EditorialProf. Dr. Irene Krämer, Mainz

Qualität und Nähe

Empfehlungen der Bundesapothekerkammer zur Qualitätssicherung – Versorgung der Krankenhauspatienten durch Apotheken

ÜbersichtBarbara Kleinmann, Freiburg, und Volker Tronnier, Lübeck

„Zentrale Schmerzen“ nach Schlaganfall – eine therapeutische Herausforderung

Sogenannte zentrale Schmerzen können eine Folge von Läsionen oder Dysfunktionen des zentralen Nervensystems sein. Auch nach Schlaganfällen können sie entstehen. Die Schmerzen beeinträchtigen Patienten oft mehr als zusätzlich bestehende sensomotorische Defizite. Erschwerend kommt hinzu, dass zentrale Schmerzen auf die üblichen Medikamente kaum ansprechen und die Therapie nach wie vor eine Herausforderung für den behandelnden Arzt ist.
Schlüsselwörter: Schmerzen nach Schlaganfall, Nervenschmerzen, neuropathischer Schmerz, zentraler Schmerz, CPSP, Motor-Cortex-Stimulation
Krankenhauspharmazie 2011;32:191–5.

ÜbersichtJanna K. Schweim, Harald G. Schweim, Bonn, und Michael Baehr, Hamburg

Arzneimittelfälschungen: Bedrohung der Arzneimitteltherapiesicherheit

Gefälschte Arzneimittel gelangen auf vielen Wegen zum Endverbraucher. Der häufigste Weg ist der illegale Kauf über das Internet. Insbesondere im sogenannten Lifestyle-Bereich sind vier von fünf angebotenen Produkten gefälscht [1]. Aber auch die traditionellen Vertriebswege sind nicht vor der Einschleusung von gefälschten Medikamenten geschützt. Der Direktbezug, wie er von deutschen Krankenhausapotheken praktiziert wird, ist eine wirksame Strategie, um gefälschte Medikamente abzuwehren. Die Einführung neuer Technologien (fälschungssichere Packungen, Track and Trace etc.) ist notwendig, um Arzneimittelfälschungen wirksam zu bekämpfen. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit von Behörden, Herstellern, pharmazeutischem Großhandel, Apotheken und Patienten erforderlich.
Schlüsselwörter: Arzneimittelfälschungen, Krankenhaus, Globalisierung, Vertriebswege
Krankenhauspharmazie 2011;32:198–203.

Übersicht

Einführung von Kurvenvisiten zur Vermeidung von Medikationsfehlern an einem Kreiskrankenhaus

Die Arzneimittelversorgung von Patienten im Krankenhaus ist ein komplexer und stark arbeitsteiliger Prozess. Damit verbunden ist auch ein erhebliches Risiko für Medikationsfehler. Die fehlerhafte Umstellung der Hausmedikation auf die im Krankenhaus gelisteten Präparate wurde als wichtige Fehlerquelle identifiziert. Insbesondere die Kombination von Diuretika erwies sich als problematisch. Hierzu werden Fallbeispiele diskutiert. Durch die Kurvenvisite des Apothekers auf Station wurden diese und weitere Fehlerquellen erheblich reduziert.
Schlüsselwörter: Medikationsirrtümer, Arzneimittelsicherheit, Patientensicherheit, interdisziplinäre Zusammenarbeit
Krankenhauspharmazie 2011;32:204–12.

BerichtMarianne E. Tippmann, Ober-Mörlen

Aus der Krise gestärkt hervorgegangen

Interview mit Frau Prof. Dr. Irene Krämer, Direktorin der Krankenhausapotheke der Universitätsmedizin Mainz

Im August letzten Jahres kam es zu dem tragischen Unfall in der Universitätsmedizin Mainz, bei dem drei Säuglinge durch kontaminierte Infusionslösungen starben. Angesichts der in der Krankenhausapotheke etablierten Qualitätssicherungsmaßnahmen sowie engmaschiger Prozesskontrollen und nicht zuletzt dank einer hervorragenden Krisenkommunikation konnte die Universitätsmedizin sehr schnell entlastet werden. Nichtsdestotrotz ließ es sich so mancher Außenstehende nicht nehmen, die Ereignisse für seine ureigensten Interessen zu nutzen. Über Tatsachen und Thesen unterhielt sich die Medizinjournalistin Marianne E. Tippmann mit Prof. Dr. Irene Krämer, Mainz.
Krankenhauspharmazie 2011;32:213–5.

