Das Pharmakovigilanz-Netz Freiburg
Aufgaben einer Krankenhausapotheke in einem regionalen Pharmakovigilanz-Netz Ein Beitrag zu mehr Patientensicherheit bei der Arzneimitteltherapie im klinischen Alltag und ambulanten Bereich
Patientensicherheit im Medikationsprozess ist in der medizinischen und gesundheitspolitischen Fachwelt ein herausragendes Thema. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht Begriffe wie Pharmakovigilanz und Medikationsfehler in der Fachpresse zitiert werden. Der erste deutsche Kongress zur Patientensicherheit bei der medikamentösen Therapie im April 2005 hat die Diskussion weiter angeregt. Die Entwicklung einer Fehlerkultur gilt inzwischen als unabdingbares Kriterium zur Verbesserung von Qualitätsstandards, Reportingsysteme sollen helfen, Defizite zu erkennen und einen Erkenntnisgewinn zu erzielen. Ziele sind eine Steigerung der Meldefrequenz für unerwünschte Arzneimittelwirkungen, ein gut funktionierendes Informations- und Fortbildungssystem zu arzneimittelsicherheitsrelevanten Themen sowie die Erhöhung von Verordnungs- und Applikationssicherheit. Auch das Universitätsklinikum Freiburg hat sich vertieft mit dem Thema Pharmakovigilanz beschäftigt und ein entsprechendes Projekt auf den Weg gebracht, das mit der Etablierung des regionalen Pharmakovigilanz-Netzes Freiburg ein erstes wichtiges Ziel erreicht hat.
Schlüsselwörter: Patientensicherheit, Medikationsfehler, unerwünschte Arzneimittelereignisse, Pharmakovigilanz
Krankenhauspharmazie 2007;28:389–95.
English abstract
The function of the hospital pharmacy in a local network
The safety of patients during drug therapy has become an important subject in this time. We need more information on failures in the process of medication and better reporting-systems.
In this article we describe the development of a local pharmacovigilance network at the University hospital in Freiburg. Its aims are the collection of reports about adverse events and adverse reactions, enhancement of skills in drug therapy and an increase in safety of prescription and application of drugs.
Keywords: Safety of patients, medication error, advers drug events, pharmacovigilance
Einbindung eines Apothekendokuments in die elektronische Patientenakte
Verbesserung der Arzneimitteltherapie
Durch Einbindung der Arzneimittelanamnese in die elektronische Patientenakte sollte die Sicherstellung der korrekten, gegebenenfalls während des Klinikaufenthalts veränderten Medikation auch über die Sektorengrenze stationär/ambulant hinaus gewährleistet werden. Eine Überprüfung dieses Ziels wurde anhand einer retrospektiven Auswertung der Apothekendokumente von 194 wiederaufgenommenen Patienten in einem Zeitraum von 8½ Monaten vorgenommen. Bei 101 dieser Patienten war wegen der erforderlichen Begleitmedikationsumstellung ein Apothekendokument angelegt worden. Bei 36 dieser Patienten wurden Interventionen vorgenommen. Anhand der Aufarbeitung der Daten konnte gezeigt werden, dass in 75% die veranlassten Interventionen dauerhaft im ambulanten Bereich weitergeführt wurden.
Schlüsselwörter: Medikationsfehler, Arzneimittelsicherheit, Qualitätssicherung
Krankenhauspharmazie 2007;28:396–400.
English abstract
Linking of a medication document with the electronic patient history – a tool for sufficient medication checks
By linking of a special medication history document with the complete electronic history of the patient, we wanted to guarantee his correct medication despite the change between ambulatory and inhouse treatment.
We checked the results of our efforts by the analysis of 194 patients, who had an inhouse treatment more than once within the last 8½ months.
In 101 of these patients we had to create a document of medication history to check the outpatient medication. In 36 of these 101 cases we had to correct medication errors during the first patient admission.
Our data check revealed: 75 % of these corrections were still in use when the patient came to the hospital again.
