ÜbersichtJürgen Barth, Gießen

Immunagonistische Antikörper – Pharmakologie und Management von irAEs

Das menschliche Immunsystem hat prinzipiell die Möglichkeit, entartete Zellen als „fremd“ zu erkennen und zu eliminieren. Tumoren besitzen ihrerseits die Fähigkeit, sich dieser Immunkontrolle zu entziehen. Dies geschieht unter anderem über sogenannte inhibitorische Immunkontrollpunkte (Immun-Checkpoints). Mit neuen Arzneimitteln – derzeit ausschließlich monoklonale Antikörper – versucht man die Inhibition zu umgehen und das Immunsystem nachhaltig auf „scharf“ gestellt zu lassen. Damit verbunden sind aber auch immunvermittelte, neuartige Toxizitäten (immune related adverse events [irAEs]). Diese gilt es zu kennen und zu erkennen, damit das Immunsystem nicht seinen eigenen Wirt umbringt. Im Folgenden werden die Pathophysiologie und Pharmakologie der derzeit bekannten irAEs erläutert.

Schlüsselwörter:
Immunsystem, immunagonistische Antikörper, Immun-Checkpoints, immune-related adverse events (irAEs)

Krankenhauspharmazie 2016;37:333–44.

FlaggeEnglish abstract

Pharmacology and management of immune related adverse events

The human immune system has the potential to detect neoplastic cells and to eliminate them. Tumors have the capability to escape immune control. This happens by inhibitory immune checkpoints. With new drugs – currently only monoclonal antibodies – the attempt is to circumvent the inhibition and to keep the immune system activated. One consequence of this therapeutic approach are new, immune related adverse events (irAEs). These irAEs have to be known and to be identified in order that the immune system does not kill its host. In this article the pathophysiology is explained and currently known irAEs are pointed out.

Key words: Immune system, immune agonistic antibodies, immune checkpoints, immune related adverse events (irAEs)

OriginalarbeitAnnekathrin Fritsch, Simone Melzer, Claudia Langebrake und Michael Baehr, Hamburg

Wie kann geleistete klinisch-pharmazeutische Betreuung im Alltag einfach dokumentiert und …

Ein Beispiel aus der Unit-Dose-Versorgung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf sind 73 Stationen an die Unit-Dose-Versorgung angeschlossen. Für die klinisch-pharmazeutische Betreuung der Stationen im Rahmen des SMiT-Konzepts (Safe medication in time) waren 2015 täglich fünf Apotheker im Einsatz. Zum Nachweis der Effizienz dieser Arbeit ist eine gute Dokumentation unerlässlich, jedoch im engen Zeitrahmen der täglichen Routine eine Herausforderung. Im Folgenden wird beispielhaft die Arbeit einer SMiT-Apothekerin dargestellt. Die tägliche Dokumentation erfolgte fortlaufend in einem Microsoft®-Excel-basierten Formular. Hier wurden täglich die bearbeitete Anzahl an Patienten-Medikationen sowie die durchgeführten klinisch-pharmazeutischen Dienstleistungen (KPD) per Strichliste und gegebenenfalls zu klärende Fragen notiert. Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet. Insgesamt wurde die Stationsarbeit von 120 Tagen betrachtet. Zum Stationsblock gehörten elf Stationen mit insgesamt 248 Betten. Im Beobachtungszeitraum wurden in der Hauptvalidierung (HV) die Medikationen bei neuen/geänderten Verordnungen von im Median 102 Patienten/Tag überprüft. So wurden im Median 47% der Patienten pro Station in der HV bearbeitet. Darüber hinaus wurden im Median 30 KPD/Tag erbracht. Diese Arbeit zeigt, dass eine Quantifizierung der klinisch-pharmazeutischen Betreuung durch eine einfache tägliche Dokumentation der Stationsarbeit möglich ist.

Schlüsselwörter: Dokumentation, klinisch-pharmazeutische Dienstleistungen, Unit-Dose, Stationsapotheker

Krankenhauspharmazie 2016;37:346–52.

