EditorialTorsten Hoppe-Tichy, Heidelberg

Erläuterung zur Anzeigepflicht nach § 67 AMG

ÜbersichtIrene Krämer, Hannah Walz-Jung und Jeanette Kaiser, Mainz, für den Ständigen Arbeitskreis der Leitenden Apotheker der Universitätsklinika Deutschlands (LAUD) im Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD)

Bedeutung des Verordnungsmonitorings in der zentralen Zytostatikaherstellung

Eine Erhebung in deutschen Universitätskliniken

Zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei onkologischen Patienten wird das Verordnungsmonitoring der Zytostatikatherapien empfohlen. In einer prospektiven Erhebung wurde über einen Beobachtungszeitraum von 8 bis 12 Wochen der Beitrag universitärer Krankenhausapotheken zur Vermeidung von Verordnungsirrtümern im Rahmen der zentralen Zytostatikaherstellung dokumentiert und analysiert. Insgesamt wurden in 21 Universitätskliniken über etwa drei Monate 835 Verordnungsfehler dokumentiert, von denen 748 bezüglich der Fehlerkategorien und Relevanz ausgewertet werden konnten. Übereinstimmend mit der Literatur traten die meisten Fehler in der Fehlerkategorie Dosisberechnung (48%) auf. Diese wurden in 76% der Fälle als von hoher Relevanz eingestuft. In den Fehlerkategorien Patientendaten traten 26%, Applikationsdatum 15% und Zytostatikum 11% der Fehler auf. Die Inzidenz der Verordnungsfehler betrug durchschnittlich 0,77% bei rund 1950 Verordnungen pro Tag in 17 Universitätskliniken (von vier Kliniken gab es keine Daten zur Gesamtanzahl hergestellter Zytostatikazubereitungen). Die überwiegend als von hoher Relevanz eingeordneten Verordnungsfehler unterstreichen die Bedeutung des Verordnungsmonitorings für die Arzneimitteltherapiesicherheit. Dem Zeitaufwand für das Verordnungsmonitoring (für 37% der Fehler <5 Minuten, für 37% der Fehler 5 bis 15 Minuten) steht ein Nutzen gegenüber, der die Kosten überwiegt.
Schlüsselwörter: Verordnungsmonitoring, Zytostatikatherapie, Fehlerkategorie, Fehlerinzidenz, Zeitaufwand, Relevanz
Krankenhauspharmazie 2010;31:349–357.

FlaggeEnglish abstract

Analysis of prescription monitoring in pharmacy-based cytotoxic preparation units of German University hospitals

Today monitoring of chemotherapy prescriptions by oncology pharmacists is recommended in order to improve medication use and to prevent medication errors. The pharmacy departments of 21 university hospitals in Germany took part in a prospective audit according to error prevention of chemotherapy prescriptions. During the observation period of 8 to 12 weeks 835 prescription errors were documented. 748 errors were analysed with regard to type and severity. 48% of the prescription errors fall into the category ”dose error”; out of these 76% were classified as severe. The other errors were related to patient data (26%), administration date (15%) and selection of antineoplastic drug substances. The incidence of prescription errors amounted on average to 0.77% based on 1,950 prescriptions per day in 17 university hospitals. As most of the errors were highly relevant for patient outcome the checking of prescriptions by oncology pharmacists is obligatory. The benefit of prescription monitoring in the pharmacy department is obvious and the service is highly efficient (37% of errors detected in < 5 min, another 37% of errors detected in 5–15 min).

Key words: Prescription monitoring, antineoplastic therapy, error type, severity, incidence, expenditure of time

ÜbersichtPamela Kantelhardt, Kassel, Torsten Hoppe-Tichy, Heidelberg, Gesine Picksak, Hannover, und Katja Taxis, Groningen (Niederlande)

12 Monate Dokumentation von Medikationsfehlern mit DokuPIK

Was kann aus den gesammelten Daten gelernt werden?

