Arzneimitteltherapie und -information in der Palliativmedizin
Welche Rolle spielt der Krankenhausapotheker?
In der Palliativmedizin sollen quälende Symptome von Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen gelindert und die Lebensqualität gesteigert oder erhalten werden. Alle im Gesundheitswesen tätigen Fachkräfte sollten Kenntnisse über die grundlegenden palliativmedizinischen Prinzipien und die Symptomkontrolle besitzen. Apotheker können durch kompetente Arzneimittelinformation, die in der Palliativmedizin eine sehr abwechslungsreiche Herausforderung darstellt, dazu beitragen, die Versorgung von Palliativpatienten zu verbessern. Ziel dieses Artikels ist, das Bewusstsein für Palliativmedizin zu stärken, Grundlagen der Behandlung häufiger Symptome zu vermitteln und hilfreiche Informationsquellen für die Arzneimittelinformation aufzuzeigen.
Schlüsselwörter: Palliative Care, Palliativmedizin, Arzneimittelinformation
Krankenhauspharmazie 2010;31:50–8.
Matrixmodelle – ein neuartiger Ansatz zur Auswahl von Arzneimitteln
Die Auswahl von Arzneimitteln bei der Erstellung und Verwaltung einer Arzneimittelliste ist ein komplexer Vorgang, wobei die Entscheidungen der verordnenden Ärzte oder der Verwaltung Konsequenzen für die übrigen Beteiligten haben. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass der Auswahlprozess transparent ist und alle Betroffenen in diesen Prozess mit eingebunden sind. Zwingende Voraussetzung hierfür ist, dass der Auswahlprozess nachvollziehbar und von gleich bleibender Qualität ist. Obwohl jeder der Auffassung zustimmen mag, dass die Auswahl von Arzneimitteln ein rationaler Prozess sein sollte („Evidenzbasierte Medizin“), der auf Kriterien wie klinische Effizienz, dokumentierte Effekte auf klinisch relevante Endpunkte, Sicherheit, Verträglichkeit, Erfahrung, Arzneimittelinteraktionen, Therapieintervall und Kosten beruht, spielen noch viele weitere Faktoren eine wichtige Rolle bei der Arzneimittelauswahl. Matrixmodelle verwenden ausschließlich rationale und klinisch relevante Auswahlkriterien. Dieser Ansatz führt zu einem transparenten und interaktiven Auswahlprozess und eliminiert emotionale sowie andere unerwünschte Einflüsse auf die Auswahl von Arzneimitteln.
Schlüsselwörter: SOJA, InforMatrix, Arzneimittelauswahl, Matrixmodelle
Krankenhauspharmazie 2010;31:60–7.
Der geriatrische Patient im Fokus der klinischen Pharmazie
Anlässlich der DPhG-Jahrestagung in Jena mit insgesamt mehr als 600 Teilnehmern fand am 28. und 29. September 2009 auch das Vorsymposium der DPhG-Fachgruppe Klinische Pharmazie statt. Im Fokus stand dabei der geriatrische Patient. Namhafte ausgewiesene Experten präsentierten Aspekte aus Forschung und Praxis. Der Teilnehmerkreis setzte sich insbesondere aus Apothekern aus Offizin, Krankenhaus und Wissenschaft zusammen. Die Veranstaltung wurde von Dr. Thilo Bertsche, Kooperationseinheit Klinische Pharmazie, Universität Heidelberg, und Dr. Oliver Schwalbe, Klinische Pharmazie der Universität Bonn, organisiert und moderiert. In seiner Begrüßung wies Bertsche darauf hin, dass die Optimierung der Arzneimitteltherapiesicherheit besonderer Patientengruppen beispielsweise geriatrischer Patienten eine der zentralen Herausforderungen der nächsten Jahre für alle Gesundheitsberufe darstellt. Aus therapeutischer, klinisch-pharmazeutischer Sicht ist dabei der therapeutische Gesamtzustand des Patienten entscheidend. In diesem Zusammenhang stellen Multimorbidität, Gebrechlichkeit (Frailty), Polypragmasie und Polypharmakotherapie wichtige Eckpunkte dar. Krankenhauspharmazie 2010;31:68–70.
Lernen von holländischen Nachbarn
Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in der Medikalprodukte- und Arzneimittellogistik
Elektronische Versorgungsschränke in Verbindung mit bedarfsorientierten Logistiksteuersystemen bilden in zahlreichen ausländischen Krankenhäusern das Rückgrat einer wirtschaftlichen, bedarfsgerechten und sicheren Versorgung von Verbrauchstellen (OP, Intensivstation, Notfallaufnahme, Stationen) mit Medikalprodukten und Arzneimitteln. Im Rahmen einer Exkursion in das Once Lieve Vrouwe Gasthuis (OLVG Hospital) in Amsterdam, organisiert durch das Centrum für Krankenhaus-Management, wurden Geschäftsführer und Logistikverantwortliche mit der neuen Technologie vertraut gemacht.