FlaggeEnglish abstract

How can clinical pharmacists' services be readily documented and analyzed within routine of unit-dose drug distribution?

At the University Medical Center Hamburg-Eppendorf 73 wards receive unit-dose drugs and five hospital pharmacists were in charge of their pharmaceutical care within the SMiT concept (safe medication in time) in 2015. To prove efficiency of services rendered a proper documentation is a prerequisite. However, time constraints are a major challenge for good documentation in the daily clinical routine. The following text gives an anecdotal report of a hospital pharmacist's work at our institution. Daily documentation was performed continuously in a Microsoft® EXCEL based file. The number of patients as well as the clinical pharmaceutical services (CPS) were reported daily in a tally sheet; additional clarifying questions were listed if applicable. Data were analyzed using descriptive statistics. In total, 120 working-days were taken into account. Four gynecology units, one internal medicine unit and six oncology units with a total of 248 beds were included in the analysis. In the observation period, medication for new/changed prescriptions was reviewed for a median of 102 patients per day (range 58–164) during main validation (MV; 9am – 3pm). This means that the medication of a median of 47 % (range 21–75 %) of the patients per ward was revised during MV. Furthermore, a median of 30 CPS was performed per day (range 10–46). Most frequently, drug dosage in patients with renal impairment (68/week) and vancomycin blood levels (18/week) were checked. This led to a multitude of actions, such as modifications in duration of applications (25/week), recommendations regarding dose adjustments to renal function (9/week), as well as information regarding drug-drug interactions (10/week) and recommendations for dose modifications (8/week). This work shows that quantification of pharmaceutical services rendered within the unit-dose drug distribution is possible by simple documentation during daily clinical routine.

Key words: Documentation, pharmaceutical services, unit-dose drug distribution, clinical pharmacist

KongressIris Weis, Traunstein

Workshop Perioperatives Arzneimittelmanagement

Am 2. Juni boten Dr. Insa Gross, Eva Kupetz und Dr. Michael Willenborg aus der Abteilung klinische Pharmazie und Arzneimittelinformation der Zentralapotheke des Klinikums Region Hannover auf dem 41. Kongress der ADKA in Aachen einen kurzweiligen und praxisfokussierten Workshop zum Thema Arzneimittelmanagement im perioperativen Setting an. Die zunächst vermittelten Grundlagen wurden anhand von Fallbeispielen in Gruppenarbeit angewendet, besprochen und mit Empfehlungen zur praktischen Umsetzung ergänzt.

Krankenhauspharmazie 2016;37:353–4.

KongressKathrin Gröger, Karlsruhe

Umgang mit Rezepturen bei und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus

Im gleichnamigen Seminar auf dem 41. Wissenschaftlichen Kongress der ADKA in Aachen gab es zahlreiche Hinweise und Tipps zum Schnittstellenmanagement von Rezepturen. Dabei sprach Dr. Holger Reimann, Leiter des Pharmazeutischen Laboratoriums des NRF, über seine Erfahrungen in der Rezepturinformationsstelle des DAC/NRF und empfahl Strategien zum Entlassmanagement. Außerdem analysierte Dr. Michael Ober von der Apotheke des Uniklinikums Heidelberg die Schnittstelle Rezeptur aus Sicht der Krankenhausapotheke und stellte proaktive Maßnahmen aus dem eigenen Alltag vor.

Krankenhauspharmazie 2016;37:354–5.

KongressTheresa Hermanspann, Aachen

Pharmazeutische Tätigkeiten auf Station und in der Krankenhausapotheke

Wie überbrücken wir die Schnittstellen?

Das Seminar „Pharmazeutische Tätigkeiten auf Station und in der Krankenhausapotheke“ auf dem 41. Wissenschaftlichen Kongress der ADKA wurde geleitet von Dr. Torsten Hoppe-Tichy und Priv.-Doz. Dr. Claudia Langebrake, die am Beispiel ihrer eigenen Unikliniken die Hintergründe und Schnittstellenproblematik von Apothekern auf Station und ihrer Tätigkeit in der Krankenhausapotheke verdeutlichten.

