EditorialDr. Roberto Frontini, Präsident der European Association of Hospital Pharmacists (EAHP)

Krankenhauspharmazie in Europa – Deutschland darf nicht Schlusslicht bleiben

ÜbersichtAnke Guter, Stuttgart

Standard zur subkutanen Applikation von Parenteralia in der Palliativmedizin

Ein Projekt zur pharmazeutischen Betreuung auf onkologischen Stationen

Im Rahmen eines Projekts zur pharmazeutischen Betreuung wurde auf zwei Stationen des onkologischen Zentrums im Katharinenhospital Stuttgart ein Stationsapotheker eingesetzt. Dieser nahm regelmäßig an der Oberarztvisite teil, identifizierte auftretende arzneimittelbezogene Probleme und wies auf notwendige Umstellungen der Medikation hin. Mithilfe der aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse entwickelte die Krankenhausapotheke anschließend in Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegepersonal einen Arzneimittelstandard zur s.c. Applikation gängiger Parenteralia in der Palliativmedizin. Der Standard sollte dem Arzt als Hilfestellung bei seiner Therapieentscheidung und dem Pflegepersonal als Nachschlagewerk dienen. Weiterhin erarbeitete die Krankenhausapotheke einen Standard zur Kompatibilität von häufig in der Supportivtherapie eingesetzten parenteral zu verabreichenden Medikamenten und leistete damit einen Beitrag, die Arbeit auf der Station praktikabler zu gestalten und gleichzeitig die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen.
Schlüsselwörter: Arzneimittelstandard, Palliativmedizin, s.c. Applikation
Krankenhauspharmazie 2011;32:484–9.

FlaggeEnglish abstract

Drug standard for s.c. application of well-established parenteral drugs in palliative medicine

Palliative medicine frequently faces the problem of suitable drug application since many palliative care patients suffer difficulties in swallowing and i.v. application often implicates strong physical stress during the last phase of life. Hence, in palliative medicine the s.c. application of drugs is a suitable alternative. The major difficulty is that only a few drugs are approved for s.c. application. Therefore, it is necessary to rely on own or published experience. This article summarises the possible s.c. medications for the most common symptoms in palliative care in form of a drug standard. This standard helps physicians regarding therapy decisions and it serves as reference text for the nursing staff.

Key words: drug standard, palliative medicine, s.c. application

ÜbersichtChristiane Groth-Tonberg und Egid Strehl, Freiburg

Wie gut kennen Patienten ihre aktuelle orale Medikation?

Ergebnisse einer Befragung im Universitätsklinikum Freiburg und in der Freiburger Klinik für Tumorbiologie

Das Ziel der Untersuchung war, Informationen über den Kenntnisstand stationärer Patienten über ihre aktuelle orale Medikation zu erhalten. Darüber hinaus sollten Studierende der Pharmazie im Rahmen ihres Wahlpflichtfachs Klinische Pharmazie darin geschult werden, Fachinformationen und Packungsbeilagen im Hinblick auf patientenrelevante Informationen zu lesen und Informationen patientengerecht zu vermitteln. Die Ergebnisse zeigten unter anderem, dass die Mehrzahl der Patienten einen schriftlichen Einnahmeplan zu ihrer Medikation wünscht und dass insbesondere Klinik- bzw. Hausarzt, nicht jedoch der Apotheker, von den Patienten als Informationsquelle bezüglich ihrer einzunehmenden Arzneimittel genannt wurde. Die Studenten bewerteten ihre Aufgabe im Rahmen ihres Praktikums als positiv.
Schlüsselwörter: Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS), Medikation, Adherence, Arzneimittelinformation, Patientenschulung
Krankenhauspharmazie 2011;32:491–4.