Keywords: Medication error, drug safety, quality management
Die Verordnungsermächtigung des Apothekers
Instrument zur sicheren und wirtschaftlichen Therapie im Krankenhaus
In vielen Bereichen des Krankenhauses wird mit Standards gearbeitet, so auch im Umgang mit Medikamenten. Eine standardisierte Arzneimitteltherapie des Patienten kann die tägliche Praxis im Umgang mit Medikamenten vereinfachen. Zusätzlich können mithilfe von Standards Medikationsfehler häufig vermieden werden. Auch um Kosten einzusparen, sind Standards in der medikamentösen Therapie heutzutage bereits vielfach etabliert. Es stellt sich jedoch die Frage, was in jenen Gebieten der medikamentösen Therapie passiert, in denen Standards nicht oder nur schwer zu erstellen oder einzuhalten möglich sind. Auch in diesen Bereichen muss es Strukturen geben, die eine sichere und wirtschaftliche Therapie möglich machen. Eine Möglichkeit ist der Beratungsapotheker. Durch Etablierung einer Verordnungsermächtigung kann er effektiv in den Medikationsprozess eingreifen.
Schlüsselwörter: Verordnungsermächtigung, Beratungsapotheker, Anordnungsverantwortung
Krankenhauspharmazie 2007;28:401–5.
Hepatitis-B-Virus-Infektion
„Add-on“ statt „Switch“ bei Resistenzen!
Treten bei der Therapie chronischer Hepatitis-B-Virus(HBV)-Infektionen mit Nucleosid- oder Nucleotidanaloga Resistenzen auf, sollte die Therapie mit einer Kombination von zwei antiviralen Arzneistoffen fortgesetzt werden (add-on). Idealerweise kommt hierbei ein Wirkstoff aus der jeweils anderen Wirkstoffklasse zum Einsatz, um möglichen Kreuzresistenzen zuvorzukommen (z.B. Zusatz eines Nucleotidanalogons bei Resistenz gegen ein Nucleosidanalogon). Diese Empfehlungen wurden in der im Januar 2007 aktualisierten nationalen Konsensus-Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der chronischen HBV-Infektion formuliert. Die Resistenzselektionierung als Problem und Risiko bei der Therapie chronischer HBV-Infektionen mit Nucleos(t)idanaloga sowie die aktuellen Empfehlungen wurden bei einem interaktiven Medienseminar, das von Gilead in München am 12. Juli 2007 veranstaltet wurde, vorgestellt und diskutiert.
Tyrosinkinase-Hemmer
Sorafenib verlängert Überlebenszeit bei Leberkrebs
Die Therapie mit dem Multikinase-Hemmer Sorafenib (Nexavar®) kann die Gesamtüberlebenszeit von Patienten mit Leberzellkarzinom (HCC) oder primärem Leberkrebs um 44 % verlängern. Dies ergab die SHARP-Studie (Sorafenib HCC assessment randomized protocol), eine internationale randomisierte, Plazebo-kontrollierte Phase-III-Studie.
Tyrosinkinase-Hemmer
Imatinib als adjuvante Therapie bei GIST
Zur adjuvanten Therapie bei Patienten mit gastrointestinalem Stromatumor (GIST) ist der Tyrosinkinase-Hemmer Imatinib (Glivec®) in einer Dosierung von 400 mg täglich über ein Jahr gegeben gut verträglich; durch die Therapie wird die rückfallfreie Überlebenszeit erhöht. Die Gesamtüberlebenszeit wurde bislang nicht verändert. Dies zeigen die Ergebnisse einer Interimsanalyse einer Phase-III-Studie.
FOLFOX4
Perioperative Therapie bei Lebermetastasen
Eine perioperative Therapie mit FOLFOX4 (Fluorouracil, Folinsäure und Oxaliplatin) verringert das Risiko für einen Rückfall bei Patienten mit Lebermetastasen aufgrund eines Kolorektalkarzinoms. Mehr Metastasen wurden resezierbar und das progressionsfreie Überleben dieser Patienten wurde verlängert.
Zyklische Lipopeptide
Behandlung von Staphylococcus-aureus-Infektionen
Staphylococcus aureus ist der wichtigste Krankheitserreger im ambulanten und im klinischen Bereich. Infektionen mit diesem Erreger gehen mit einer hohen Morbidität und Letalität einher.