BerichtSarah Isstas, Mainz

Qualitätssicherung in der Sterilherstellung

Baxa-Seminar, am 13. September 2010 in Ulm, mit Schwerpunkt Compounding

Im Rahmen des Workshops „Qualitätssicherung Sterilherstellung Schwerpunkt Compounding“ am 13. September 2010 in Ulm wurden die Bereiche der Sterilherstellung verschiedener Krankenhausapotheken vorgestellt. Vertreten waren die Apotheke des Katharinenhospitals in Stuttgart sowie die Apotheken der Universitätskliniken Freiburg, Halle/Saale, Ulm und Augsburg. Der Schwerpunkt lag bei der Herstellung parenteraler Ernährungslösungen für Kinder und Erwachsene. Der eigentliche Herstellungsprozess und die Organisation des Arbeitsablaufs bildeten die Grundlage des Workshops. Die Referenten gaben einen Überblick über verwendete Materialien, räumliche Gegebenheiten, Einsatz von Mischgeräten und spezifische Herstellungsschritte sowie durchgeführte Inprozesskontrollen. Daran schloss sich der Bereich mikrobiologische Untersuchungen an. Betrachtet wurden Umgebungsmonitoring (Erregerzahl, Personal, Abklatschtests), Prozessvalidierung und Produktüberwachung. Ein weiterer Themenbereich war die Herstellung standardisierter Ernährungslösungen. Hier wurden die Möglichkeiten und Grenzen der Qualitätskontrolle aufgezeigt sowie Vor- und Nachteile gegenüber der Herstellung patientenindividueller Zubereitungen angesprochen. Es stellte sich heraus, dass die Vorgehensweisen der Klinikapotheken zum Teil stark voneinander abweichen. Von allen Beteiligten wurde ein einheitlicher Standard gefordert, der kritische Punkte klärt und feste Handlungsrichtlinien vorgibt.
Schlüsselwörter: Aseptische Herstellung, standardisierte Ernährungslösungen, Compounder, Qualitätssicherung, Sterilherstellung, Umgebungsmonitoring
Krankenhauspharmazie 2011;32:216–21.

BerichtElisabeth Kuc, Ulrike Giesen, Reinhold Strasser, Björn Jagdt, Margit Haslinger und Michaela Weber, Ried im Innkreis (Österreich)

Elektronische Betäubungsmittelverwaltung

Wie die Zusammenarbeit von Apothekern, Pflege, Ärzten und Informatikern zur Qualitätsverbesserung führen kann

Ein stetig steigender Opioidverbrauch sowie ein größeres Angebot an verschiedenen galenischen Formen bewirken eine immer unübersichtlicher werdende Dokumentation der Abgabe von Betäubungsmitteln an den Patienten. Auf den Stationen sind mehrere Dokumentationshefte gleichzeitig in Gebrauch, die alle laufend erneuert werden müssen. Mithilfe einer neuen SAP-basierten Funktionalität konnte die Qualität der Dokumentation von Opioiden auf den Stationen wesentlich verbessert werden.
Krankenhauspharmazie 2011;32:222–3.

SerieArbeitsgemeinschaft Arzneimitteltherapiesicherheit der ADKA

Dosierungsfehler durch Verordnung eines nicht gelisteten Präparats

Einer Patientin sollte Unacid® (Kombinationspräparat aus Sulbactam und Ampicillin) dreimal täglich als intravenöses Präparat verabreicht werden. Da keine Dosierung angegeben war, erfragte die Pflegekraft diese beim Arzt. Es sollten 3 g gegeben werden. Unacid® war nicht verfügbar, da die Apotheke seit einigen Wochen die Umstellung auf Ampicillin Hexal® comp vorgenommen hatte. Um Unacid® 3 g zu ersetzen, verabreichte die Pflegekraft der Patientin Ampicillin Hexal® comp 2000/1000 sowie Ampicillin Hexal® comp 1000/500. Sie bezog die Angabe „3 g“ nur auf das Ampicillin und setzte deshalb beide Stärken des Kombinationspräparats ein.