Krankenhauspharmazie 2010;31:71–2.
„Ad“ – kleines Wörtchen, große Wirkung
In der ersten Fallbeschreibung wird von einer fehlerhaften Befüllung einer Schmerzpumpenkassette mit Piritramid durch eine Pflgekraft auf Station während des Nachtdiensts berichtet. Das in Rezepturen verwendete Wort „Ad“ wurde von der Pflegekraft missverstanden, und der Patient erhält daraufhin eine falsche Dosierung. In der zweiten Fallbeschreibung wird aufgrund einer vergessenen Nachbestellung von Ketamin-Perfusorspritzen ein Perfusor mit Ketamin-Verdünnung von der Pflegekraft auf Station hergestellt. Für die Herstellung wurde ein im Hinblick auf die Wirkstoffkonzentration falsches Präparat verwendet; der Patient erhält infolgedessen eine zu geringe Dosierung.
Lidocain 4 % 30 ml Lösung
Bericht aus der Bundeshauptstadt – ADKA-Bundesvorstandssitzung
Berlin, 12. bis 13. November 2009
Am 12. und 13. November 2009 fand in der ADKA-Geschäftsstelle in Berlin die 2. ordentliche Sitzung des ADKA-Vorstands (Präsidium, Vorsitzende der Landesverbände, Geschäftsführer, Leiterin der ADKA-Serviceabteilung) für das Jahr 2009 statt. Während insgesamt neun Stunden Sitzungszeit waren 26 Tagesordnungspunkte zu behandeln, von denen hier auf die folgenden näher eingegangen wird.
Temsirolimus
Zulassungserweiterung zur Behandlung des Mantelzell-Lymphoms
Temsirolimus ist seit November 2007 zur Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms bei Patienten, die mindestens drei von sechs prognostischen Risikofaktoren aufweisen, zugelassen. Seit November 2006 besteht bereits der Orphan-Drug-Status für die Indikation Mantelzell-Lymphom und seit Ende August 2009 ist Temsirolimus nun auch für die Therapie des Mantelzell-Lymphoms zugelassen. Die Ergebnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie wurden auf einem Pressegespräch der Firma Wyeth im Rahmen des Kongresses der deutschen, österreichischen und schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie am 2. Oktober 2009 in Mannheim vorgestellt.
Epoetin theta
Neues Epoetin für Nephrologie und Onkologie
Mit Epoetin theta (Eporatio®) führte die Firma Ratiopharm im Dezember 2009 eine biotechnische Neuentwicklung in den Handel ein. Epoetin theta ist zur Behandlung der renalen Anämie und für die Therapie der symptomatischen Anämie bei Erwachsenen mit nicht myeloischen malignen Erkrankungen, die eine Chemotherapie erhalten, zugelassen. In den präklinischen und klinischen Studien bei fast 2000 Probanden und Patienten wurde gezeigt, dass Epoetin theta eine vergleichbare Wirksamkeit und Sicherheit wie das Referenzprodukt Epoetin beta aufweist. Die Daten wurden bei einem Symposium der Firma Ratiopharm im November 2009 in Ulm vorgestellt.
Chronische lymphatische Leukämie
Rituximab plus Chemotherapie bessert Überlebensraten
Die Kombination von Rituximab (Mabthera®) mit Fludarabin und Cyclophosphamid verlängert das Überleben von Patienten mit vorher unbehandelter, fortgeschrittener chronischer lymphatischer Leukämie (CLL). Dieses Ergebnis der im Dezember 2009 beim ASH-Kongress in New Orleans (USA) vorgestellten CLL8-Studie stützt die Empfehlung, die Dreifachkombination als Standardtherapie bei CLL-Patienten in guter körperlicher Verfassung einzusetzen.
Akute Thromboembolien
Dabigatran vergleichbar gut wirksam und verträglich wie Warfarin
Der direkte orale Thrombinhemmer Dabigatran (Pradaxa®) ist bei Patienten mit akuten Thromboembolien vergleichbar gut wirksam und verträglich wie der Vitamin-K-Antagonist Warfarin. Dabigatran kann jedoch in einer festen Dosis eingenommen werden und erfordert kein regelmäßiges Monitoring. Dies ergab die randomisierte, multizentrische RE-COVER-Studie mit 2539 Patienten.