Krankenhauspharmazie 2016;37:356–7.

KongressJelena Krause, Mainz

Wie umgehen mit den „goldenen“ Pillen?

Werden für stationäre Patienten sehr teure Arzneimittel angefordert, für die keine Sonderentgelte verhandelt sind, stehen Krankenhausapotheker immer wieder vor einer großen Herausforderung. Sie streben danach, ganz nach dem Motto des 41. Wissenschaftlichen Kongresses der ADKA in Aachen, als Brückenbauer zwischen den verschiedenen Sektoren unseres Gesundheitssystems zu agieren – doch ist es ihnen immer möglich?

Krankenhauspharmazie 2016;37:357–8.

KongressUte Blassmann, München

Zirkeltraining Arzneimittel-Info – fit in fünf Stationen – jetzt mit Cochrane

In diesem Workshop wurden im Rahmen des 41. wissenschaflichen Kongresses der ADKA Handwerkszeuge für die Arzneimittelinformation in der Krankenhausapotheke vorgestellt. Das Training umfasste dabei verschiedene Möglichkeiten von kostenpflichtige Datenbanken, Suchmaschinen bis zu kostenfreien Websites.

Krankenhauspharmazie 2016;37:359–60.

KongressCaroline Griesel, Aachen

Was wir von den Nachbarländern über AMTS und Schnittstellenmanagement lernen können

Nach einer Begrüßung thematisierte Prof. Cees Neef eines unserer größten Probleme in Bezug auf „Grenzen überwinden“– die Sprachbarriere. Um selbige zu überwinden, hielt er den Vortrag daher weiter auf Englisch. Eine weitere Barriere, die es in der Zusammenarbeit mit anderen Ländern zu überbrücken gibt, ist der kulturelle Unterschied. Im Vergleich zu Deutschland gibt es in den Krankenhäusern der Niederlande beispielsweise keine hierarchischen Verhältnisse, wie wir es im deutschen Chefarztsystem gewohnt sind.

Krankenhauspharmazie 2016;37:360–1.

KongressAntje Prenzel, Berlin

Jährliches Treffen der Krankenhaus-PTA

Ein Bericht vom diesjährigen Seminartag „Von PTA für PTA“ in Aachen

Der direkte Erfahrungsaustausch zwischen Kolleginnen und Kollegen, die als PTA in Krankenhausapotheken arbeiten, ist seit nunmehr sieben Jahren der Grund dafür, dass sich Krankenhaus-PTA aus ganz Deutschland einmal im Jahr treffen, um im Rahmen des ADKA-Kongresses einen eigenständigen Seminartag durchzuführen. Ins Leben gerufen hatte diese Veranstaltung der Arbeitskreis der Krankenhaus-PTA (KH-PTA) des Bundesverbandes der PTA e.V. (BVpta). Das Konzept dieser Veranstaltung ist, dass einige PTA in Form einer kurzen Präsentation von einem interessanten Themenschwerpunkt ihrer tägliche Arbeit berichten und anschließend alle Teilnehmer die Möglichkeit nutzen, Rückfragen zu stellen und eigene Erfahrungen zu dem Thema in die Diskussion mit einzubringen. Für das diesjährige Treffen, das am 4. Juni in Aachen stattfand, hatten fünf PTA interessante Beiträge vorbereitet, mit denen sie wieder auf eine sehr aktive Zuhörerschaft stießen.

Krankenhauspharmazie 2016;37:362–3.

BerichtKatja Wilke, Dresden

ABS & Infektiologie around the world

Vom 9. bis 12. April 2016 fand der 26. European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ECCMID) in Amsterdam statt. Am diesjährigen Treffen der European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ESCMID) nahmen 11640 Teilnehmer aus 123 Nationen teil, sodass der ECCMID mittlerweile der weltweit größte Kongress für Infektionsmedizin und Klinische Mikrobiologie ist. Zwei Tage vor dem ECCMID trafen sich ABS-Interessierte aus der ganzen Welt in Ijmuiden, Niederlande. Die ESCMID Study Group for Antibiotic Policies veranstaltete dort in Kooperation mit der Dutch Working Party on Antibiotic Policy (SWAB) einen Kurs zu Antibiotic Stewardship.