Aktuelles aus der RezepturDr. Inka Wolf und Dr. Günther Scherbel, Nürnberg

Adrenalin- und Noradrenalin-Verdünnungen

Physikalisch-chemische und mikrobiologische Stabilität

Adrenalin (z. B. Suprarenin®) und Noradrenalin (z. B. Arterenol®) sind Notfallmedikamente, die bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Stillstand sowie bei anaphylaktischem und septischem Schock eingesetzt werden. Die dazu benötigten Verdünnungen müssen täglich auf der Intensivstation frisch hergestellt werden. Die auf Station zubereiteten Spritzen werden nach 24 Stunden entsorgt, da sowohl die chemische als auch die mikrobiologische Stabilität der hergestellten Verdünnungen nicht gewährleistet werden kann. In der Klinikapotheke des Klinikums Nürnberg entschloss man sich daher, die chemische Stabilität mittels Gehaltsbestimmung (HPLC) zu überprüfen und die mikrobiologische Stabilität der aseptischen Zubereitung zu validieren. Die auf Vorrat hergestellten Fertigspritzen waren bei einer Lagerung bei –31 °C mindestens 7 Wochen haltbar.

ADKA intern

Berichte der Ausschüsse und Arbeitsgruppen der ADKA

Berichtszeitraum: Januar bis Dezember 2010

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Mammakarzinom

Exemestan oder Tamoxifen gefolgt von Exemestan zur adjuvanten Therapie?

Das krankheitsfreie Überleben ist bei Frauen mit Mammakarzinom, die eine Therapie mit Exemestan allein oder eine Sequenztherapie aus Tamoxifen und Exemestan erhalten, nach fünf Jahren vergleichbar gut. Zwischen den beiden Strategien zeigten sich jedoch Unterschiede im Verträglichkeitsprofil, was bei der Auswahl der Behandlungsstrategie eine Rolle spielen könnte.

Referiert & kommentiertHardy-Thorsten Panknin, Berlin, Prof. Dr. med. Matthias Trautmann, Stuttgart

Prävalenz von Infektionen auf der Intensivstation

EPIC-2-Studie zeigt Wandel des Erregerspektrums

Nosokomiale Infektionen gehören zu den häufigsten Komplikationen einer intensivmedizinischen Behandlung. Das zugrunde liegende Erregerspektrum spielt eine entscheidende Rolle für die Auswahl empirischer Therapieregime. Der Wandel des Erregerspektrums auf Intensivstationen in Europa und die Unterschiede im Erregermuster im Vergleich zu den USA wurden in der EPIC-2-Studie untersucht. 1275 Intensivstationen in 75 Ländern nahmen an der Studie teil. Gramnegative Erreger wurden in Europa signifikant häufiger isoliert als in den USA. Unter den grampositiven Erregern kamen Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA) in Europa signifikant seltener vor als in den USA. Verglichen mit der Vorgängerstudie gingen Infektionen durch Staphylococcus aureus und MRSA signifikant zurück, Infektionen durch E. coli nahmen zu.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Matthias Trautmann, Stuttgart

Referiert & kommentiertDr. Claudia Becker, Singapur

Klinische Pharmazie in der Notfallambulanz

Betreuung geriatrischer Patienten durch einen Apotheker in der Notfallaufnahme

Die Studie beschreibt die Einrichtung eines pharmazeutischen Service in einer Notfallambulanz eines australischen Krankenhauses. Der Apotheker unterstützte vor allem den Arzt bei der Arzneimittelanamnese, wodurch arzneimittelbezogene Probleme zeitnah erkannt werden konnten. Dies führte zu einer verbesserten Qualität der Patientenbetreuung und wurde in Umfragen bei den Ambulanzmitarbeitern und den Patienten begrüßt.

NotizenBettina Christine Martini, Legau

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