Seit Mitte Oktober 2008 gibt es die zentrale Online-Datenbank DokuPIK (Dokumentation pharmazeutischer Interventionen im Krankenhaus) zur Dokumentation von Medikationsfehlern und Interventionen. Diese ist unter www.adka-dokupik.de verfügbar. Ein Jahr nach deren Start steht nun die erste Auswertung von Medikationsfehlern zur Verfügung. Diese sowie die daraus gezogenen Schlussfolgerungen werden im vorliegenden Beitrag dargestellt. Die Auswertung umfasst 2389 Datensätze. Häufigste Fehlerarten sind Dosierungsfehler (28%), Verordnungsfehler (26%) und Interaktionen (14%); häufigste Fehlerursachen sind fehlende Kenntnis (47%), Kommunikationsprobleme (10%) und Arbeitsüberlastung (9%). Als Risikofaktoren im Bereich Wirkstoffgruppen wurden aus den Datensätzen antithrombotische Mittel, nichtsteroidale Antirheumatika und Antiphlogistika, Antiepileptika, Antidepressiva, Mittel bei peptischem Ulkus und gastroösophagealer Refluxkrankheit, Opioide, Gyrasehemmer, Antibiotika und ACE-Hemmer identifiziert.
Schlüsselwörter: Medikationsfehler, CIRS, Medikationsfehlervermeidung, Risikomanagement, Fehlerberichtssystem
Krankenhauspharmazie 2010;31:359–365.

FlaggeEnglish abstract

Medication error reporting system – results of Germany for the first twelve months

Twelve months ago the online-database to report medication errors and pharmaceutical interventions, DokuPIK, was started. Now the first analysis of the data – 2 389 reports from 220 hospitals – is presented. Dosage errors (28 %), prescription errors (26 %) and interactions (14 %) were the most common type of errors. Lack of knowledge (47 %) were reported as the most common reason for errors followed by communication (10 %) and high work-load (9 %). Drugs which were commonly involved in medication errors included antithrombothic drugs, non-steroidal antiphlogistics, antiepileptics, antidepressants, gastro-intestinal drugs, opioids, chinolones, antibiotics and ACE inhibitors.

Key words: medication error reporting system, CIRS, prevention of medication errors, risk management

BerichtDorothee C. Dartsch, Hamburg

ACCP Spring Practice and Research Forum

Frühjahrstagung 2010 des American College of Clinical Pharmacy

Vom 23. bis zum 27. April 2010 fand in Charlotte, North Carolina, USA, die jährliche Frühjahrstagung des American College of Clinical Pharmacy (ACCP) statt. ACCP ist eine klinisch-pharmazeutische Fachgesellschaft mit rund 10000 Mitgliedern, die für die Interessen der klinischen Pharmazie – im Sinne von patientenorientierter Pharmazie in allen pharmazeutischen Berufsfeldern – eintritt [1]. Im vorliegenden Bericht sollen die auf der Tagung behandelten Themen kurz vorgestellt werden.
Krankenhauspharmazie 2010;31:366–371.

BerichtSusanne Heinzl, Reutlingen

Lungenkarzinom: S3-Leitlinie zur Prävention, Diagnostik und Nachsorge

Unter Beteiligung von 15 deutschen und österreichischen Fachgesellschaften und drei Berufsverbänden sowie weiteren Expertengruppen publizierten 84 Autoren erstmals im Februar 2010 eine S3-Leitlinie zur Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms als Supplement zur Zeitschrift Pneumologie (Pneumologie 2010;64(S2):S23-S156). Das Vorgehen bei Diagnostik und Therapie des Lungenkarzinoms wurde in 14 Algorithmen zusammengefasst. Teile der Leitlinie wurden bei einem Symposium beim 29. Deutschen Krebskongress in Berlin im Februar 2010 vorgestellt.
Krankenhauspharmazie 2010;31:372–5.

SerieAG Arzneimitteltherapiesicherheit

Hautpflege mit Aloe-Saft – selbst geerntet

Auf einer chirurgischen Station eines Krankenhauses wird die Hautpflege rund um Operationswunden in der Wundpflege mit Aloe-Saft durchgeführt. Der Saft wird vom Pflegepersonal aus den Zimmerpflanzen des Schwesternzimmers geerntet.