BerichtMarianne E. Tippmann, Ober-Mörlen

Handelsblatt-Jahrestagung „Pharma 2011“

Frankfurt am Main, 8. und 9. Februar 2011

„Märkte und Margen – wohin bewegt sich die Pharmaindustrie?“ lautete das Motto der Handelsblatt-Jahrestagung „Pharma 2011“, die am 8. und 9. Februar 2011 in Frankfurt a. M. stattfand. Unter Leitung von Prof. Christian Dierks, Dierks+Bohle Rechtsanwälte, berichteten zahlreiche Referenten aus Gesundheitspolitik, -forschung und -wirtschaft sowie aus der Industrie über Kostenerstattung und Nutzenbewertung in Zeiten des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG), aktuelle Trends in den Versorgungsstrukturen und Perspektiven oder auch Herausforderungen in Forschung und Entwicklung. Die Teilnehmer erwartete ein breit gefächertes Programm, das ausreichende Möglichkeiten vorsah, über wichtige Entwicklungen, den regulatorischen Rahmen, neue Wege, Chancen, aber auch Hürden im Bereich des Market Access von Arzneimitteln zu diskutieren. „Innovative Köpfe, innovative Strategien – Wachstumsmöglichkeiten für die Industrie“ war das Generalthema des zweiten Tages, der viel Gesprächsstoff für einen intensiven Gedankenaustausch über Hoffnungsträger, Kooperationsmodelle und künftige „Rollenspiele“ lieferte.
Krankenhauspharmazie 2011;32:495–7.

BerichtChristoph Müller-Löbnitz, Forchheim

Antimykotika: Wachsende Bedeutung in Intensivmedizin und Hämatologie/Onkologie

Expertenforum in Frankfurt am Main

Antimykotika belasten das Arzneimittelbudget großer deutscher Krankenhäuser: 2,5% der stationären Arzneimittelkosten entfallen auf diese Substanzgruppe. Doch wo steht die antimykotische Therapie? Welche Evidenz gibt es für den Einsatz von Antimykotika, und was können wir erreichen? Mit diesen Fragen leitete Dr. Frank Dörje, Apotheke des Universitätsklinikums Erlangen, das von der Gilead Sciences GmbH veranstaltete Expertenforum „Aktuelle Fragen zum Einsatz von Antimykotika“ ein, das am 12. März 2010 in Frankfurt am Main stattfand.
Schlüsselwörter: Antimykotika, Arzneimittelbudget, Aspergillose
Krankenhauspharmazie 2011;32:498–500.

SerieAusschuss für Arzneimitteltherapiesicherheit

Buprenorphin – wie zwei Indikationen zum Verhängnis wurden

Substitution oder Analgesie? Durch unzureichende Kurvenführung und Kommunikationslücken erhält eine Patientin die sechsfache Dosis der eigentlichen Substitutionsdosis von Buprenorphin. Das Personal auf der chirurgischen Station ging von einer Schmerztherapie aus.

Aktuelles aus der RezepturDr. Eckard Wiegrebe, Regensburg

Stabilität von Voriconazol-Augentropfen 1,9 %

Voriconazol-Augentropfen sind indiziert bei Pilzinfektionen des Auges. Die Haltbarkeit der Augentropfen war seither nur für 30 Tage belegt. Deshalb wurde ein einfaches HPLC-Verfahren zur Gehaltsbestimmung von Voriconazol in Voriconazol-Augentropfen 1,9 % erarbeitet. Die damit gemessenen Konzentrationen belegen eine Haltbarkeit der Augentropfen von bis zu 9 Monaten.

Referiert & kommentiertDr. Claudia Becker, Singapur

Mechanische Beatmung

Beeinflussen inhalative Bronchodilatatoren die Häufigkeit von Pneumonien?

In einer Studie mit 439 mechanisch beatmeten Patienten betrug die Inzidenzrate von beatmungsassoziierten Pneumonien 20 pro 1000 Beatmungstage. Patienten mit schweren Erkrankungen, einer Bluttransfusion sowie nach inhalativer Gabe von Beta-2-Sympathomimetika waren signifikant häufiger betroffen.

