin besitzt nach den Ergebnissen der vorliegenden Metaanalyse ein gutes Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil. In Kombination mit Insulin könnte Sotagliflozin daher zukünftig zu einer verbesserten Blutzuckerkontrolle bei Typ-1-Diabetikern beitragen.