Krankenhauspharmazie 2016;37:364–9.

SerieDr. Gesine Picksak für den Ausschuss für Arzneimitteltherapiesicherheit

Medikationsfehler

Präparatewechsel führt zur Beinahe-Überdosierung von Cyclophosphamid

Die potenzielle Gefahr für Medikationsfehler aufgrund von Look-alikes ist ein bekanntes Problem. Auch in diesem Fall sorgt die optische Gestaltung der beiden Präparate nur sehr bedingt für Sicherheit.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Sepsis-Patienten im Krankenhaus

Inzidenz in den letzten Jahren gestiegen

Die Sepsisinzidenz ist in Deutschland seit 2004 um durchschnittlich 5,7% gestiegen und lag 2013 bei 279530 Fällen. Besonders betroffen sind Neugeborene und Patienten über 85 Jahre.

Referiert & kommentiertClaudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

Schlaganfall-Prophylaxe bei Vorhofflimmern

NOAK versus Warfarin

Rund 200000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall. In einem Review wurde das Schlaganfallsrisiko für Patienten mit Vorhofflimmern unter Therapie mit neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) im Vergleich mit einer Warfarin-Therapie untersucht.

Referiert & kommentiertHardy-Thorsten Panknin, Berlin

Latente Tuberkulose

Ist eine Chemoprävention mit Isoniazid bei HIV-Patienten effektiv?

Bei latenter Tuberkulose besteht das Risiko, dass bei Schwächung der Immunabwehr eine manifeste Tuberkulose zum Ausbruch kommt. Durch eine präventive Therapie mit Isoniazid kann das Risiko deutlich gesenkt werden. In einer Metaanalyse wurde gezeigt, dass die Chemoprävention auch bei Patienten mit HIV-Infektion effektiv ist. Voraussetzung ist eine Restaktivität des zellulären Immunsystems.

Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Matthias Trautmann, Stuttgart

Referiert & kommentiertSolvejg Langer Stuttgart

Gespendete Muttermilch

Einfluss auf schwerwiegende Infektionen und Mortalität bei Frühgeborenen

Referiert & kommentiertHardy-Thorsten Panknin, Berlin

Sepsis bei Kindern

Vorsicht mit Volumensubsitution

Bei erwachsenen Patienten wird bei schwerer Sepsis die frühzeitige Antibiotikagabe und Volumensubstitution empfohlen. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob diese Empfehlungen auf Kinder übertragbar sind. Für die frühe Antibiotikagabe konnte kein Vorteil bewiesen werden, eine aggressive Volumensubstitution ist möglicherweise sogar von Nachteil.

Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Matthias Trautmann, Stuttgart

Referiert & kommentiertDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Betablocker

Erhöhtes Risiko für perioperative kardiovaskuläre Zwischenfälle

Bei Patienten mit einer unkomplizierten Hypertonie kann die blutdrucksenkende Behandlung mit einem Betablocker mit einem erhöhten perioperativen Risiko für größere kardiovaskuläre Zwischenfälle und für die Gesamtsterblichkeit verbunden sein.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Egid Strehl, Freiburg

Antibiotic Stewardship

Wie profitieren geriatrische Patienten?

Im Jahr 2011 wurde das „Gesetz zu Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen“ (Infektionsschutzgesetz [IfSG]) novelliert. Es schreibt zwingend Hygienevorschriften und erstmals auch die Implementierung von Maßnahmen zum rationalen Einsatz von Antibiotika in Kliniken vor. Dabei ist auch der Antibiotikaverbrauch zu erfassen und zu bewerten, was zu den originären Aufgaben eines Antibiotic Stewardship (ABS) zählt. Die Ende 2013 fertiggestellte S3-Leitlinie „Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus“ (AWMF – Reg. Nr. 092/001 unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie [DGI]) konkretisiert die Vorgaben des IfSG.

NotizenBettina Christine Martini, Legau

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