Referiert & kommentiertMarianne E. Tippmann, Ober-Mörlen

Neues orales Antikoagulans

Apixaban überzeugt in der VTE-Prophylaxe

Mit Apixaban (Eliquis®) steht seit dem 18. Mai 2011 ein drittes oral anwendbares Antikoagulans in Deutschland zur Verfügung. Genau wie Rivaroxaban (Xarelto®) und Dabigatran (Pradaxa®) erhielt der neue Faktor-Xa-Inhibitor zunächst die europaweite Zulassung zur Prophylaxe venöser Thromboembolien (VTE) bei erwachsenen Patienten nach elektiven Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen. In mehreren Head-to-Head-Studien war Apixaban in seiner Wirksamkeit dem europäischen Standard Enoxaparin (Clexane®) statistisch signifikant überlegen – bei tendenziell geringerem Blutungsrisiko. Das zeigten die Studienergebnisse, die bei einem Pressegespräch der Firmen Bristol-Myers Squibb und Pfizer im Juni 2011 in München präsentiert wurden.

Referiert & kommentiertMarianne E. Tippmann, Ober-Mörlen

Skelettale Komplikationen bei Krebspatienten

Denosumab für den Knochenschutz

Skelettbezogene Ereignisse (SRE) aufgrund von Knochenmetastasen spielen eine zunehmende Rolle in der Onkologie. Krebsarten, die besonders häufig Tumorzellen in die Knochen absiedeln, sind das Mamma- und das Prostatakarzinom. Mit dem voll humanen monoklonalen Antikörper Denosumab, der durch vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Bereich Knochengesundheit charakterisiert ist, steht ein neuer, vielversprechender Therapieansatz zur Verfügung. Bei einem Satellitensymposium der Firma Amgen im Rahmen des 36. Wissenschaftlichen Kongresses der ADKA am 12. Mai 2011 in Berlin wurde anhand von Studiendaten gezeigt, dass der selektive RANKL-Inhibitor bei manifester Knochenmetastasierung zur Reduktion bzw. zeitlichen Verzögerung skelettaler Komplikationen führt.

Referiert & kommentiertElke Engels, Bad Vilbel

Primäre und sekundäre Immundefekte

Mehr Flexibilität in der Therapie mit 20%igem subkutanem Immunglobulin

IgPro20 (Hizentra®) ist das erste in Europa zugelassene 20%ige Immunglobulin zur subkutanen Verabreichung bei primären und sekundären Immundefekten. Durch die hohe Konzentration des polyvalenten Immunglobulins verringert sich das Infusionsvolumen, so dass die Infusionszeit um bis zu 30% verkürzt werden kann. Seit Juli 2011 ist das Arzneimittel auch in Deutschland erhältlich. Bei der Einführungspressekonferenz in Frankfurt am Main am 31. Mai 2011 präsentierte CSL Behring aktuelle Daten der Phase-III-Zulassungsstudie.
Mit einem Statement von Prof. Bernd H. Belohradsky, Dr. von Haunersches Kinderspital, München

Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

GIST

Adjuvante Imatinib-Therapie über drei Jahre verlängert Überleben

Eine auf drei Jahre ausgedehnte Therapie mit Imatinib (Glivec®) verlängert bei Patienten mit gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) und einem hohen Risiko für ein Rezidiv das rückfallfreie Überleben im Vergleich mit einer 12-monatigen adjuvanten Imatinib-Therapie, die im Moment Standard ist. Das zeigte eine prospektive, randomisierte Studie, die am 5. Juni 2011 während des US-amerikanischen Krebskongresses (ASCO) in Chicago in der Plenarsitzung vorgestellt wurde.

Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Neuroblastom

Vergleich von Hochdosischemotherapien bei Kindern

Eine myeloablative Therapie mit Busulfan/Melphalan ist bei Kindern mit Neuroblastom und hohem Risiko besser als eine Therapie mit Carboplatin, Etoposid und Melphalan (CEM), das zeigten die Ergebnisse einer Phase-III-Studie, die auf dem ASCO 2011 präsentiert wurden. Die Studie wurde vorzeitig gestoppt, als man in einer Interimsanalyse nach drei Jahren feststellte, dass die Rate bezüglich des ereignisfreien Überlebens in der Busulfan-Gruppe 49%, in der CEM-Gruppe jedoch nur 33% betrug.

NotizenBettina Christine Martini, Legau

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