ADKA internKlaus Tönne, ADKA-Geschäftsführer, Berlin

Die Krankenhausapotheke als Arbeitsplatz

Der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (AKDA) e. V. bietet Mitgliedern seit 2006 eine Rechtsberatung als Dienstleistungsangebot an.

Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Erblicher Faktor-XIII-Mangel

Rekombinante Therapieoption soll Sicherheit erhöhen

Der angeborene Mangel an Faktor XIII ist eine seltene Ursache einer hämorrhagischen Diathese. Die Behandlung besteht in der Substitution mit Faktor-XIII-Konzentraten. Als neue Therapieoption wird zurzeit das erste rekombinante Präparat in einer Phase-III-Studie klinisch geprüft. Vorteilhaft an diesem Präparat ist, dass es keine Immunogenität und keine Sicherheitsrisiken aufweist, so das Fazit eines von der Firma NovoNordisk Pharma GmbH anlässlich des Welthämophilietages 2010 veranstalteten Fachpresseworkshops im April 2010 in Bonn.

Referiert & kommentiertMartin Ehmann, Heidelberg

Onkologie

Neue Substanzen für die orale Therapie

In der Onkologie werden zunehmend auch oral Substanzen eingesetzt. Neue orale Onkologika sowie Besonderheiten im Umgang mit diesen wurden bei einem von der GlaxoSmithKline GmbH veranstalteten Satellitensymposium anlässlich des 18. Norddeutschen Zytostatika Workshops im Januar 2010 in Hamburg vorgestellt.

Referiert & kommentiertAndrea Warpakowski, Itzstedt

Antiretrovirale Therapie bei HIV

Compliance und Lebenserwartung

Der Fortschritt in der HIV-Therapie ist enorm – mittlerweile können HIV-Patienten mit einer leitliniengerechten Behandlung eine nahezu normale Lebenserwartung erreichen. Allerdings altern sie aufgrund der HIV-Infektion und der HIV-Therapie auch schneller. Mit steigendem Alter der HIV-Patienten müssen neben der langfristigen und verträglichen Hemmung der Virusreplikation auch zunehmend individuelle Risikofaktoren und Komorbiditäten bei der Therapieplanung berücksichtigt werden. Dies war Thema eines Symposiums von Bristol-Myers Squibb und Gilead Sciences beim 12. European Congress of the European AIDS Clinical Society in Köln.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Krebserkrankungen

Auch ältere Patienten profitieren von modernen Therapieverfahren

Ältere Patienten, vor allem, wenn sie in guter körperlicher Verfassung sind, haben von einer umfassenden Krebsbehandlung einen vergleichbaren Nutzen wie jüngere Patienten. Das biologische und nicht das kalendarische Alter ist für Therapieentscheidungen bestimmend. Dies war das Fazit eines Satellitensymposiums der Firma Roche im Rahmen des 29. Deutschen Krebskongresses im Februar 2010 in Berlin.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

mTOR-Hemmer

Ridaforolimus zur Behandlung von Weichteilsarkomen?

Bei Patienten mit Weichteilsarkomen werden derzeit Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Erhaltungstherapie mit dem mTOR-Hemmer Ridaforolimus geprüft. Verschiedene Therapieansätze wurden bei einem von der Firma MSD veranstalteten Satellitensymposium im Rahmen des Deutschen Krebskongresses im Februar 2010 in Berlin vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. Jutta Zwicker, Uhingen

Subgruppenanalyse der UPLIFT-Studie

Verbesserung des Krankheitsverlaufs durch Tiotropium bei moderater COPD?

Die UPLIFT-Studie bestätigte die symptomatische Wirksamkeit des inhalativen, langwirksamen Anticholinergikums Tiotropium bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Das primäre Studienziel – der Nachweis einer Verlangsamung des Fortschreitens der Lungenfunktionseinschränkung bei COPD im Stadium II bis IV durch die Therapie mit Tiotropium – wurde jedoch nicht erreicht [4, 5]. Eine aktuell veröffentlichte Subgruppenanalyse der UPLIFT-Studie zeigte nun, dass bei Patienten mit moderater COPD (Stadium II) Tiotropium möglicherweise den Krankheitsverlauf positiv beeinflusst [2].